Berliner Wirtschaft Januar/Februar 2024

IHK Berlin Sustainability Week Neues Format für eine nachhaltigere Praxis im Unternehmen Seite 52 Messe Berlin Neue Geschäftsführung setzt auf internationale Projekte und Präsenz Seite 30 Ideenschmiede Digital Education Lab der IHK Berlin zieht nach einem Jahr erfolgreiche Bilanz Seite 42 Das Magazin der Industrie- und Handelskammer zu Berlin 01-02/2024 ihk.de/berlin Bildung ist das A und O Talente finden und fördern sichert die Fachkräfte von morgen. Wie Unternehmen sich dabei engagieren, weiß Auriella Haßhoff von der GEA Group Seite 18, Interview Seite 26

Sebastian Stietzel ist Präsident der IHK Berlin und Geschäftsführer der Marktflagge GmbH, Management & Investments Laut Statistik hält ein Drittel von uns gute Vorsätze, die an Silvester gefasst wurden, maximal 30 Tage durch. Ich hoffe, der Senat gehört zu den anderen zwei Dritteln und setzt die Pläne für die Verwaltungsmodernisierung, den Wohnungsbau und die Qualitätssteigerung in der Bildung in diesem Jahr ebenso engagiert um, wie er sie angekündigt hat. Der Stadt und mit ihr der Berliner Wirtschaft wäre es zu wünschen. Eines kann ich Ihnen versprechen: Wir werden als IHK unseren Teil dazu beitragen. Und das ist kein guter Vorsatz, sondern unser offizielles Arbeitsprogramm, an dem Sie uns am Ende des Jahres messen können. Schwerpunkte unserer Agenda sind dabei der Berliner Stadtraum, Innovationsförderung und natürlich die Bildung – und zwar entlang der gesamten Bildungskette (S. 18). Das sind aus unserer Sicht Schlüsselfaktoren für die Zukunftsfähigkeit unseres Standortes und die Grundlage dafür, dass Berlin nachhaltig sein Potenzial als moderne Weltmetropole ausschöpfen kann. Denn Berlin kann mehr! In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und Berlin ein erfolgreiches 2024! Ihr Hauptstadtregion Die Zusammenarbeit der Länder Berlin und Brandenburg muss weiter gestärkt werden. So lautete eine der IHK-Forderungen auf der Wirtschaftskonferenz Mitte Januar in Potsdam, deren zentrales Thema die Fachkräftesicherung war und an der auch Kai Wegner, Dietmar Woidke, Franziska Giffey und Jörg Steinbach teilgenommen haben. Seite 13 Die „Berliner Wirtschaft“ gibt es auch online: ihk.de/berlin/berliner-­ wirtschaft Konkrete Ziele statt guter Vorsätze ZEICHNUNG: ANDRÉ GOTTSCHALK; TITEL: AMIN AKHTAR Berliner Wirtschaft 01-02 | 2024 Editorial | 03

BRANCHEN 30 Messe Neue Geschäftsführung will das internationale Engagement ausbauen 35 Start-up Julia Seeliger von Klara Grün im Kurzinterview 36 Museen Privatwirtschaftlich geführte Häuser punkten oft mit großer Innovationsfreude 38 Verkehr BER braucht deutlich verbesserte Infrastruktur 40 Gesundheitswirtschaft Branche diskutiert über Chancen durch Kooperation 41 Historie Hermann Schomburg, ein Pionier der Industriekeramik AGENDA 10 Empfang IHK dankt Ehrenamtlichen für ihr Engagement 12 Digitalisierung Der Einsatz von KI in den Unternehmen hat sich laut DIHK-Umfrage verdoppelt 13 Wirtschaftskonferenz IHKs und Politiker aus Berlin und Brandenburg diskutierten über Fachkräftesicherung 15 Kolumne Zoo-Chef Andreas Knieriem über die Attraktivität Berlins 16 Nachhaltigkeit Unternehmen verstärken Einsatz in diesem Bereich 17 Vollversammlung Gremium formulierte Ziele für Berlin und Arbeitsprogramm FOKUS 18 Bildung Vom frühkindlichen Lernen bis zu beruflicher Kompetenz: Berliner Wirtschaft nimmt die Bildungskette in den Blick 22 Unternehmenspraxis AEMtec, Mobile Learning Labs sowie Jonas & Redmann stellen ihre Lösungen vor 26 Interview HR-Expertin Auriella Haßhoff über Fachkräftemangel, Zielgruppen und Motivation Auriella Haßhoff Head of HR einer Berliner Tochtergesellschaft der GEA Group Schüler sind immer dankbar, wenn sie Praktikumsplätze empfohlen bekommen. 18 Bildung Für gute Ergebnisse sind alle Phasen der Bildung wichtig: Kita, Schule, Ausbildungs- und Arbeitsplatz Wirtschaftskonferenz IHK-Präsident Sebastian Stietzel hob die Bedeutung von herausragenden Talenten für den Standort hervor 13 Berliner Wirtschaft 01-02 | 2024 Inhalt | 04

Museen Wissen interaktiv erlebbar machen: Damit sind das Spionagemuseum und andere private Häuser erfolgreich 36 FACHKRÄFTE 42 Digitale Bildung Erfolgreiche Ideenschmiede: Digital Education Lab zieht nach Auftaktjahr Bilanz 45 Bildungsinitiative Stiftung Kinder forschen setzt den Fokus in diesem Jahr auf Informatik 46 Praktikum Neue Serie zeigt Betrieben Wege auf, frühzeitig Talente zu finden und zu binden 47 Ehrung IHK würdigte im Ludwig Erhard Haus die Besten unter den Azubis und den Meistern 48 Verbundberatung Azubis von Huss-Medien lernen bei Umweltdruck Berlin Buchhaltung SERVICE 52 Sustainability Week IHK-Veranstaltung verfolgt das Ziel einer nachhaltigeren Unternehmenspraxis 56 Beratung Wann die Vermietung einer Ferienwohnung als Gewerbe eingestuft wird 58 Haushalt Wirtschaftssatzung der IHK Berlin für das Jahr 2024 03 Editorial | 06 Entdeckt | 49 Seminare | 54 Impressum | 65 Gestern & Heute | 66 Was wurde aus … Schreiben Sie uns Worüber möchten Sie in der „Berliner Wirtschaft“ informiert werden? Senden Sie Ihre Anregungen per Mail an: bw-redaktion@berlin.ihk.de ILLUSTRATION: GETTY IMAGES/X AXLLLL; FOTOS: STEFAN SPECHT, DEUTSCHES SPIONAGEMUSEUM Von der Vision zum Projekt. 3000 Referenzen Wir beraten Sie gern persönlich. Dipl.-Ing. Fr. Bartram GmbH & Co. KG Ziegeleistraße · 24594 Hohenwestedt Tel. +49 (0) 4871 778-0 Fax +49 (0) 4871 778-105 info@bartram-bausystem.de MITGLIED GÜTEGEMEINSCHAFT BETON im Industrie- und Gewerbebau WWW.BARTRAM-BAUSYSTEM.DE über Das individuelle Bau-System Entwurf und Planung Eigenes Fertigteilwerk Festpreis Fixtermin 50 Jahre Erfahrung Alles aus einer Hand WIR SIND FÜR KINDER DA. OHNE WENN UND ABER. HELFEN SIE UNS DABEI! © Khalil Ashawi / Save the Children

Warm anziehen Am Anfang standen die Liebe zum ganzjährigen Motorradfahren – und kalte Hände. Andreas Mischok (Foto, vorne) entwickelte Heizhandschuhe, die in der Szene einschlugen. Die Keimzelle seines Unternehmens Heizteufel. Inzwischen hat sich das Portfolio deutlich erweitert. Mit einem halben Dutzend Mitarbeitern entwirft und produziert er elektrische Heizkleidung und Hilfsmittel aller Art: für den Gesundheitsbereich, etwa für Amputierte, für Sport und Freizeit, aber auch für Marinetaucher und sogar für die Luft- und Raumfahrt. Individuelle Lösungen und Kleinserien machen das Unternehmen zu einem international erfolgreichen Hidden Champion. Heizteufel Seit 1996 werden in Spandau vielfältige Produkte entwickelt, die elektrisch wärmen. FOTO: ULRICH SCHUSTER Berliner Wirtschaft 01-02 | 2024

