BERLINER WIRTSCHAFT 01/17
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UNTERNEHMEN & MÄRKTE
Lifestyle, der für
die Tonne ist?
Irgendwann ist es cool geworden, Kaffee unterwegs zu trinken.
Doch die Millionen an Bechern, die auch in Berlin verkauft
werden, erzeugen eine Menge Verpackungsmüll
»
Von Kai Kalusa
Gegen Müll: Ulrike Gottschau und Clemens Pech, Geschäftsführer von Boodha – Just Swap it
A
uf dem Weg zur Arbeit, im
Auto oder beim Spaziergang
– Coffee-to-go ist aus dem
Alltag nicht mehr wegzu-
denken. Jeder vierte Kaffee wird inzwi-
schen außer Haus konsumiert. Pro Jahr
werden in Berlin zwischen 170 und 200
Mio. Coffee-to-go verkauft. Für Gastro-
nomie und Einzelhandel eine wichtige
Einnahmequelle: 250 bis 300 Mio. Euro
Umsatz entstehen durch das Geschäft mit
dem unterwegs konsumierten Kaffee -
alleine in der Hauptstadt.
Die Kehrseite: Der Einsatz von Ein-
wegbechern verursacht Ressourcenver-
brauch und erzeugt Abfall. Für die Pro-
duktion von Einwegbechern kommen
daher vermehrt nachwachsende Roh-
stoffe zum Einsatz. Coffee-to-go-Verpa-
ckungen bleiben aber eine Herausforde-
rung für die Entsorgung.Wenn die Becher
in den Papierkörben landen, erhöhen sie
aufgrund des großen Volumens den Auf-
wand für die BSR. Verkürzte Entleerungs-
intervalle oder größere Behälter wie Un-
terflursysteme oder der neu entwickelte
„Bubbles“ sind die Folge.
Von politischer Seite wird immer
wieder die Drohkulisse einer Steuer auf
Einwegverpackungen heraufbeschworen,
die aufgrund der hohen Preisspanne bei
unterschiedlichen Coffee-to-go-Anbie-
tern und der Frage, wie andere Einweg-
verpackungen behandelt werden müss-
ten, wenig realistisch erscheint. Gastro-
nomie und Einzelhandel suchen daher
nach Wegen, um ihrer Verantwortung
für ressourcenschonenden Kaffeekon-
sum gerecht zu werden.
Bundesweit sind zahlreiche Initiati-
ven entstanden, die sich der Vermeidung
von Coffee-to-go in Einwegbechernwid-
men. Auch in Berlin: Im Sommer 2016
startete mit „Mein Becher für Berlin“ ein
Projekt von S-Bahn, Bio Company und
Marktzeit. Georg Kaiser, Geschäftsführer
der Bio Company: „Mit dem Verkauf des
wiederverwendbaren Mehrwegbechers
möchten wir die Menschen dazu sensi-
bilisieren, weniger Müll zu produzieren.“
Die Becher werden zum Einkaufspreis
abgegeben, pro Heißgetränk erhalten die
Kunden ein Jahr lang 20 Cent Nachlass
bei allen beteiligten Bio Company Fili-
alen. Auch die großen Player haben re-
agiert: Starbucks bietet 30 Cent Rabatt für
den mitgebrachten Becher, und McDo-
nald’s hat angekündigt, zehn Cent Preis-
nachlass zu gewähren. Das Projekt „Cof-
fee-to-go-again“ zeigt online auf einer
Deutschlandkarte, wo Cafés oder Restau-
rants die Befüllung mitgebrachter Becher
FOTO: DIRK MATHESIMS
200
Millionen Coffee-to-go
werden in Berlin
pro Jahr etwa verkauft. Gastronomie und
Einzelhandel erwirtschaften damit einen
Umsatz, der sich zwischen 250 und 300 Mio.
Euro bewegt