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BERLINER WIRTSCHAFT 12/16

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UNTERNEHMEN & MÄRKTE

Osrams

Leuchtkräfte

Technische Innovationen und kreative Illuminationen

beim 16. Industriekulturabend des Berlin-Brandenburgischen

Wirtschaftsarchivs

»

Von Björn Berghausen/Dirk Pinnow

S

o manches Licht ging auf beim

16. Industriekulturabend, den

das Berlin-Brandenburgische

Wirtschaftsarchiv am Martins-

tag im Ludwig Erhard Haus mit über 100

Gästen veranstaltete. „Berliner Licht“ ti-

telte Dr. Günther Luxbacher von der TU

Berlin seinen Vortrag über die Geschich-

te der Osram GmbH, die 1919 durch die

Fusion von Siemens, AEG und der Deut-

sche Auergesellschaft entstand und in der

ein unvergleichliches elektrotechnisches

Know-how vereinigt wurde. Berlin war

schon längst als „Elektropolis“ weltweit

führender Standort der Elektroindustrie.

Zu Beginn des 20. Jahrhundertswar in

den USA und in Deutschland fast gleich-

tendsten lichttechnischen Unternehmen

Europas auf.

Wo Licht ist, ist auch Schatten: Die

NS-Verstrickung des Unternehmenswird

sichtbar in Speer’schen „Lichtdomen“.

Die Geschichte von Osram und Narva,

dem volkseigenen Betrieb in der DDR,

verfolgte Luxbacher bis ins LED-Zeitalter.

Helmut Bien, „luminale“-Kurator in

Frankfurt am Main, spannte im zwei-

ten Teil des Abends einen Bogen von der

Lichtreklame zur Elektrotechnischen

Ausstellung 1891 in Frankfurt bis hin zur

künstlerischen Fassadenbeleuchtung.

Eindrucksvoll zeigte er, wie Lichtkunst

als Massenmediumdes Urbanen das Ant-

litz der Stadt neu interpretieren kann.

Die Berliner Spektakel „Festival of

Lights“ und „Berlin leuchtet“ konzen-

trierten sich an den bekannten Plätzen,

weshalb Bien forderte, zum 100. Jubilä-

um der Schaffung von Groß-Berlin 2020

mit breitemAnsatz auch andere Facetten

der Stadt zu beleuchten.

Berlins reiches Erbe der Industriekul-

tur könnte die „Elektropolis“ aufnehmen

und weiterentwickeln – und der Park

am Gleisdreieck zum „Lustgarten des 21.

Jahrhunderts“ werden.

Lichtkunst mit Osram-Technik: Am Potsdamer

Platz in den 1930ern, zur internationalen Ausstel-

lung „Berlin im Licht“ Mitte der 1920er und bei der

„Lichtgrenze“ zum 25. Jahrestag des Mauerfalls

FOTOS: STIFTUNG DEUTSCHES TECHNIKMUSEUM, HISTORISCHES ARCHIV, BBWA

zeitig die wichtigste Basis-Innovation

der modernen Lichttechnik gelungen:

Die deutlich leistungsstärkere Metall-

draht-Glühlampe löste die alte Kohlefa-

den-Glühlampe ab.

Mit der Leuchtstofflampe und ande-

ren Technologien folgten weitere neue

kostengünstige Lichtquellen: Die mo-

derne Stadtnacht wurde taghell. Die „Gol-

denen Zwanziger“ Jahre erstrahlten im

künstlichen Licht der Osram-Innovatio-

nen. Etwa 200.000 Menschen arbeiteten

damals in der Berliner Elektroindustrie.

Durch Maschinisierung der Produk-

tion, durch Rationalisierung und neu-

zeitliche Methoden der Unternehmens-

führung stieg Osram bald zum bedeu-