Berliner Wirtschaft Januar/Februar 2024

das noch einmal die Interdisziplinarität nachhaltiger Entwicklung betont. So geben die digitalen Brown-Bag-Lunch-Seminare täglich zur Mittagszeit eine fokussierte Einführung, während in einem Führungskräfteworkshop erarbeitet wird, wie die Inner Development Goals helfen können, die zunehmende Regulatorik zu meistern. Bei Kiezspaziergängen werden in Gesprächen mit Politikerinnen und Politikern Chancen und Herausforderungen vor Ort erörtert. Die nachhaltige Finanzierung des Bau- und Immobiliensektors ist Thema eines Branchentreffs, und um rechtliche Fragen zur Werbung mit Nachhaltigkeitsversprechen geht es im Onlineseminar „Green Claims“. Ums Netzwerken geht es auch Im Onlineformat findet auch der Erfahrungsaustausch zur Beschäftigung von Menschen mit Behinderung für Ausbildungsbetriebe statt. Das Netzwerken kommt ebenfalls nicht zu kurz, ob beim gemeinsamen Kochen der Nachhaltigkeitsbeauftragten oder beim Business Lunch des IHK-Frauennetzwerks mit dem Fokus auf Führungsqualitäten. Um das Ausloten möglicher Sy- nergien geht es beim Vernetzungsevent für KMU und Soziale Unternehmen unter dem Motto „Voneinander lernen – miteinander wirtschaften“. Auftakt und Abschluss der Woche bilden jeweils Podiumsdiskussionen mit hochkarätigen Gästen: Das Auftaktfrühstück „Gute Nachrichten – Schlechte Nachrichten“ wirft die Frage auf, wie Betriebe ihre Nachhaltigkeitsambitionen erfolgreicher kommunizieren und Green-Washing-Kampagnen vermeiden können. Der Abschlussabend widmet sich in Kooperation mit den Wirtschaftsjunioren Berlin und dem Bauhaus Erde den Themen biobasiertes Bauen und Kreislaufwirtschaft. Durch die Vielfalt an Veranstaltungen und die Einbindung verschiedener Akteure soll die Sustainability Week der IHK Berlin dazu beitragen, nicht nur das Bewusstsein für Nachhaltigkeit zu schärfen, sondern insbesondere auch die Umsetzung von nachhaltigen Geschäftsmodellen in der Berliner Wirtschaft voranzutreiben. ■ Wie wichtig ist aus Ihrer Erfahrung Nachhaltigkeit als Kriterium bei der Arbeitgeberwahl? In dem Trendwort „Purpose“ geht das Thema Nachhaltigkeit mit auf. Als treibende Kraft dahinter wird gerne die Gen Z gesehen, aber interessanterweise zeigen aktuelle Zahlen etwas ganz anderes: Bei den meisten Berufseinsteigern geht es nach wie vor um die Frage der persönlichen wie auch der finanziellen Entwicklungsmöglichkeiten. Sinn suchend sind vielmehr jene Arbeitskräfte, die langjährige Erfahrungen in sinnlosen Beschäftigungen gemacht haben und sich nun von einem Berufswechsel mehr Erfüllung versprechen. Welche Fehler machen Unternehmen bei dieser Frage? Egal, wie groß oder wie klein ein Unternehmen ist: Nachhaltigkeit darf nie nur ein Lippenbekenntnis sein, sondern ist Chefsache. „Sustainability“ meint die Fähigkeit, etwas aufrechtzuerhalten – eine Kernkompetenz der Führung. Dieses Denken und das Verständnis, dass nachhaltiges Handeln kein Kostenblock, sondern eine Investition ist, sind in vielen Unternehmen noch nicht vorhanden. hart BW: Herr Bartelt, Sie beraten Unternehmen zu den Themen Employer Branding und Marketing. Welche Fragen werden Ihnen am häufigsten gestellt? Marcus Bartelt: Meistens geht es um die Fragestellung, wie die Nachhaltigkeitsbestrebungen nach außen an Kundschaft und Öffentlichkeit, aber auch nach innen, an die eigenen Mitarbeitenden, glaubwürdig kommuniziert werden können. Viele Unternehmen haben in der Vergangenheit die Erfahrung gemacht, dass die Grenze zwischen Nachhaltigkeitskommunikation und Green Washing sehr schmal ist und leicht übertreten werden kann. Ein Vorwurf, mit dem sich viele Unternehmen konfrontiert sehen. Warum ist das so schwierig? Ein Problem ist, dass die Breite des Begriffes „Nachhaltigkeit“ nicht erfasst wird. Eine Reduzierung auf das Thema Klimaneutralität reicht nicht aus. Es geht genauso um Diversity, Inklusion, Fairness, Lieferketten und so weiter. Das Spotlight nur auf einen Aspekt zu setzen in der Hoffnung, dass bei den anderen nicht so genau hingeschaut wird, funktioniert in digitalen Zeiten nicht. „Nachhaltigkeit darf nie nur Lippenbekenntnis sein“ Marcus Bartelt Inhaber von buerobartelt concepts und Referent der Sustainability Week Björn Barutzki, IHK-Fachkoordinator Nachhaltigkeit Tel.: 030 / 315 10-657 bjoern.barutzki@berlin.ihk.de Programm Themen und Teilnahmemöglichkeiten ILLUSTRATION: GETTY IMAGES/GUOYA; FOTO: LAURASCHULZ-MEDIA.DE Sustainability Week | 53

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