Berliner Wirtschaft Januar/Februar 2024

Wie schätzen Sie die junge Generation ein, die jetzt in den Arbeitsmarkt eintritt? Für sie steht oftmals der Spaß im Vordergrund. Sie wünschen sich eine Arbeit, die sie erfüllt. Der Freizeitaspekt wird wichtiger. Es gibt einige, die wollen nur in Teilzeit arbeiten und zum Beispiel um 15 Uhr den Stift fallen lassen. Das ist ein gewisser Kontrast zu anderen Generationen, die so sozialisiert wurden, dass man bis zum Umfallen arbeitet und erst in den Feierabend geht, wenn der Job erledigt ist. Ich sehe meine Aufgabe darin, zwischen diesen Positionen zu vermitteln. Ist es nicht kompliziert, immer neue Arbeitsmodelle zu schaffen? Und brauchen Sie keine Leistungsträger, die bis zum Umfallen arbeiten? Ich bin ein Fan davon, kreative Lösungen zu finden. Und zur zweiten Frage eine Gegenfrage: Muss ein Leistungsträger immer 40 Stunden in der Woche arbeiten? ■ Onboarding wird immer ernster genommen, um Mitarbeitende, die mühsam rekrutiert wurden, nicht gleich wieder zu verlieren. Worauf setzen Sie dabei die Akzente? Für wichtig halte ich, dass die neuen Leute sehr schnell in Netzwerke im Unternehmen integriert werden. Essenziell dafür, ob Mitarbeitende bleiben oder nicht, ist, dass sie sehr schnell abteilungsübergreifend arbeiten können. Selbstverständlich informieren wir in der Einarbeitung über unsere Produkte und unser Geschäft. Aber wir organisieren auch das Kennenlernen von Personen aus anderen Abteilungen – natürlich mithilfe der Führungskräfte. Mit welchem Kanal erzielen Sie im Recruiting die besten Erfolge? Das kann ich pauschal nicht sagen, da muss ich je nach Berufsgruppe unterscheiden. Wichtig ist zunächst, wie wir die Ausschreibung formulieren. Ich muss den Führungskräften immer wieder erklären, dass der Anforderungskatalog nicht zu üppig formuliert werden darf. Sonst bewirbt sich keiner. Den Schwerpunkt müssen die Vorteile bilden, die Mitarbeitende mit einer Anstellung bei uns erhalten. Das, was ich mir als Anforderung in einer Stellenausschreibung wünsche, sollte nur noch drei bis fünf Bulletpoints beinhalten. Welche Rolle spielt das Einkommen? Früher haben sich die Leute in Scharen in Konzernen beworben, weil sie dort Tariflöhne erhalten. Das ist nicht mehr so. Für Bürojobs im Engineering und in der IT erhalten wir derzeit 50 Prozent aller Bewerbungen aus Übersee. Sprechen die Bewerber denn Deutsch, oder lernen sie schnell? Wenn sie das wirklich wollen, legen sie sofort los. Manche belegen auch schon vorab Kurse. Für uns ist es trotzdem eine Herausforderung. Wenn ich jemand in der Konstruktion einstelle, muss er auch in die Fertigung gehen und sich mit den Fachkräften dort unterhalten. Wenn die Kommunikation nicht einwandfrei funktioniert, wird das sehr schwer. Und die Ansprache der Zielgruppen erfolgt über Social Media? Auch. Mundpropaganda ist sehr wichtig. Wir honorieren es, wenn unsere Mitarbeitenden uns neue Kolleginnen und Kollegen vermitteln. Das sind sehr oft Menschen, die hervorragend in unsere Unternehmenskultur passen. Wir haben aber auch schon Servicemonteure über Print-Anzeigenkampagnen gefunden. Für wichtig halte ich, dass die neuen Leute sehr schnell in Netz- werke im Unternehmen integriert werden. Auriella Haßhoff Interview | 29

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