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kopf oder zahl Dr. Andreas Eckert Sabine Wendt wird im Frühjahr sein Aufsichtsratsmandat in der Eckert & Ziegler AG niederlegen und in den Vorstand der Pentixapharm AG eintreten. Ebenso scheidet Dr. Hakim Bouterfa aus dem Eckert & Ziegler-Vorstand aus, um sich ganz seinen Aufgaben als Vorstand der Pentixapharm zu widmen. Pentixapharm ist eine Tochergesellschaft von Eckert & Ziegler. ist seit Januar zweite Geschäftsführerin der Berlin Tourismus und Kongress GmbH (Visitberlin). Der Sprecher der Geschäftsführung, Burkhard Kieker, hat seinen Vertrag bis Mitte 2026 verlängert. Wendt arbeitet bereits seit 2009 für Visitberlin. Sie verantwortet die Bereiche Destinationsmanagement und Unterneh- mensentwicklung. 8,4 % Kostenanstieg hat das Amt für Statistik für den Neubau von Wohngebäuden in Berlin im vergangenen Jahr registriert. Damit schwächte sich die Teuerung für Bauleistungen am Bauwerk gegenüber 2022 deutlich ab. „Es gibt zu denken, dass die höheren Arbeitslosenzahlen nur zu einem geringen Teil auf arbeitslos gemeldete Geflüchtete aus der Ukraine zurückzuführen sind. Anders als im gesamtdeutschen Vergleich gibt es in Berlin deutlich mehr Zugänge in die Arbeitslosigkeit und nur geringfügig mehr Abgänge aus der Arbeitslosigkeit. Hier gilt es gemeinsam nach Lösungen zu suchen, um Menschen für den ersten Arbeitsmarkt zu qualifizieren und zu vermitteln. Ende Dezember waren in Berlin 15.000 Menschen mehr arbeitslos gemeldet als ein Jahr zuvor Gemeinsam nach Lösungen suchen gesagt Nicole Korset-Ristic, Vizepräsidentin IHK Berlin FOTOS: VISITBERLIN/DIRK MATHESIUS, BERNHARD LUDEWIG, IMAGO/PHOTOTHEK, AMIN AKHTAR Berliner Wirtschaft 01-02 | 2024 Kompakt | 08

17,5 18,1 17,2 16,6 17,0 16,7 15,6 15,0 13,2 13,5 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 17,3 12,8 In Mio Tonnen 13,1 % weniger Gas wurde im Jahr 2022 in Berlin verbraucht. Andreas Kubala, IHK-Experte für Energie Tel.: 030 / 315 10-758 andreas.kubala@berlin.ihk.de CO2-Ausstoß nimmt wieder ab Laut vorläufiger Energie- und CO2-Bilanz sanken die Emissionen nach Quellenbilanz in Berlin 2022 dank geringerem Gasverbrauch berliner wirtschaft in zahlen Sah es lange danach aus, als werde Berlins Straßenraum in Rad- und Busspuren aufgeteilt, dürfen Autofahrer sich nun doch weiter durch die Stadt stauen. Offen ist noch, ob mit Tempo 30 oder 50. Die Alternativen: Fahrrad bei Schnee und Dauerregen? Busse, die wegen Fahrermangels ausfallen? Und der Wirtschaftsverkehr steigt aufs Cargo-Bike? Dann lieber weiter durchwursteln. War da nicht noch die Sache mit der E-Mobilität? bw Was finden Sie typisch? Schreiben Sie uns: bw-redaktion@berlin.ihk.de Spurwechsel typisch berlin Grafiken: BW Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg PREISGÜNSTIGE BÜRO-NEUBAUFLÄCHEN AM ZUKUNFTSSTANDORT ADLERSHOF WWW.MIETEN-IN-ADLERSHOF.DE MIETANFRAGE@MIETEN-IN-ADLERSHOF.DE +49 30 8891 3322 Eine Projektentwicklung der MIETEINHEITEN/GEBÄUDE VON 250 BIS 5.500 M2 ZUFRIEDENE MIETER KÖNNEN NICHT IRREN 75 BTB-FERNWÄRME MIT 57% ANTEIL ERNEUERBARE ENERGIEN

IHK und Handwerkskammer luden zum Treffen der Berliner Wirtschaft ins Ludwig Erhard Haus, um jene zu würdigen, die sich ehrenamtlich engagieren von Holger Lunau Ehrenamt trifft Politik 1 2 4 5 agenda

Den traditionellen gemeinsamen Neu- jahrsempfang von IHK und Handwerks- kammer gibt es nicht mehr – dafür nunmehr den Treff der Berliner Wirtschaft zum Jahresauftakt. Beim abendlichen Event am 17. Januar im Ludwig Erhard Haus handelte es sich aber nicht um alten Wein in neuen Schläuchen, sondern um ein gänzlich neues Format des Networkings. Rund 400 ehrenamtlich Tätige beider Kammern bekamen als Dank für ihr Engagement die Gelegenheit, in lockerer Atmosphäre mit den Spitzen der Berliner Politik ins Gespräch zu kommen und ihnen auf den Zahn zu fühlen. Die Politikerinnen und Politiker, darunter Regierungschef Kai Wegner sowie Bürgermeisterin und Wirtschaftssenatorin, Franziska Giffey, wiederum konnten Interessantes aus der Berufspraxis von Vollversammlungs- und Ausschussmitgliedern, Schlichtern und Sachverständigen mitnehmen. Einhellige Resonanz: Meet & Greet, so das Motto des Abends, könnte es öfter geben. Handwerkskammer-Präsidentin Carola Zarth und IHK-Präsident Sebastian Stietzel ließen es sich nicht nehmen, der Politik für ihr Wirken im Jahr 2024 gute Ratschläge mit auf den Weg zu geben. Auf dem „Wunschzettel“ der Wirtschaft stehen zum Beispiel eine umfassende Reform der Berliner Verwaltung und ein besser funktionierendes Bildungssystem. Dafür müssten aber auch die Unternehmen Beiträge leisten, beispielsweise mit Angeboten der Berufsorientierung und der Bereitstellung von Schülerpraktika, so Stietzel. Weit oben auf dem Forderungskatalog steht auch die Stärkung des Innovationsstandortes Berlin. Gemeint ist eine engere Kooperation von Unternehmen mit Hochschulen, um letztlich wissenschaftliche Erkenntnisse noch viel stärker in marktfähige Produkte umzusetzen. Und das in Berlin und nicht im Ausland. Ein erster Schritt in die richtige Richtung seien die jüngst abgeschlossenen IHK-Kooperationsverträge mit Hochschulen und die Einrichtung von Anlaufstellen für Berliner Unternehmen an den Hochschulen. Letztlich verwies der IHK-Präsident auf die dringend anzupackenden infrastrukturellen Probleme Wohnungsbau, Gewerbeflächen und Verkehr. Dieser Dreiklang von ausreichendem Wohnraum für Fach- und Arbeitskräfte, ausreichenden Flächen für Handwerk und Gewerbe in den Kiezen und möglichst einfachen Wegen in der Stadt von A nach B sei ein „ganz schöner Spagat“. Doch er sei notwendig, um die Zukunftsfähigkeit der Stadt zu sichern. Handwerkskammer-Präsidentin Zarth verwies auf die gegenwärtig sehr schwierigen Rahmenbedingungen für Handwerk, Gewerbe und Industrie. Nachwirkungen der Corona-Pandemie, der Ukraine-Krieg, die Energiekrise und die Bildungsmisere verlangten von den Betrieben Mut, Zuversicht und Teamgeist. Sie äußerte jedoch zugleich Optimismus, dass die Berliner Wirtschaft die Herausforderungen meistert. Dabei spiele ehrenamtliches Engagement in der Wirtschaft eine herausragende Rolle und sei eine „der wichtigsten Säulen beider Kammern“. An die Politik gewandt, betonte die Präsidentin die Fähigkeit der Wirtschaft, selbst am besten zu wissen, wie die Herausforderungen zu meistern seien. Die Politik müsse aber die richtigen Rahmenbedingungen bieten. Das versprach dann der Regierende Bürgermeister, Kai Wegner. Die Stadt habe enorme wirtschaftliche Chancen, die genutzt werden müssten. Er wünsche den Unternehmen volle Auftragsbücher, denn so würden Arbeitsplätze geschaffen und den Jugendlichen gute Chancen für ihren Start ins Berufsleben eröffnet, und nicht zuletzt würden Steuern gezahlt. Wegner räumte ein, dass noch viel Arbeit vor dem Senat liegt. Dabei nannte er als Schwerpunkte explizit die Infrastruktur in der Stadt, den Wohnungsbau, den Nachholbedarf im Bildungsbereich und die Modernisierung der öffentlichen Verwaltung, eingeschlossen deren Digitalisierung. „Was anderswo gelingt, muss auch in Berlin funktionieren“, betonte er. Bei Live-Musik und Häppchen nutzten Wirtschaftsvertreter und -vertreterinnen wie Politiker und Politikerinnen bis in den späten Abend hinein die Chance, miteinander ins Gespräch zu kommen. Und an einer Tischtennisplatte wurden „schlagende Argumente“ ausgetauscht. Am Ende bleibt die Hoffnung, dass dieses Treffen mit dazu beigetragen hat, auf Probleme in der Stadt aufmerksam zu machen beziehungsweise das eine oder andere davon bald zu lösen. ■ (1) IHK-Präsident Sebastian Stietzel und Handwerkskammer-Präsidentin Carola Zarth bei der Begrüßung (2) Im Gespräch: Sammy Payom, Geschäftsführer der Payom GmbH (3) Wirtschaft und Politik (Kai Wegner, l.) tragen ihr Duell an der Tischtennisplatte aus (4) Bildungssenatorin Katharina Günther- Wünsch im Gespräch (5) Rund 400 Ehrenamtliche kamen zum Meet & Greet der Berliner Wirtschaft 3 FOTOS: KONSTANTIN GASTMANN Empfang | 11 Berliner Wirtschaft 01-02 | 2024

