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BERLINER WIRTSCHAFT 01/17

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UNTERNEHMEN & MÄRKTE

Fabrikant der

guten Düfte

Der Parfum- und Seifenhersteller Max Schwarzlose entwickelte

sich zu Zeiten des Kaiserreichs in Berlin zum erfolgreichsten

Unternehmer der Branche

»

Von Prof. Klaus Dettmer (BBWA)

Das Fabrikgebäude von Max

Schwarzlose in der Nähe des

Lehrter Bahnhofs schmückte

das Briefpapier der Firma

U

nter dreizehn hundertjähri-

gen Berliner Firmen im Jah-

re 1931 befanden sich zwei

Seifenfabriken

und eine Drogen- und Che-

mikalienfabrik. Mode- und

Geruchsideale wandelten

sich mit der Zeit: Die über-

quellenden Gewänder des

Kaiserreichs machten nach

1918 den schlanken Reform-

kostümen der Republik Platz,

so wie die süßlich-schweren

Gerüche den herb-frischen

Düften der neuen Generationen von

weiblichen Angestellten wichen.

Unter den Duftlieferanten Berlins war

die Firma Max Schwarzlose mit Produk-

Die Zulassung als Hoflieferant eines

preußischen Prinzen und dann auch des

Königshauses erhöhte Max Schwarzloses

Renommee. 1904 schärfte die Firma ihr

Profil gegenüber den konkurrierenden

Unternehmen der Brüder „J.F. Schwarz-

lose Söhne“ und „Franz Schwarzlose“

durch einen neuen Firmennamen: „Te-

ras - Haus Max Schwarzlose“.

Die noch in der Gründungszeit der

Firma herrschende Überschneidung der

Zuständigkeiten vonApotheken und Dro-

gerienwurde nach heftigenAuseinander-

setzungen zugunsten des Medikamen-

tenmonopols der Apotheken entschie-

den. Folgerichtig spezialisierte sich Max

Schwarzlose sen. auf feine Toilettensei-

fen, kosmetische Präparate und Parfüms.

Das Auslandsgeschäft wuchs stark. Max

Schwarzlose wurde Branchenführer.

Nach dem Tod des Firmengründers

1910 übernahm sein gleichnamiger Sohn

(1872-1922) die Geschäfte. 1922 führte

Kurt Schwarzlose (1889-1942) als zwei-

ter Sohn von Max sen. das Geschäft auf

einen neuen Kurs, indem er Filialen in

den bürgerlichen Teilen Berlins eröffne-

te. Aus baupolizeilichen Gründen musste

der Firmen- und Fabriksitz in die Lehrter

Straße 18-19 verlegt werden.

1938 musste das Gebäude aufgegeben

werden, da die Speer’schen Planungen

zur Neugestaltung Berlins als Germania

auf dem Lehrter Güterbahnhof die An-

lage eines 1,4 km langen Wasserbeckens

zwischen Großer Halle und Nordbahnhof

vorsahen, dessen Monumentalität durch

Schwarzloses Fabrikgebäude gestört wor-

denwäre. Ein neuer Firmensitz fand sich

in der Joachim-Friedrich-Straße 37-38.

Nach 1945 wurden die in Ost-Ber-

lin gelegenen Fabrik- und Verkaufsstel-

len verstaatlicht, unter Treuhänderschaft

gestellt und 1958 endgültig geschlossen.

AmWest-Berliner Betrieb erwarb die Fir-

ma Mouson zunächst 50 Prozent und 1966

sämtliche Anteile des Unternehmens.

ten wie Turf, Club und Bac eine der er-

folgreichsten. Sie hatte in der 1856 in der

Markgrafenstraße 30 vom Klavierbauer

Joachim Friedrich Schwarz-

lose (1797-1862) gegründe-

ten Drogenhandlung „J. F.

Schwarzlose“ ihren Vorläu-

fer, der bis in die 1970er Jah-

re bestand.

Der als fünftes von elf

Kindern am 15. Januar 1846

geborene Max Schwarzlose

gründete 1869 in der König-

straße 61 seine eigene Firma,

die nebenApothekerwaren auch Drogen-

und Parfümerieprodukte und Seifen aus

eigener Fabrikation vertrieb sowie Farben

und Chemikalien.

Kosmetik-Marktführer:

Max Schwarzlose

UNTERNEHMENSHISTORIE

FOTOS: BBWA