NEUE UNTERNEHMEN & MÄRKTE
61
BERLINER WIRTSCHAFT 01/17
LINK ZUR GRÜNDERSZENE
Der unkgekürzte Text ist zu
finden unter:
www.gruenderszene.de•
Wie soll die Zusammenarbeit zwischen
CVC und Corporate konkret aussehen?
•
Wie sollte das CVC-Team idealerweise
zusammengesetzt sein?
Neben einerwohlüberlegten Strategie
und einem zielgerichteten Setup des CVC
ist es ebenso erfolgsentscheidend, die de-
finierte Strategie im laufenden Deal-Ma-
king zu implementieren.
Hier setzt der „Corporate Venture
Capital Canvas“ an: Er dient CVCs als
Frame-Work, umvor jedemDeal zu defi-
nieren, was die konkreten Ziele sind, die
durch ein Investment angestrebt werden,
welche Priorisierung sie haben und wie
sie erreicht werden können.
Parallel dazu diszipliniert das Can-
vas auch dabei, vor jedem Investment
zu prüfen, welche Vorteile dem Startup
durch eine Zusammenarbeit mit einem
Corporate geboten werden können. Das
Canvas bietet damit auch eine Diskussi-
onsgrundlage, um mit den Startups vor-
ab zu besprechen, welche strategischen
Ziele mit einem Investment verfolgt wer-
den und welche Erwartung das Start-up
vom Corporate hat. Auch dies klingt tri-
vial, wird in der Praxis aber von beiden
Seiten gerne vernachlässigt. Zudem hilft
das Canvas, die Ziele eines Investments
kontinuierlich zu überprüfen und nach-
zuhalten.
Die theoretischen Vorteile eines CVC
sind vielfältig – für den Corporate, sei-
nen M&A-Erfolg und die Startups selbst.
In der Praxis wird das Potenzial oft nicht
annähernd gehoben. Umso wichtiger ist
es für jeden Corporate, vor demAufsetzen
eines CVC die richtigen Fragen zu stel-
len, sich über das erforderliche Mindset
bewusst zu werden, ausreichend Gedan-
ken in ein optimales Setup zu investieren,
und schlussendlich sicherzustellen, dass
durchgeführte Deals in die strategischen
Ziele des CVC einzahlen.
Die nationalen Förderbanken von Frank-
reich, Deutschland, Italien, Spanien und
Großbritannien haben in einer gemein-
samen Studie die Venture-Capital-Land-
schaft in Europa analysiert.
Seit 2007 hat der europäische VC-
Markt 40 Mrd. Euro an Wagniskapital
einsammeln können und davon 35 Mrd.
Euro in mehr als 28.000 Start-ups inves-
tiert. Die Mehrheit dieses Kapitals stammt
aus öffentlichen Töpfen. Zum Vergleich:
In den USA, dem weltweit größten VC-
Markt, kommt das meiste Kapital der
VC-Fonds aus Pensionsfonds. Allein im
Jahr 2015 wurden in den USA insgesamt
59,1 Mrd. Dollar an Venture Capital in
Start-ups investiert. In Europa waren es
lediglich 4,4 Mrd. in demselben Jahr. In-
nerhalb der Europäischen Union ist der
VC-Markt in Großbritannien am größten.
Auf Grundlage der Studienergebnisse
geben die Macher einige Empfehlungen
ab, mit welchen Maßnahmen der Risiko-
kapitalmarkt in Europa gestärkt werden
könnte. Sie nennen zumBeispiel die Aus-
weitung des Venture-Capital-Angebots,
die bessere Vernetzung der einzelnen
VC-Märkte sowie die Optimierung des
Exit-Umfelds. Die Studie ist (ausschließ-
lich in Englisch) auf der KfW-Webseite
verfügbar.
‹ LZR
VC-Markt in
Europanoch
ausbaufähig
STUDIE
Venture Capital soll weiter erhöht werden
Das Berliner Start-up Doxter (Foto:
Gründer Julian Hoffmann, Kai Ru-
barth, Ron Lehnert, v. l.), ein Portal
zur Online-Buchung von Arzttermi-
nen, wird an den luxemburgischen
Mitbewerber Doctena verkauft. Über
den Kaufpreis vereinbarten die Part-
ner Stillschweigen. Die Investoren,
die 2012 über Companisto 100.000
Euro in Doxter investierten, erhalten
nun eine sechsstellige Auszahlung.
Dies ist der dritte Exit für Compa-
nisto. 2015 wurde 5 Cups and some
sugar verkauft, 2016 Foodist.
‹ LZR
Doxterverkauft
Ab sofort wird das Förderprogramm
„Invest – Zuschuss für Wagniska-
pital“ verbessert. Das Programm
erstattet Investoren 20 Prozent ihrer
Beteiligung an Start-ups. Investoren
wird nun im Falle eines Exits die
Steuer auf Veräußerungsgewinne
erstattet. Auch die Obergrenze
wird erhöht. Dies bedeutet, dass
Investoren bis zu 100.000 Euro für
ihre Beteiligungen an Start-ups
bezuschusst bekommen können.
www.invest-wagniskapital.de‹ LZR
MehrZuschüsse
FOTOS: DOXTER/PR, GETTY IMAGES/IMAGE SOURCE, BMWI