BERLINER WIRTSCHAFT 05/17
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UNTERNEHMEN & MÄRKTE
Smarte Quartiere für
die Stadt von morgen
Die verdichtete Metropole
bietet gute Voraussetzungen,
Gebäude als multifunktionale,
vernetzte Stadtbausteine zu
nutzen
»
Von Anke Reimann
D
ie historisch gewachse-
ne, lebendige Nutzungsmi-
schung einer urbanen, dich-
ten Metropole gilt als Al-
leinstellungsmerkmal Berlins. Sie macht
die hohe Attraktivität der Hauptstadt als
Wohn-, Arbeits- und Lebensstandort aus.
Unternehmen profitieren von kurzen
Wegen, einem großen Kundenpotenzial,
hohen Agglomerations- und Fühlungs-
vorteilen und einer guten Verfügbarkeit
von Fachkräften. Berlins Quartiere spie-
geln die Vielfalt der europäischen Bau-
strukturen wider: gründerzeitliche In-
nerstadtgebiete, Großsiedlungen des
standardisierten Geschosswohnungs-
baus, kleinstrukturiert von Einfamili-
enhäusern geprägte Gebiete – viele mit
Nachverdichtungspotenzial.
Aktuell kommen aufgrund der hohen
Attraktivität rund 45.000 Menschen jähr-
lich neu nach Berlin – und damit auch
neue Herausforderungen und Chan-
cen. Ein weiteres Plus des Zuzugs: Im-
mer mehr frische Ideen werden in Ber-
lin ausprobiert. 2015wurden rund 42.000
Unternehmen neu gegründet.
Eine einmalige Chance für die Wirt-
schaft, neue Technologien und Lösun-
gen in unmittelbarer räumlicher Nähe
im Neubau und bei Bestandsgebäuden
zur Anwendung zu bringen: Smart Grids,
die ein modernes Energiemanagement
erlauben, kombiniert mit einer smarten
Hauskommunikation, die über Bildschir-
me Anreize zum Energiesparen gibt und
zugleich die aktuell beste Mobilitätslö-
sung anzeigt. Bildschirme, die Ergebnisse
GEORG
STRECKER
Arnold Kuthe Enter-
tainment GmbH c/o
Wintergarten Varieté
Berlin, Mitglied des
IHK-Kompetenz-
teams Mittelstand
„
Smart City ist für mich,
wenn unsere Quartiere
zeigen, was wir smart
draufhaben“
Berlin lebt durch seine Vielfalt und seine kreativen Köpfe.
Viele Berliner Unternehmen, ob alteingesessen oder Start-up,
entwickeln hochinnovative Produkte. Höchste Zeit, dass sich
dies auch in unserer Nachbarschaft widerspiegelt, egal ob in
großen Quartieren auf der grünenWiese oder in lebendigen
Bestandsquartieren wie dem Quartier Potsdamer Straße Nord/
Lützowstraße/Flottwellstraße. Zu lange schon warten wir auf ein
smartes Vergaberecht in der selbst ernannten Smart City. Zu lange
warten wir darauf, dass die Anwendung smarter Lösungen eine
Verpflichtung für alle städtischen Gesellschaften wird.
„Innovativ, interaktiv,
intelligent“ - eben smart
Positionspapier der IHK Berlin benennt
Handlungsvorschläge
INFO
Das Positionspapier
formuliert die wich-
tigsten Handlungsvorschläge aus Sicht der
Wirtschaft, um die Debatte für eine smarte
Stadt zu beleben und Politik und Verwaltung
aufzufordern, die notwendigen
Schritte zu unternehmen.
Mehr Informationen unter:
www.ihk-berlin.de/smart-cityder letzten Bewohnerversammlung ab-
rufbar machen und über die sich der Ein-
kauf tätigen lässt, der in zentralen Quar-
tiersboxen zum gewünschten Zeitpunkt
abholbar ist. Gebäude werden zu mul-
tifunktionalen, digital vernetzten Stadt-
bausteinen, in denen mehrere Generati-
onen unter einem barrierefreien, solar-
und windenergiebestückten Dach leben,
deren Abfallsammlung sich automatisch
mit anderen Gebäuden vernetzt. So kann
Berlin zum Vorreiter werden.
„City in a box“, Songdo, Südkorea: In der
Planstadt sind unter anderem ein zentral
geplantes, pneumatisches Abfallwesen,
Smart-Cards, die zugleich als Ausweis
wie auch als Schlüssel und Zahlungs-
mittel dienen, eine flächendeckende
Videokommunikation und ein digitales
Parkplatzmanagement vorgesehen.
Mehr Best Practices gibt es auf der Web-
site der IHK unter
www.ihk-berlin.de/smart-city. ‹ BW
Südkorea präsentiert
die digitale Stadt
SMART CITY BERLIN
Genau geplant: „City in a box“ in Südkorea
FOTOS: AMIN AKHTAR/IHK BERLIN, GALE INTERNATIONAL




