Berliner Wirtschaft Januar/Februar 2024

Ob Vanilleschoten und Kakaobohnen in Indonesien oder Pinienkerne in den USA: Weltweit kauft Richard Alphons Portier die Zutaten für Florida Eis ein. Der Niederländer mit indonesischen Wurzeln schaut sich dafür im Auftrag von Geschäftsführer Olaf Höhn die infrage kommenden Plantagen an, um einschätzen zu können, wie gut es den Arbeitern und ihren Familien geht. „Nur wenn unser Einkäufer vor Ort einen guten Eindruck hat, handelt er die Preise aus“, sagt der Unternehmer. Die Reisekosten des Einkäufers zahlen sich ihm zufolge aus. „Beim Direkteinkauf in Erzeugerländern sparen wir uns die Händlermarge“, erklärt Höhn, der dabei auch rechtliche Vorgaben in der Beschaffung erfüllt. Betriebe sollten das Gesetz kennen Das Gesetz über unternehmerische Sorgfaltspflichten in Lieferketten (LkSG) gilt seit Jahresbeginn für alle Firmen mit mehr als 1.000 Beschäftigten. Es verlangt im Rahmen der Beschaffung, menschenrechtliche und umweltbezogene Sorgfaltspflichten zu beachten. Mithin ist es auch für kleinere Betriebe bedeutsam, die beispielsweise Zulieferer eines Konzerns sind oder – wie Florida Eis – große Einzelhandelsketten beliefern. Christopher Gocza, Referent für Rechtspolitik im Geschäftsfeld Wirtschaft & Politik der IHK Berlin, sagt deshalb: „Wir empfehlen allen Unternehmen, sich mit dem Gesetz vertraut zu machen.“ Dann zeige sich recht schnell, wo es Probleme geben könnte. „Und wer allgemeine Fragen zu den Themen Nachhaltigkeit und Lieferketten hat“, so Gocza, „kann sich an das Service-Team der IHK wenden.“ Geschäftsführer Höhn weiß, wie wichtig es ist, die Lieferkette für Florida Eis widerstandsfähig zu halten, damit auch die großen Filialisten die gewünschte Ware zur verabredeten Zeit erhalten – egal, was im Vorfeld mit Zutaten aus Übersee passiert. Denn anderenfalls drohen hohe Vertragsstrafen. Deshalb ist der Unternehmer vergangenen November im italienischen Treviso gewesen, als sein Einkäufer in den USA unterwegs war, und hat Kontrakte beim größten Händler für Nüsse, Mandeln und Pistazien abgeschlossen, damit in jedem Fall genügend Ware für die Eisproduktion verfügbar ist. „Denn wer keinen Kontrakt hat, bekommt nach einer schlechten Die Lieferwege sind individuell unterschiedlich, die Sorgfaltspflichten gelten für alle Mit welchen Lösungen und digitalen Anwendungen die betriebliche Logistik umweltgerechter und sicher organisiert werden kann von Rudolf Kahlen Smarte Lieferwege FOTO: GETTY IMAGES/EZYPIX Berliner Wirtschaft 01-02 | 2024 VERLAGSSONDERVERÖFFENTLICHUNG | Logistik und Lieferketten | 50

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