Blockchain VR / AR 3D-Druck Robotik & Sensorik Edge IoT KI / ML Cloud 7 24 5 21 7 16 9 18 9 12 12 13 8 9 13 7 28 20 25 15 19 16 29 12 14 25 32 32 73 19 78 9 Im Einsatz: 2023 2022 Innerhalb der nächsten 3 Jahre geplant: 2023 2022 Logistik (z. B. Lieferketten, Abverkaufsprognosen) Sonstige HR-Prozesse Automatische Wartung Risikoanalyse und -management Qualitätssicherung / Prozessüberwachung Produktentwicklung/-optimierung Personalisierte Kundenansprache und Kundensupport Erzeugung von Inhalten wie Texten, Bildern, Audio, Codes 8 9 13 20 21 36 40 41 80 Die aktuelle Digitalisierungsumfrage der DIHK zeigt: Über ein Drittel der befragten Berliner Unternehmen setzen bereits künstliche Intelligenz im Betrieb ein von Henrik Holst KI-Einsatz verdoppelt Die jüngste DIHK-Digitalisierungsumfrage zeichnet für Berlin eine äußerst dynamische Entwicklung beim Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) in der Wirtschaft: So gaben über ein Drittel der befragten Unternehmen an, KI bereits in ihrem Betrieb einzusetzen – mehr als doppelt so viele wie 2022. Die Einsatzbereiche von KI decken dabei ein breites Spektrum ab: Arbeits- und Produktionsabläufe lassen sich effizienter gestalten; Marketing und Kundensupport können stark automatisiert werden. Und nicht zuletzt führt generative KI wie ChatGPT eindrucksvoll vor Augen, dass auch textbasierte und kreative Aufgaben nicht länger nur von Menschenhand ausgeführt werden können. Insbesondere mit Letzterem hängt offenbar auch der rasante Anstieg des KI-Einsatzes in der Berliner Wirtschaft zusammen. Denn von den Unternehmen, die KI einsetzen, nutzen 80 Prozent generative KI, also die Erzeugung von Inhalten wie Texten, Bildern oder Audio. Der Einsatz für Marketing und personalisierte Kundenansprache sowie die Produktentwicklung/-optimierung folgen mit jeweils gut 40 Prozent. IHK-Präsident Sebastian Stietzel erklärt dazu: „Der große Sprung beim KI-Einsatz zeigt deutlich, dass wir KI längst nicht mehr als Zukunfts-, sondern als absolute Schlüsseltechnologie begreifen müssen. Das wirtschaftliche Potenzial ist riesig und die Anwendungsbereiche vielfältig. Auch dank unserer großen Forschungsexzellenz und kreativen Start-up-Szene kann Berlin zu einem weltweit führenden KI-Standort werden.“ Hauptgründe für die Digitalisierung sind laut Umfrage auch in diesem Jahr die Flexibilisierung des Arbeitens (75 Prozent), gefolgt von Qualitätsverbesserungen (64 Prozent) und Kostensenkung/ Effizienzsteigerung (55 Prozent). Die Unternehmen widmen sich nach den Pandemie-Jahren und den dadurch notwendigen internen Digitalisierungsprojekten und Umstrukturierungen offenbar wieder verstärkt der Entwicklung innovativer digitaler Produkte, Dienstleistungen und Geschäftsmodelle. Mit einem Plus von 20 auf 46 Prozent ist hier der größte Zuwachs im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen. Als Herausforderungen bei der Digitalisierung werden insbesondere die Faktoren Zeit (56 Prozent), Komplexität (53 Prozent) und Kosten (41 Prozent) genannt. Ein Drittel der Unternehmen nennt zudem Sicherheitsrisiken – aus gutem Grund: Knapp ein Fünftel der Betriebe geht davon aus, im vergangenen Jahr Ziel von Cyberangriffen gewesen zu sein. ■ Grafiken: BW Quelle: IHK Berlin Anwendungsgebiete künstlicher Intelligenz Vor allem die generative KI wird von den Berliner Unternehmen genutzt (Angaben in Prozent) Einsatz der Technologien in Berliner Unternehmen Vor allem bei der Nutzung von KI zeigt sich eindrucksvoll die Affinität der Wirtschaft zur Digitalisierung (Angaben in Prozent) Henrik Holst, IHK-Geschäftsfeld Wirtschaft & Politik Tel.: 030 / 315 10-623 henrik.holst@berlin. ihk.de Umfrage Die Auswertung der Ergebnisse unter: ihk. de/berlin/digitalisierungsentwicklung-bw AGENDA | Digitalisierung | 12 Berliner Wirtschaft 01-02 | 2024

