UNTERNEHMEN & MÄRKTE
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BERLINER WIRTSCHAFT 01/17
FOTOS: IHK, PERRY NORDENG
Smart, digital, grün:
Energiewende made in Berlin
Auch wenn Berlin über keine
optimalen Strukturen zur
Umsetzung der Energiewende
verfügt, können Unternehmen
vom Boom profitieren
N
ach der Ankündigung der
Bundesregierung, aus der
Atomenergie auszusteigen,
ist der Weg zur vollständi-
gen Nutzung regenerativer Energiequel-
len für Deutschland und Berlin noch ein
langer. Berlins Strukturen zur Umsetzung
der Energiewende sind unzureichend.
Zudem ist das Ausbaupotenzial für die
Produktion des grünen Stroms in Ber-
lin naturgemäß begrenzt. Dennoch kön-
nen auch die Berliner Unternehmen und
Start-ups von dem Boom um die Ener-
giewende profitieren.
Die in der Stadt entwickelten innova-
tiven Energietechnologien können zum
einen dazu beitragen, denAusbau der er-
neuerbaren Energien voranzutreiben und
zum anderen das gesamte Energiesystem
von der Erzeugung bis hin zum flexib-
len Verbrauch zu optimieren. Hierbei er-
öffnet vor allem die Digitalisierung neue
Geschäftsfelder und setzt damit auch die
Energiewirtschaft „unter Strom“: De-
zentrale Erzeuger werden über virtu-
elle Kraftwerke zusammengefasst und
gesteuert, Elektrofahrzeuge werden als
Speicher flexibel in das Stromsystem in-
tegriert und intelligente Häuser werden
zu selbstversorgenden Einheiten.
Die Metropolregion Berlin-Branden-
burg bietet für die Integration regenera-
tiver Energieerzeugung sowie für neue
smarte Energielösungen ein interessantes
Anwendungsfeld. Bereits heute gibt es in
der Region über 6.000 Unternehmen mit
rund 60.000 Beschäftigten, die jährlich
rund 30 Mrd. Euro Umsatz generieren.
KARSTEN
SCHULZE
Haru-Reisen OHG
Hans Rudek
Mitglied des
IHK-Kompetenz-
teams Mittelstand
„
Smart City ist für mich,
mit meinen neuen
Geschäftsideen an die
smarte Stadt anzudocken.“
„Der Berliner Senat ist aufgefordert, bei Verträgen mit Dritten
Monopolpositionen auszuschließen. Gerade grundlegende Infra-
strukturleistungen werden für alle weiteren Entwicklungen
einer datenbasierten Wirtschaft ein Nadelöhr darstellen. Hier
muss der diskriminierungsfreie und kostenneutrale Zugang für
alle Marktteilnehmer sichergestellt sein. Als Beispiel können die
Regulierungen im Bereich Telekommunikation und Energie dienen.
Das Kompetenzteam Mittelstand fordert Berlin auf, bei Verträgen
zur Infrastruktur und zu Smart City-Leistungen Schnittstellen mit
offenen Standards zu gewährleisten, damit Dritte diese für spätere
Anwendungen diskriminierungsfrei nutzen können.“
„Innovativ, interaktiv,
intelligent“ - eben smart
Positionspapier der IHK Berlin benennt
Handlungsvorschläge
INFO
Das Positionspapier
formuliert die wich-
tigsten Handlungsvorschläge aus Sicht der
Wirtschaft, um die Debatte für eine smarte
Stadt zu beleben und Politik und Verwaltung
aufzufordern, die notwendigen
Schritte zu unternehmen.
Mehr Informationen unter:
www.ihk-berlin.de/smart-cityEine hohe Konzentration von Wirtschaft
und Wissenschaft begünstigt zudem die
Schaffung zahlreicher Modellprojekte
für sektorenübergreifende Energiever-
sorgung. All die guten Ansätze müssen in
der Zukunft jedoch von der Berliner Ver-
waltung effizienter unterstützt sowie von
den Akteuren der Energiewirtschaft und
Wissenschaft noch konsequenter umge-
setzt werden.
‹ TAMARA BECKER
Gemeinsam mit einem großen Energie-
versorger wird in Malmö ein nachhaltiges
Stadtquartier entwickelt. Das Gebiet im
Stadtteil Hyllie soll durch erneuerbare
Energien und Energierückgewinnung bis
2020 voll versorgt werden. Dabei werden
eine hohe Dezentralität und weitgehende
Autarkie angestrebt. Dies ist dank der
Verknüpfung von intelligenten Gebäu-
detechnologien , innovativer IKT und
Energieerzeugung vor Ort möglich.
Mehr Best Practices im Internet unter
www.ihk-berlin.de/smart-city.‹
BW
Nachhaltige Energie
BEST PRACTICE
Vorbildlich: Malmös Stadtteil Hyllie