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BERLINER WIRTSCHAFT 01/17

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NEUE UNTERNEHMEN & MÄRKTE

E

s ist nicht die Lust aufs schnelle

Geld, dieDr. ZubinFarahani, Jonas

Bieber und Philipp Prechtner be-

flügelt. Die drei Geschäftsführer der Dörr-

werk GmbH treibt der Kampf gegen Le-

bensmittelverschwendung an. „Was kann

man dagegen tun, dass so viel weggewor-

fenwird?“, war die Frage, die sich Faraha-

ni stellte und mit der die Geschichte der

Dörrwerk GmbH begann.

Der promovierte Mediziner expe-

rimentierte in der eigenen Küche und

gründete das Dörrwerk. Philipp Precht-

ner kannte er schon, der wiederum hat-

te mit Jonas Bieber zusammen BWL stu-

diert. „Vom Fach sind wir alle nicht“, sagt

Prechtner und vermittelt dabei die Ge-

wissheit, das spiele keine Rolle.Was zählt,

ist das gemeinsame Ziel: NämlichTonnen

vonObst, das für denHandel schon zu reif

oder nicht makellos ist, doch noch zu ver-

werten – zu knusprigem Fruchtpapier.

Hört man dem Trio zu, wird schnell

deutlich, dass es sich auf einen Langstre-

ckenlauf eingestellt hat. „Der schnelle

Exit“, so Philipp Prechtner, „ist nicht un-

ser Ziel. Wir wollen hier ein Unterneh-

men aufbauen.“ Auf dem ehemaligen Ga-

sag-Gelände in Mariendorf wurde eine

frühere Werkstatt lebensmittelgerecht

ausgestattet. In blanken Stahlbehältern

wird das Obstmus verarbeitet und an-

schließend Schicht für Schicht in einem

speziellen Ofen gedörrt. Ein Gerät für die

automatische Abfüllung ist gerade in der

Erprobungsphase. „Wir sind ständig dabei,

Ein Mediziner, zwei Betriebswirtschaftler und eine Idee mit

Nachhaltigkeitsanspruch: Ein Lebensmittel-Start-up zeigt, wie aus

überreifem Obst gesundes Naschwerk wird

»

Von Birgit Warnhold

SÜSSE RESTE

KNABBERN

Natürlich

steckt auch eigenes

Geld in dem

Unternehmen und

die Portion Mut,

die man braucht,

um so etwas

zu machen.

JONAS BIEBER

Einer der drei Geschäftsführer

der Dörrwerk GmbH und

zuständig für die Technik

die Abläufe zu optimieren und rationali-

sieren“, beschreibt Jonas Bieber den Pro-

zess des Learning-by-doing. Bieber ver-

steht etwas von Technik und kümmert

sich um die Maschinen, Farahani ist für

neue Produkte, PR undMarketing zustän-

dig, dem IT-Spezialisten Prechtner oblie-

gen Vertrieb und Geschäftsentwicklung.

Angefangen haben die drei in Keller-

räumen, wo sie alles selbst gemacht ha-

ben. Über eine Crowdfunding-Kampa-

gne kamen 14.000 Euro zusammen, es

folgte ein Kredit von der Bürgschafts-

bank Berlin, außerdem sind sie im För-

derprogramm der IBB. „Natürlich steckt

auch eigenes Geld in demUnternehmen“,

sagt Bieber, „und die PortionMut, dieman

braucht, um so etwas zu machen.“ Dass

nicht immer alles schön ist in der Grün-

dungsphase, haben die drei bei einemge-

planten Auftritt im Programm eines Pri-

vatsenders erfahren. Details dürfen sie

nicht verraten, doch es gab Differenzen,

die Sendung wurde nicht ausgestrahlt.

Trotzdem ist man auf sie aufmerksamge-

worden: Ende 2016 erhielt die Dörrwerk

GmbH den Green Buddy Award des Be-

zirks Tempelhof-Schöneberg.

Äpfel bilden die Grundlage für die drei

Geschmacksrichtungen: Erdbeere, Mango,

Ananas. In jeder Tüte stecken 40 Gramm

hauchdünnes, süßes Fruchtpapier – der

gedörrte Extrakt von 500 Gramm Obst.

Die Äpfel stammen meist von Branden-

burger Obstbauern, die exotischen Früch-

te sind Importware, die bei der Ankunft,

DÖRRWERK GMBH