Die Wirtschaftskonferenz der Hauptstadtregion in Potsdam stand im Zeichen der Fachkräftesicherung und der Kooperation zwischen den Ländern von Karina Stolte Zusammenarbeit weiter stärken E in für die Wirtschaft zentrales Thema ist die Verfügbarkeit von ausreichend Fachkräften. Daher haben die Industrie- und Handelskammern aus Berlin und Brandenburg das Thema Fachkräftesicherung in den Fokus der diesjährigen Wirtschaftskonferenz der Hauptstadtregion gestellt. Auf der Suche nach Lösungen für die angespannte Fachkräftesituation, die jetzt schon in vielen Unternehmen das Verwirklichen der gesamten Leistungskraft der Wirtschaft ausbremst, diskutierte die Wirtschaft mit Vertretern aus der Politik. Der Präsident der IHK Berlin, Sebastian Stietzel, verwies bei der Eröffnung der Konferenz auf das große Potenzial der Hauptstadtregion und betonte: „Um zu einem führenden Standort für Hochtechnologie zu werden, müssen wir nicht nur die Verbindung zwischen Wissenschaft und Wirtschaft intensivieren, sondern vor allem herausragende Talente anziehen.“ Die Präsidentin der IHK Potsdam, Ina Hänsel, ergänzte mit ihrem Wunsch, alle in- und ausländischen Potenziale auszuschöpfen sowie alle personellen Reserven zu mobilisieren. „Wir müssen schneller werden“ Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Kai Wegner, sowie der brandenburgische Ministerpräsident, Dr. Dietmar Woidke, stellten der Wirtschaft ihre Perspektive zur länderübergreifenden Fachkräftebewältigung vor. „Fachkräfte sind heute der limitierende Faktor, was die wirtschaftliche Entwicklung angeht. Wir müssen es gerade den kleineren Unternehmen deutlich einfacher machen, Fachkräfte aus dem Ausland zu holen“, so Woidke. Wegner betonte die Wichtigkeit einer abgestimmten Zusammenarbeit beider Länder: „Wir müssen schneller werden. Das ist der Anspruch, den wir haben müssen in diesem Jahr. Berlin und Brandenburg dürfen nicht im Konkurrenzkampf stehen. Berlin und Brandenburg müssen ihre Fachkräftestrategien abstimmen und harmonisieren“, so der Regierende Bürgermeister. Berlins Wirtschaftssenatorin, Franziska Giffey, und Brandenburgs Wirtschaftsminister, Prof. Dr. Jörg Steinbach, diskutierten mit Vertreterinnen und Vertretern aus Wirtschaft und Wissenschaft über die Herausforderungen rund um den Fachkräftemangel und die Fachkräfteeinwanderung. In den anschließenden Foren erörterten Unternehmerinnen und Unternehmer mit Experten zentrale Fragen der Fachkräftesicherung und Steigerung der Arbeitgeberattraktivität in der Hauptstadtregion. ■ Sebastian Stietzel Präsident der IHK Berlin Um zu einem führenden Standort für Hochtechnologie zu werden, müssen wir vor allem herausragende Talente anziehen. Berlin und Brandenburg rücken näher zusammen: Franziska Giffey, Sebastian Stietzel, Kai Wegner und Dietmar Woidke (v. l.) Gastgeberin: Ina Hänsel, Präsidentin der IHK Potsdam FOTOS: STEFAN SPECHT Wirtschaftskonferenz | 13

Kooperationsvereinbarung soll Wissenschaft und Wirtschaft noch stärker miteinander vernetzen IHK und FU bündeln ihre Kräfte Starke Partnerschaften zwischen Wissenschaft und Wirtschaft sind die Basis für ein innovationsstarkes Berlin. Nur gemeinsam können Lösungen für große Herausforderungen wie digitale Transformation, Energiewende, moderner Verkehr und ein starkes Gesundheitswesen entwickelt werden. Deshalb setzen IHK und FU Berlin auf eine noch engere Zusammenarbeit, besiegelt durch eine Kooperationsvereinbarung mit konkreten Zielen. Es geht vor allem darum, akademische Fachkräfte passgenau für die Arbeitswelt zu qualifizieren und aus wegweisenden Forschungsergebnissen „Made in Berlin“ Wertschöpfung zu generieren und marktfähige Unternehmen aufzubauen. Mit ihrer Partnerschaft stellen beide Institutionen sicher, dass Lehrende, Forschende und Studierende noch enger mit kleinen und mittleren Unternehmen zusammenarbeiten. Insgesamt werden so die Wirtschaft in der Universität und die Wissenschaft in den Unternehmen sichtbarer und die Stadtentwicklung positiv vorangetrieben. due Klimaschutzpartner Neuer Schwung für Berliner Klimaprojekte Bis zum 12. April können Berliner Unternehmen, Bürger und öffentliche Einrichtungen beim Wettbewerb „Klimaschutzpartner des Jahres 2024“ ihre Ideen und Projekte einreichen. In diesem Jahr schließen sich zudem neue Partner dem Bündnis an, um Klimaschutzprojekten noch mehr Präsenz in Berlin zu verleihen. Die Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg und der VBKI treten dem Bündnis bei, das bisher aus Architektenkammer Berlin, Baukammer Berlin, Handelsverband Berlin-Brandenburg, Handwerkskammer Berlin, IHK Berlin und dem BBU Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen bestanden hatte. Unterstützt wird der Wettbewerb auch in diesem Jahr von der Vattenfall Wärme Berlin AG. Gesucht werden innovative Klimaschutzprojekte mit Vorbildcharakter, die in den vergangenen zwei Jahren in Berlin realisiert oder geplant wurden. Die Gewinner des Preises werden am 15. Mai im Rahmen der Berliner Energietage in drei Kategorien gekürt: realisierte Projekte, innovative Planungen und Projekte öffentlicher Einrichtungen. Das Lieblingsprojekt des Publikums gewinnt per Wahl zudem 1.000 Euro. scla Der IHK-Themenausschuss „Fachkräfte & Arbeitsmarkt“ diskutierte zum Jahresabschluss mit den Sprechern für Arbeit der Fraktionen des Abgeordnetenhauses über die Rahmenbedingungen zur Fachkräftesicherung für Berliner Unternehmen. Zum Thema Arbeit postulierte Prof. Martin Pätzold (CDU) eine stärkere Berücksichtigung des Lohnabstandsgebots. Damiano Valgolio (Linke) wies darauf hin, dass in Unternehmen oft die Zeit für Weiterbildung fehle. Und beim Thema Migration plädierte Christoph Wapler (Grüne) für mehr Offenheit in Gesellschaft und Wirtschaft. algj Fachkräftesicherung IHK-Ausschuss trifft Politik Für eine erfolgreiche Kooperation von Wirtschaft und Wissenschaft: Staatssekretär Dr. Henry Marx, IHK-Präsident Sebastian Stietzel, FU-Präsident Prof. Günter M. Ziegler und Staatssekretär Michael Biel (v. l.) Larissa Scheu, IHK-Public-Affairs-­ Managerin Energie- und Klimaschutzpolitik Tel.: 030 / 315 10-686 larissa.scheu@berlin. ihk.de Wettbewerb Anmeldung unter: klimaschutzpartner-berlin.de FOTO: INES HASENAU AGENDA | Kompakt | 14

Das Potenzial unserer Stadt sehen! Ein Berlin-Besuch muss so begeistern, dass unsere Gäste immer wieder kommen wollen und vor allem überall davon schwärmen. Wenn wir das schaffen, haben wir unseren Job gut gemacht Die Zeichen stehen gut: Berlin erlebt als Städte-Highlight eine Renaissance! Mit über zehn Millionen Besuchern pro Jahr gehört Berlin nicht nur für deutsche Besucher zu den beliebtesten Reisezielen. Die Hauptstadt im Herzen Europas zieht Reisende aus aller Welt magisch an. Bei den beliebtesten europäischen Städtereisezielen belegt Berlin sogar den dritten Platz, direkt nach London und Paris. Als Berlin-Highlight für Touristen spüren wir diese positive Entwicklung im Zoo Berlin natürlich unmittelbar. Wenn ich durch den Zoo gehe, höre ich jeden Tag Sprachen aus allen Teilen der Welt. Das macht mich sehr stolz, denn diese Vielfalt zeigt, wie sehr Menschen aus aller Welt unsere Hauptstadt mit ihren Museen, ihren Theatern, ihrer Gastronomie und nicht zuletzt den Zoos schätzen. Zwei Drittel unserer jährlich 5,5 Millionen Gäste im Zoo, Aquarium und Tierpark Berlin sind Touristen. Damit profitieren wir von der Anziehung der Stadt, spielen aber auch eine entscheidende Rolle dabei, dass diese Attraktivität erhalten bleibt. Daher sind wir – wie wir in der Pandemie schmerzlich erfahren haben – stark darauf angewiesen, dass Berlin weiterhin ein stark frequentiertes Reiseziel bleibt. Wir dürfen uns nicht ausruhen und Berlins touristischen Reiz als selbstverständlich oder gar gesichert sehen. Im Gegenteil – jetzt müssen wir ran! Unsere Stadt strahlt, weil wir sie polieren. Am besten wir fangen damit direkt bei uns selbst an. Wenn ich manchmal bei einem Abendspaziergang den verschmutzten Hardenbergplatz erlebe mit seinen überquellenden Mülleimern, seinem welken Grün und dabei die schlechte Luft einatme, frage ich mich: Schaffen wir den Sprung in eine moderne Metropole, in der sich alle Menschen (und Tiere) – ob von nah oder fern – wohlfühlen können? Ja, wir können das schaffen, wenn wir nicht nur die Politik in die Verantwortung nehmen, sondern selbst handeln: Unser Berlin braucht mehr Eigenverantwortung und weniger Gleichgültigkeit. Lassen Sie uns gemeinsam dafür sorgen, dass Berlin lebenswert für die Bevölkerung und attraktiv für Touristen bleibt. Und – das sage ich in meiner Rolle als Direktor der Zoologischen Gärten Berlin – lassen Sie uns an grünen Natur- orten in der Stadt durchatmen. Grüne Inseln wie die Zoologischen Gärten müssen bewusst wahrgenommen werden und ihr Potenzial als Tourismusmagnet für den wirtschaftlichen Erfolg Berlins anerkannt werden. Diese Attraktivität unserer Stadt ist eine Stärke und damit eine Chance, die wir erkennen, nutzen und bewahren müssen. ■ Meinung In der Kolumne „Auf den Punkt“ positionieren sich im monatlichen Wechsel Mitglieder des Präsidiums zu wirtschaftspolitischen Fragestellungen aus ihrer persönlichen Sicht. präsidiumsmitglieder beziehen stellung Dr. Andreas Knieriem ist Vorstand der Zoologischer Garten Berlin AG und Mitglied im Präsidium der IHK Berlin FOTO: AMIN AKHTAR Auf den Punkt | 15 Berliner Wirtschaft 01-02 | 2024

