BERLINER WIRTSCHAFT 12/16
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UNTERNEHMEN & MÄRKTE
Kasachstan schätzt
Berliner Kliniken
Die deutsche Hauptstadt wird ihrem Ruf als Metropole
hochwertiger Gesundheitsversorgung auch im Ausland gerecht,
wie eine Unternehmerreise deutlich macht
»
Von Malte Behmer
D
ass Berlin über herausra-
gende Kliniken und eben-
so exzellente medizinische
Forschungseinrichtungen
verfügt, ist für die meisten Hauptstäd-
ter nichts Neues. Auch auf Bundesebene
hat sich die starke Entwicklung der hie-
sigen Gesundheitswirtschaft herumge-
sprochen. Aber kennt man die gute Be-
handlungsqualität der Krankenhäuser
und Reha-Einrichtungen auch in Zen-
tralasien? Die Antwort, so durften die
Teilnehmer einer Unternehmerdelega-
tionsreise nach Kasachstan erfahren, ist
ein klares Ja.
spiegeln, auf sich aufmerksam. Unüber-
sehbar ist der Bauboom in der Hauptstadt
Astana, die auch Gastgeber der EXPO 2017
sein wird. Neben Büros und Wohnraum
sind in den letzten Jahren mehrere nati-
onale Zentren der Hochleistungsmedizin
entstanden, deren Ausstattung mit Medi-
zintechnik deutschen Krankenhäusern in
nichts nachsteht. Ab Ende nächsten Jah-
res führt die kasachische Regierung zu-
dem eine Pflicht zur Krankenversiche-
rung für alle Staatsbürger ein, womit die
Nachfrage nach Gesundheitsleistungen
weiter stark steigen dürfte.
Ob Kasachstan diese selbst bedie-
nen kann, scheint fraglich. Einerseits ist
der Ausstattungsstandard abseits der na-
tionalen Leuchttürme in gewöhnlichen
städtischen Kliniken – von der ländli-
chen Versorgung ganz zu schweigen –
auf niedrigerem Niveau. Insbesondere
aber fehlt es an der nötigen Qualifikation
der Ärzte. Gerade der Bereich der medi-
zinischen Rehabilitation ist für viele Me-
diziner völliges Neuland. Vertrauen ist in
Gesundheitsfragen aber unbezahlbar, da-
her besteht in der kasachischen Bevöl-
kerung großes Interesse an Behandlun-
gen im Ausland.
Deutschland und Berlin spielen da-
bei bislang noch eine untergeordnete
Rolle. Die Voraussetzungen, dies zu än-
dern, könnten aber besser kaum sein.
Vielfach bestehen unter Ärzten, die Pati-
enten entsenden können, bereits Kontak-
te. Die Charité wird auch hier ihrem Ruf
als Leuchtturmder Berliner Gesundheits-
versorgung gerecht. Und dieVorzüge Ber-
lins als Tourismusdestination – ein nicht
zu unterschätzender Faktor im Medizin-
tourismus sind mitreisende Angehörige
– sind ohnehin ein Trumpf, um den uns
andere Regionen beneiden.
Anknüpfungspunkte sind jedenfalls
vorhanden. Berliner Kliniken haben zahl-
reiche Erfahrungenmit Austausch-, Hos-
pitations- und Weiterbildungsprogram-
men für ausländische Ärzte. Wer einmal
hier war, empfiehlt uns auch weiter, so
die Erwartung. Gut möglich also, dass der
Berliner Tourismus sich bald auf neue
Gäste einstellen kann.
Interessante Begegnungen: In Kasachstan gibt es einen großen Bedarf an hochwertiger Gesund-
heitsversorgung. Das erfuhren Berliner Wirtschaftsvertreter bei einer Delegationsreise
Zehn Vertreter von Kliniken und Tou-
rismusanbietern der Hauptstadtregi-
on fuhren im Rahmen der von Berlin
Partner für Wirtschaft und Technolo-
gie und VisitBerlin geleiteten Initiative
„Health Excellence Berlin“ in das neunt-
größte Land der Welt, um die Chancen
für eine Kooperation zur Förderung des
Gesundheitstourismus zu eruieren. Dass
die Wahl dabei auf Kasachstan fiel, war
kein Zufall. Das Land mit politisch stabi-
lenVerhältnissenmacht seit Jahren durch
enorme Investitionen in den Gesund-
heitssektor, die den Bedarf der Bevölke-
rung an hochwertiger Versorgungwider-
FOTO: BERLIN PARTNER FÜR WIRTSCHAFT UND TECHNOLOGIE GMBH