Berliner Wirtschaft Januar/Februar 2024

Welche Qualifikation ist für Sie am schwierigsten zu besetzen? Am schwierigsten ist es ganz eindeutig, Servicemonteure zu finden, also Menschen, die zum Kunden fahren und dort die Anlagen aufbauen oder instandsetzen. Warum ist das so schwer, aufgrund der Reisetätigkeit? Ja, und weil Servicemonteure absolute Experten sein sollten. Sie müssen vor Ort beim Kunden alle Herausforderungen bestehen und alle Anlagen im Detail kennen. Deshalb sind wir dabei, ein Onboarding-Programm zu entwickeln. Wir definieren, welche Kenntnisse da sein müssen und wie wir sie schulen können. Außerdem prüfen wir, wie wir den Job des Servicemonteurs in den Lebenszyklus der Mitarbeitenden bei uns einbauen können. Junge, gut ausgebildete Kräfte könnten zum Beispiel für einige Zeit im Service arbeiten und sich später, wenn sie sesshaft werden wollen, weiterbilden für Tätigkeiten im Werk. Gelingt es Ihnen denn gegenwärtig noch, alle Stellen für Auszubildende zu besetzen? Im Jahr 2023 hat es gut funktioniert, besser als im Jahr davor. Wir haben sehr viel Werbung gemacht, waren auf Messen, haben Videos produziert, waren auf Social Media unterwegs. Insofern sind wir sehr glücklich, dass wir fast alle Ausbildungsplätze besetzen konnten. Worauf achten Sie bei der Einstellung von Azubis besonders? Das Wichtigste ist für mich die Motivation. Wer einen Beruf erlernen möchte, sollte Spaß daran haben, Neues kennenzulernen, und mit ganzem Herzen dabei sein. Azubis müssen wissen, dass sie ausgezeichnete Chancen in ihrem Berufsbild wie auch bei uns bei GEA haben. Setzen Sie bei Ihrer Personalarbeit ab dem Recruiting von Azubis an oder schon früher? Wir versuchen, so früh wie möglich anzusetzen. Bei jungen Menschen, die schon im Kindesalter zum Beispiel durch ihre Eltern oder im Rahmen von Unternehmensbesuchen oder Praktika mit uns in Berührung kommen, ist die Wahrscheinlichkeit noch größer, dass sie sich für eine Ausbildung oder ein duales Studium bei uns interessieren. Ich schreibe deshalb auch Grundschulen in der näheren Umgebung an und biete Betriebsbesichtigungen an. Wir wollen Kooperationen aufbauen. Wir laden auch zum Girl’s Day und zum Boy’s Day ein. Wie kommt das bei den Schülern an? Gemischt. Sie sind immer dankbar, wenn sie Praktikumsplätze empfohlen bekommen. Ich frage oft: Was für ein Praktikum möchtest du machen? Sie wissen es nicht. Es gibt so viele Berufe, dass die Orientierung schwerfällt. Schüler haben keine Vorstellung davon, was jemand in der Buchhaltung macht oder in der Personalabteilung. Wir wollen künftig, dass die Schülerinnen und Schüler in dreiwöchigen Praktika drei unterschiedliche Bereiche kennenlernen. Das kann im Büro oder auch im Werk sein. Was halten Sie von lebenslangem Lernen? Das ist mir ganz wichtig. Deshalb haben Gespräche mit Mitarbeitenden für mich eine große Bedeutung, weil man darin die diesbezüglichen gegenseitigen Erwartungshaltungen abklopfen kann. Ich versuche immer, Impulse zu geben: Wie entwickelt sich der Arbeitsmarkt? Welche neuen Lehrmethoden gibt es? Ich gebe das auch an die Führungskräfte weiter. Wir organisieren das aber lieber innerhalb unseres Arbeitsalltags. Wenn externe Trainings besucht werden, dann ist es wichtig, sicherzustellen, dass das Gelernte danach in die tägliche Arbeit einfließt. Vor ihrer GEAZeit war Auriella Haßhoff Standortpersonalleiterin bei Jacobs Douwe Egberts und Bombardier Transportation Foto rechts: Ein Schweißer im Berliner GEA-Werk: Die Fähigkeiten der Fachkräfte sind für das Unternehmen ein wichtiger Erfolgsfaktor Gut vernetzt Kontakt zu Auriella Haßhoff auf LinkedIn über den QR-Code: FOTOS: AMIN AKHTAR Berliner Wirtschaft 01-02 | 2024

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