Barometer zeigt verstärktes Engagement Berliner Unternehmen beim Thema Nachhaltigkeit. Auch die IHK geht mit zweitem Nachhaltigkeitsbericht voran von Saskia Lössl Wirtschaft wird nachhaltiger Das Jahr 2023 brach erneut den Klimarekord als wärmstes Jahr seit Beginn der Datenerfassung, begleitet von Hitzewellen, Waldbränden und Überschwemmungen. Globale geopolitische und soziale Spannungen sind allgegenwärtig. In dieser dynamischen Umgebung steht 2024 erneut im Zeichen von Nachhaltigkeit, auch angetrieben durch eine stärker werdende Regulatorik wie die CSRD-Richtlinie und das Lieferkettengesetz. Diese Gesetze verpflichten große Unternehmen zur Nachhaltigkeitsberichterstattung, lenken Lieferketten und können sogar Kreditvergaben beeinflussen. Auch die Aufmerksamkeit für Nachhaltigkeit in der Berliner Wirtschaft wächst. Laut dem Nachhaltigkeitsbarometer der IHK Berlin hat sich der Anteil der Unternehmen, die Nachhaltigkeit in irgendeiner Form berücksichtigen, von 75,3 Prozent 2022 auf 78,1 Prozent im Jahr 2023 erhöht. Auch die Anzahl der Unternehmen, die sich bereits auf den Weg gemacht haben und konkrete Projekte umgesetzt oder erste Erfahrungen damit gemacht haben, ist gestiegen. Interessanterweise ist jedoch die Selbstwahrnehmung als Nachhaltigkeitsexperten von 17,4 Prozent auf 12,6 Prozent gesunken. Es scheint, als ob Unternehmen den Umfang des Themas erst erkennen, wenn sie aktiv Maßnahmen ergreifen. Einblicke in Maßnahmen und Ziele Die IHK Berlin hat bereits vor einigen Jahren ein Nachhaltigkeitsmanagement eingeführt und veröffentlicht nun stolz ihren zweiten Nachhaltigkeitsbericht. Der Bericht basiert auf den 20 Kriterien des Deutschen Nachhaltigkeitskodexes und gibt Einblicke in die Ziele, Maßnahmen und Kennzahlen für sechs übergreifende Nachhaltigkeitsziele. Im Bereich „interne Nachhaltigkeit“ plant die IHK Berlin die Einführung des Umweltmanagementsystems EMAS, um die eigene Umweltperformance zu optimieren. Für mehr Diversität wird die Position eines Inklusionsmanagers beziehungsweise einer Inklusionsmanagerin geschaffen. Gemeinsam mit ihren Ausschüssen arbeitet die IHK an einem Zielbild für eine nachhaltige Metropole Berlin. Wer mehr über die nachhaltigen Initiativen der IHK Berlin erfahren möchte, findet im neuen Nachhaltigkeitsbericht detaillierte Informationen dazu. Ein Blick in den Bericht offenbart das Engagement der Kammer für eine nachhaltigere und zukunftsfähige Wirtschaftslandschaft (siehe auch Seite 52). ■ 66,5 % der Unternehmen haben bereits Erfahrungen gesammelt, nachhaltige Projekte umgesetzt oder sehen sich als Experten. 78,1 % der Befragten berücksichtigen das Thema Nachhaltigkeit generell im Unternehmen. 2022 waren es 75,3 Prozent. IHK-Bericht Online ist der Bericht verfügbar unter: ihk.de/berlin/nachhaltigkeitsbericht2023 Saskia Lössl, Nachhaltigkeitsmanagerin der IHK Berlin Tel.: 030 / 315 10-253 saskia. loessl@ berlin.ihk.de Grafiken: BW Quelle: IHK Berlin Praxis in Berliner Unternehmen Unternehmen zu der Frage, welche Erfahrung sie bisher im Betrieb mit Nachhaltigkeit gemacht haben (in Prozent) Wir sehen uns bereits als Experten in diesem Bereich. Wir haben bereits Projekte in diesem Bereich umgesetzt. Wir haben erste Erfahrungen damit gemacht. Es gibt Überlegungen zu ersten Projekten. Bisher noch keine. 2023 2022 12,6 17,4 28,3 24,4 25,6 24,8 8,7 11,6 21,9 24,7 FOTO: FOTOSTUDIO CHARLOTTENBURG AGENDA | Nachhaltigkeit | 16 Berliner Wirtschaft 01-02 | 2024

B erlin hat auf dem Weg zu einer modernen Weltmetropole noch viel Arbeit vor sich. Das Zeug, ein wirtschaftlich starker Magnet mit international herausragender Strahlkraft zu sein, besitzt die deutsche Hauptstadt. Aber auf vielen Feldern der Gesellschaft braucht es Modernisierung und mehr Effizienz. Zu dieser Einschätzung kam die IHK-Vollversammlung Mitte Dezember 2023 bei der Verabschiedung des Arbeitsprogramms für die Berliner Wirtschaft – das zugleich Leitfaden für die Tätigkeit der IHK Berlin ist. Als Schlüsselfaktoren für eine resiliente und zukunftsträchtige Entwicklung der Wirtschaft werden die Punkte wirksame Bildung, zukunftsfähiges Unternehmertum, pragmatische Stadtentwicklung, innovatives Wachstum und funktionierende Stadtverwaltung angesehen. Dabei spielt die Fachkräftesicherung eine besondere Rolle, beeinflusst sie doch wesentlich den Erfolg auf allen Ebenen. Angesichts dessen verstärkt die IHK ihre vielfältigen Anstrengungen nochmals, um junge Leute nach der Schule in Ausbildung zu bringen beziehungsweise Arbeitnehmer weiterzubilden. Außerdem baut die IHK Berlin ihren Service für ihre Mitgliedsunternehmen weiter aus. Dazu gehören unter anderem Beratungen zu Nachhaltigkeit, Fördermitteln, Fachkräftesicherung und Energieeffizienz. Weitere Informationen zum Arbeitsprogramm finden Sie auf der Homepage der IHK (s. links unten). Dort gibt es auch detaillierte Informationen zu den drei Positionspapieren, die von der Vollversammlung beschlossen wurden. Zu den Themen zählen nachhaltige Metropole, Sondervermögen Klimaschutz des Senats sowie Transfer von Hochschulwissen in wirtschaftlich verwertbare Produkte. Darüber hinaus beschloss die Vollversammlung den Wirtschaftsplan 2024 der IHK Berlin. Dieser regelt alle Einnahmen und Ausgaben im laufenden Jahr und ist dem Prinzip des sparsamen und wirtschaftlichen Handelns verpflichtet. In Umsetzung des Arbeitsprogramms investiert die IHK Berlin insbesondere verstärkt in Digitalisierung und Marketing, um noch besser die Anliegen der Berliner Wirtschaft sichtbar zu machen. Weitere Informationen zum Wirtschaftsplan gibt es ab Seite 58. ■ Ziele für Berlin, das Arbeitsprogramm sowie der Wirtschaftsplan standen auf der Tagesordnung der IHK-Vollversammlung im Dezember von Holger Lunau Pflöcke für 2024 eingeschlagen IHK-Präsident Sebastian Stietzel leitete die Vollversammlung; im Vordergrund Stephan Wolter, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Berlin Ergebnisse im Detail Informationen zum Arbeitsprogramm und den Positionspapieren der IHK unter: ihk.de/berlin/vollversammlung FOTO: AMIN AKHTAR Vollversammlung | 17

INHALT 22 Vereint Talente finden AEMtec kooperiert beim Thema Ausbildung 24 Rascher lernen durch KI Mobile Learning Labs vermittelt spielend Wissen 25 Tüftelnd die Welt verbessern Faszination MINT-Berufe: Jonas & Redmann 26 „Das Wichtigste ist für mich die Motivation“ Auriella Haßhoff von der GEA Group im Interview Kita, Schule, Ausbildungs- und Arbeitsplatz: Wissen und Fähigkeiten sollten in allen Lebensphasen erweitert werden fokus

LERNEN IM LIFECYCLE Von frühkindlicher Sprachförderung bis zur Unterstützung für Auszubildende durch Senior Experten: So facettenreich sind die Bildungsangebote der Berliner Wirtschaft von Jens Bartels ILLUSTRATION: GETTY IMAGES/X AXLLLL Bildung | 19 Berliner Wirtschaft 01-02 | 2024

B ildung gehört zu den wichtigsten Begleitern für das ganze Leben. Damit möglichst viele Menschen in der Hauptstadt von einer guten Bildung im Lifecycle profitieren können, engagiert sich die Berliner Wirtschaft mit guten Ideen. Dazu gehört etwa Nano’s Kidsclub. „Über unsere Plattform können ukrainische Mütter für drei Stunden am Tag kostenlos Kinderbetreuung buchen, während sie im Elternbereich Hilfe in Sachen Job-, Wohnungssuche und Sprache bekommen oder auch einfach nur ein offenes Ohr für ihre Sorgen finden“, sagt die gebürtige Ukrainerin Alexandra Mendelez. „Auf 300 Quadratmetern bietet gleichzeitig ein Spielraum alles, was das Kinderherz begehrt“, ergänzt die russischstämmige Maria Köster. Beide Frauen leiten die gemeinnützige integrative Kinderbegegnungsstätte und die dahinterstehende Nano Nation gGmbH. Neben pädagogischen Förderangeboten runden wechselnde Entertainmentauftritte das Spiel- und Spaßprogramm ab. Doch nicht nur die Kleinsten gilt es in Berlin zu integrieren, sondern auch Schulkinder, Jugendliche und junge Erwachsene. „Daher werden wir 2024 unser Angebot auch für andere Zielgruppen ausbauen“, so die engagierten Leiterinnen. Aus der Ukraine stammende Schulkinder erhalten im Nano’s Kidsclub Nachhilfe in einer altersgerechten Lernecke, und für ukrainische junge Erwachsene bietet die Begegnungsstätte Praktikumsplätze an. „Wir haben im Laufe unserer Karrieren gelernt, dass Herausforderungen mutig anzunehmen und Krisen meistern zu wollen, auch den unabdingbaren Willen voraussetzt, lernen zu wollen“, betont Alexandra Mendelez. „Daher sind wir der festen Überzeugung, dass lebenslanges Lernen und die Weitergabe beziehungsweise der Austausch von Wissen zwischen Menschen eine große Rolle spielen und dadurch neue Ideen entstehen, die die Wirtschaft antreiben. Sprache ist der Schlüssel Die Basis für eine wirksame Bildung im Lifecyle beginnt bereits im Kindergarten. „Sprache ist der Schlüssel für Teilhabe und eine erfolgreiche Bildungskarriere“, sagt Stefan Spieker. Deswegen müsse sie – sowohl für Muttersprachler als auch für Kinder und Jugendliche, die Deutsch als Fremdsprache erlernen – systematisch von der Kita bis in die berufliche Ausbildung hinein gefördert werden. Fest steht dabei für den IHK-Vizepräsidenten: „Einzelmaßnahmen an bestimmten Stellen der Bildungskette werden nicht ausreichen, um die Bildungsqualität in Berlin effektiv und nachhaltig zu steigern.“ Es sei unerlässlich, die komplette Bildungskette in den Blick zu nehmen und unter anderem dafür Sorge zu tragen, dass nicht bereits in jungen Jahren Defizite entstehen, die sich später kaum beheben lassen. Verschiedene BildungsanIHK-Vizepräsident Stefan Spieker ist wichtig, die gesamte Bildungskette in den Blick zu nehmen. Defizite in früher Jugend, etwa beim Spracherwerb, ließen sich so vermeiden. Die IHK sieht sich als Initiator für besser verzahnte Angebote FOTO: IHK BERLIN/AMIN AKHTAR FOKUS | Bildung | 20

gebote müssten in einer Gesamtstrategie verzahnt werden. „Die IHK sieht sich hier als Initiator, bereitet den Boden vor und bringt Politik, Wirtschaft und andere Stakeholder zusammen“, so Spieker. „2024 wird dies unter anderem in einem Festival der Berliner Wirtschaft mit dem Schwerpunkt im Bereich Bildung fortgeführt.“ Um die kontinuierliche Entwicklung von Fähigkeiten und Wissen in der Hauptstadt zu unterstützen, arbeitet die IHK Berlin bereits seit vielen Jahren mit ganz unterschiedlichen Angeboten gezielt an der Weichenstellung für eine attraktive Berufsbildung. Neu hinzugekommen sind im Werkzeugkasten für wirksame Bildung das Digital Education Lab und das Portal „weiterbildung.berlin“. Mit dem Lab hat die Kammer einen Raum geschaffen, in dem sich Partner aus der Bildungslandschaft im Netzwerk austauschen und digitale Innovationen für den künftigen Ausbildungsmarkt entwickeln können. Darunter finden sich Start-ups, aber auch andere Bildungsbegeisterte aus Wirtschaft, Praxis und Gesellschaft. Aktuell sind fast alle Büros vermietet. Auch im Jahr 2024 sind etliche Formate geplant, um Kooperationen zu fördern (siehe S. 42). Im Rahmen des umfassenden Beratungsangebots weiterbildung.berlin arbeiten sämtliche wichtigen Akteure der Hauptstadt eng unter einem Dach zusammen, angefangen bei den Agenturen über den Senat bis zu IHK und Handwerkskammer. Das Portal ist seit September 2023 am Start. Unternehmen können mithilfe der zentralen Anlaufstelle alle Fragen rund um das Thema Weiterbildung klären. Dazu zählen auch Informationen darüber, welche Weiterbildungen grundsätzlich Sinn ergeben und gebraucht werden, welche Angebote qualitativ hochwertig sind oder wie sich eine Weiterbildung finanzieren lässt. Viele weitere Formate stehen Interessierten zur Verfügung. Aber egal ob bei der Anpassungsqualifizierung inklusive Anerkennungsberatung, der betrieblichen Integration von Geflüchteten und Zugewanderten oder der Passgenauen Besetzung: Nur durch gemeinsame Anstrengungen unterschiedlichster Akteure lässt sich der Bedarf an Fachkräften auch in Zukunft sichern. Das zeigt eindrücklich ein Beispiel aus der Hotellerie und Gastronomie. In dieser Branche beginnen in der Hauptstadt zwar wieder mehr junge Menschen eine Ausbildung. Allerdings fehlen den vielen Azubis aus aller Welt ausreichende Deutschkenntnisse, um überhaupt die Chance auf eine erfolgreiche IHK-Abschlussprüfung und damit einen optimalen Karrierestart zu haben. Hier setzt ein Pilotprojekt am Oberstufenzentrum (OSZ) Gastgewerbe an. Gemeinsam mit Partnern wie der IHK Berlin, dem Hotel- und Gastronomieverband sowie der Senatsschulverwaltung hat das OSZ einen fachspezifischen Sprachkurs ins Leben gerufen. „Für die Umsetzung eines solchen Projekts braucht es Mut zu neuen und pragmatischen Lösungen“, sagt Schulleiter Jürgen Dietrich. Der Berufssprachkurs für Gastronomie- und Hotelberufe findet seit Februar 2023 zwei Mal in der Woche am OSZ statt, um die Auszubildenden auf den Berufsschulunterricht vorzubereiten. „Das erste Fazit fällt vorsichtig positiv aus“, meint Dietrich. „Wir haben 250 junge Menschen mit großen Sprachdefiziten identifiziert, von denen mittlerweile 60 in Sprachkursen gelandet sind.“ Warum die Quote trotz dieses wichtigen Fundaments für einen erfolgreichen Karrierestart nicht höher ist, darüber lasse sich nur spekulieren. Ein Leben lang weiterbilden Grundlagen schaffen, fundierte Berufswahlentscheidungen treffen, einen guten Einstieg in Beruf und Karriere schaffen und sich sein Leben lang weiterbilden: Insgesamt zählt die Bildungskette viele wichtige Glieder. Zu den unschätzbaren Werten für den Wirtschaftsstandort Berlin und die Bildung im Lifecycle gehört nicht zuletzt, Wissen an die nächsten Generationen weiterzugeben. Auch das lässt sich auf vielfältige Art und Weise tun. Warum nicht das eigene Fachwissen in den Dienst der beruflichen Bildung stellen und ein Ehrenamt als Prüfer bei der IHK Berlin ausüben? Oder nach dem Berufsleben im Rahmen von VerA Unterstützung bei der Ausbildung geben? VerA ist eine haupt- und ehrenamtliche Organisation unter dem Dach der Stiftung Senior Experten Service. Die Initiative bringt junge Menschen, denen die Ausbildung schwerfällt, mit ehrenamtlichen Fachleuten im Ruhestand zusammen: immer nach dem 1:1-Prinzip oder Tandem-Modell. Es ist sowohl für die Auszubildenden als auch für die Mentoren ein Erfolgsrezept. „Die persönliche Motivation für mein Engagement ist vielfältig“, erzählt Hans Strudthoff, Regionalkoordinator der Initiative im Berliner Raum und selbst Mentor bei VerA. „Ich habe genau wie andere Ausbildungsbegleiter einen persönlichen Mehrwert, der darin besteht, jungen Menschen zu helfen, Lebenserfahrung sowie berufliches Wissen weiterzugeben, Austausch über Generationengrenzen hinweg zu erleben und damit auch zur Lösung gesellschaftlicher Probleme beizutragen.“ Besser kann man eine gute Idee nicht in die Tat umsetzen. ■ Team Ausbildungsberatung Tel.: 030 / 315 10-213 ausbildungsberatung@ berlin.ihk.de ihk.de/berlin/ausbildungsberatung Yvonne Meyer, IHK-Public-Affairs- Managerin Ausbildungspolitik Tel.: 030 / 315 10-547 yvonne.meyer@berlin. ihk.de IHK-Ausbildungsportal Infos für Betriebe, Ausbildende und Azubis: ihk.de/berlin/ausbildungsportal-info Ausbildungsmarketing Tipps und Hilfe fürs Azubi-Recruiting unter: ihk.de/berlin/ausbildungsmarketing ihk.de/berlin/whitepaper-­ ausbildungsmarketing Ausbildungsplätze In Berlin und bundesweit Ausschau halten: ausbildung.berlin ihk-lehrstellenboerse.de Ausbildungsbotschafter Azubis werben Azubis: ihk.de/berlin/ausbildungsbotschafter Mehr zum Thema Weitere Informationen und Service-Angebote in dieser Ausgabe: Passgenaue Besetzung (S. 44), Praktikumswoche (S. 46), Verbundberatung (S. 48) Berliner Wirtschaft 01-02 | 2024

Mikroelektronik hat einen tiefgreifenden Einfluss auf unser Leben: Sie macht Geräte intelligenter, Fahrzeuge sicherer und Medizin präziser. Die Branche befindet sich in einer Phase des starken Wachstums. Faktoren wie die zunehmende Digitalisierung, eine wachsende Vernetzung von Geräten und Systemen oder die grüne Transformation treibt die Nachfrage nach Produkten der Mikro- elektronik voran. Zu den erfolgreichen Berliner Unternehmen in diesem Bereich gehört die AEMtec GmbH mit Sitz am Wissenschaftsstandort Berlin-Adlershof. Der etablierte B2B-Anbieter ist spezialisiert auf die Entwicklung, Industrialisierung und Herstellung von komplexen mikro- und optoelektronischen Modulen bis hin zu kompletten Systemen. Im Jahr 2023 erwirtschaftete das Unternehmen mit 270 Mitarbeitenden einen Gesamtumsatz von rund 74 Mio. Euro. Mit dem Wachstum steigt auch der Fachkräftebedarf der AEMtec GmbH seit Jahren an. Doch die Suche nach qualifiziertem Personal ist gar nicht so einfach. „Die Einstellung von hoch qualifizierten Ingenieuren und Technikern im Bereich Mikrosystemtechnik sowie artverwandter Qualifikationen stellt für uns schon seit langer Zeit eine Herausforderung dar“, sagt Jan Trommershausen. „Hier haben wir zwar durch die Vielseitigkeit der Aufgabenstellungen in der Halbleiter-, der Medizintechnik sowie weiteren industriellen Anwendungen den Vorteil, abwechslungsreiche Aufgaben anbieten zu können“, ergänzt der AEMtec- Geschäftsführer. „Allerdings sind die Talente in diesem Bereich rar. In Einzelfällen hat es Stellen gegeben, die das Unternehmen über neun Monate nicht besetzen konnte.“ Um den Herausforderungen bei der Stellenbesetzung entgegenzuwirken, hat die AEMtec GmbH im vergangenen Jahr ein Bündel ganz unterschiedlicher Instrumente auf den Weg gebracht. Dazu zählen ein Mitarbeiter-werben-Mitarbeiter-Programm, die Erweiterung der Zusammenarbeit mit Personalberatern für die Gewinnung Hochqualifizierter oder Mitarbeiterwerbung durch Plakatierung an ÖPNV-Stationen. Aber auch mit einer nochmaligen Intensivierung der Zusammenarbeit mit Schulen und Berufsschulen, der Ausspielung verschiedener Videos mit Mitarbeitern des Unternehmens als „TV-Stars“ in den Bereichen Ausbildung, Fertigung und Engineering zur Ansprache von Kandidaten oder einer zielgenauen Werbung in Social-Media-Kanälen wird derzeit nach neuem Personal gesucht. Gleichzeitig spielt bei der AEMtec GmbH die eigene Ausbildung bei der Gewinnung von Fachkräften eine zentrale Rolle. „Schon seit rund 20 Jahren bilden wir kontinuierlich Mikrotechnologen aus“, erzählt Jan Trommershausen. „Eine besondere Herausforderung ist dabei die Tatsache, dass diese Ausbildung weitgehend unbekannt ist, zum Beispiel im Vergleich zu dem Beruf des Chemielaboranten.“ Um den Bekanntheitsgrad der Berufsausbildung zu stärken, hat die AEMtec GmbH mit anderen Unternehmen vor einigen Jahren den Verein proANH am Standort Adlershof gegründet. Der Name steht für Aus- und Weiterbildungsnetzwerk Hochtechnologie. Angebunden beim Ferdinand-Braun-Institut, wird der Verein von den ausbildenden Unternehmen und teilweise aus Fördermitteln finanziert. Zukunftsermöglicher gesucht Die gemeinsamen Anstrengungen verschiedener Akteure, angefangen beim proANH und den Mitgliedsunternehmen über das bbw Bildungswerk der Wirtschaft in Berlin und Brandenburg bis hin zur Arbeitsagentur, bewähren sich auch bei der Gewinnung von Fachkräften über Qualifizierungsmaßnahmen. So wurden unter dem Motto „Wir suchen Zukunftsermöglicher“ im vergangenen Jahr Qualifizierungen für die Fachkraft in der Elektronikfertigung angeboten. „Über diese Maßnahme haben wir acht neue Mitarbeiter gewonnen, die sich in kurzer Zeit sehr gut bei uns integriert haben“, freut sich Jan Trommershausen. „Eine Folgeveranstaltung hat es schon gegeben, und weitere Termine werden folgen.“ ■ Die Adlershofer AEMtec GmbH geht neue Wege, um für ihre Mikroelektronik-Produktion Fachkräfte mit seltener Qualifikation zu gewinnen Vereint Talente finden Gut vernetzt Der QR-Code führt zum Unternehmen auf LinkedIn: Jan Trommershausen In Einzelfällen konnte das Unternehmen Stellen über neun Monate nicht besetzen. Fürs Thema Ausbildung hat AEMtec-Geschäftsführer Jan Trommershausen Partner gesucht 270 Mitarbeitende hat AEMtec. 2023 erwirtschaftete das Unternehmen einen Umsatz in Höhe von 74 Mio. Euro. FOTO: AEMTEC FOKUS | Bildung | 22 Berliner Wirtschaft 01-02 | 2024

F aktenwissen ist auch im digitalen Zeitalter unverzichtbar. Es bildet die Grundlage für weiterführendes Lernen, kritisches Denken und das Verstehen komplexer Zusammenhänge. „Für das Training von Faktenwissen ist laut verschiedensten Studien nach wie vor das Abfragen die effektivste Methode“, sagt Christian Kiefer, Geschäftsführer der Mobile Learning Labs GmbH. „Auch in Quizzer wird Wissen durch Abfragen trainiert und gefestigt.“ Mit dem digitalen Produkt hat das Berliner Unternehmen ein international ausgezeichnetes System für spielerisches mobiles Lernen im Gewand einer QuizApp auf den Bildungsmarkt gebracht. Neben dem gezielten Üben können Inhalte wie bei gängigen Quiz-Apps in Quiz-Duellen gegen Kollegen gespielt, Awards freigeschaltet, Avatare erstellt und Highscores geknackt werden. „Die Wirkung von Quizzer zeigt sich in signifikanten Verbesserungen der Prüfungsleistungen der Nutzerinnen und Nutzer“, freut sich Kiefer. Das Angebot ist eine Erfolgsgeschichte: Mittlerweile nutzen Unternehmen verschiedenster Größen und Branchen die digitalen Lerninhalte des Systems als festen Bestandteil der betrieblichen Aus- und Weiterbildung, darunter Edeka oder EnBW. Aber auch die größte Schweizer Polizeischule oder die Nichtregierungsorganisation „WirBerlin“ sind dabei. Da in Quizzer beliebige Inhalte geschult werden können, ist es in den unterschiedlichsten Bereichen einsetzbar. KI als Lerncoach Die neueste Entwicklung der Mobile Learning Labs GmbH ist Quizzer AI. Damit können in kürzester Zeit über künstliche Intelligenz (KI) Inhalte für die Quiz-App generiert werden. „Unsere Erfahrung zeigt, dass durch den Einsatz von KI bei der Generierung von Lerninhalten bis zu 80 Prozent der Zeit eingespart werden kann“, berichtet Christian Kiefer. „Insgesamt haben KI-Tools das Potenzial, eine wichtige Rolle in der Bildung zu spielen“, ist er überzeugt. „Sie können vor allem das individualisierte Lernen unterstützen, indem sie etwa Unterrichtsmaterialien an die spezifischen Bedürfnisse einzelner Schülerinnen und Schüler anpassen oder als individueller Lerncoach fungieren.“ Wie künftig neue digitale Lernangebote aussehen können, erörtert das Unternehmen auch im Digital Education Lab der IHK Berlin. Kiefer: „Durch die verschiedenen Veranstaltungen dort konnten wir unser Netzwerk ausbauen und haben bereits einige Partner für gemeinsame Projekte gefunden.“ ■ Christian Kiefer, Geschäftsführer Mobile Learning Labs, hat Kunden aller Größen und Branchen 80 % Zeitersparnis bei der Generierung von Lerninhalten sollen KI-Tools bringen. Und eine einfachere Individualisierung. Gut vernetzt Der Unternehmer auf LinkedIn unter dem QR-Code: Mit Quizzer setzt die Mobile Learning Labs GmbH auf spielerische Vermittlung von Wissen. Künstliche Intelligenz eröffnet neue Möglichkeiten Rascher lernen durch KI FOTOS: CHRISTIAN KIELMANN Berliner Wirtschaft 01-02 | 2024

Markus Eipeldauer ist Leiter der betrieblichen Aus- und Weiterbildung bei der Jonas & Redmann Group in Adlershof Die Jonas & Redmann Group entwickelt und fertigt seit mehr als drei Jahrzehnten Maschinen und Produktionssysteme, mit denen Gutes getan werden kann. So übernehmen die Anlagen des Berliner Unternehmens beispielsweise in der Medizintechnik die Herstellung von lebensrettenden Produkten. Gleichzeitig tragen Maßanfertigungen der Tüftler aus Adlershof in den Bereichen Photovoltaik, Energiespeicher oder E-Mobilität dazu bei, dass weniger der für die Umwelt und das Klima schädlichen Abgase in die Luft gelangen. „Mit unseren Ideen schaffen wir auch die Grundlagen dafür, dass Visionen wie etwa die Idee des autonomen Fahrens weltweit Realität werden“, sagt Markus Eipeldauer. „Ohne gut ausgebildete und motivierte Mitarbeiter wäre dieser Erfolg nicht möglich“, fügt der Leiter der betrieblichen Aus- und Weiterbildung bei der Jonas & Redmann Group hinzu. „Deswegen bilden wir unsere Fachkräfte seit 1990 selbst aus und versuchen in der Regel nach erfolgreich abgeschlossener Ausbildung die Auszubildenden auch zu übernehmen.“ Egal ob durch Praktika und Ausbildungsprogramme, die Teilnahme an Jobmessen und Veranstaltungen der Berufsorientierung oder durch Online-Präsenz und soziale Medien: Um die passenden Fachkräfte für eine Ausbildung zu finden, nutzt das Unternehmen eine Vielzahl unterschiedlicher Instrumente. Faszination MINT-Berufe „Zu den zentralen Faktoren zählt, frühzeitig auf mögliche Fachkräfte der Zukunft zuzugehen und schon im Rahmen der Berufsorientierung sowohl junge Männer als auch junge Frauen gezielt anzusprechen“, betont Markus Eipeldauer. Besonderes Augenmerk bei der Suche nach dem Personal der Zukunft legt die Jonas Redmann Group darauf, jungen Menschen die Faszination von MINT-Berufen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) näherzubringen. In diesem Zusammenhang geht es auch darum, frühzeitig Unterstützung und Informationen bereitzustellen, um die Talente und Interessen junger Frauen und Männer in den entsprechenden Berufsbildern zu fördern. „MINT-Berufe spielen eine entscheidende Rolle bei der Lösung globaler Herausforderungen, sei es im Umweltschutz, Gesundheitswesen oder anderen Bereichen“, so der HR-Experte von der Jonas & Redmann Group. „Es ist äußerst wichtig, dass junge Menschen verstehen, wie ihre Interessen und Fähigkeiten in diesen Bereichen dazu beitragen können, positive Veränderungen in der Gesellschaft herbeizuführen.“ ■ Markus Eipeldauer Interessen junger Menschen tragen zu positiven Verände- rungen bei. Gut vernetzt Unter dem QR-Code findet sich das Unternehmen auf LinkedIn: Medizintechnik, erneuerbare Energien oder Reduzierung von Abgasen: Die Ideen von Jonas & Redmann sollen globale Probleme angehen Tüftelnd die Welt verbessern Bildung | 25

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