UNTERNEHMEN & MÄRKTE
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BERLINER WIRTSCHAFT 12/16
Smarte Mobilität muss
alltagstauglich werden
Der motorisierte Verkehr ist
Luftverschmutzer, aber auch
Wirtschaftstreiber. Angesichts
des urbanen Wachstums muss
seine Modernisierung bei der
Stadtentwicklung zwingend
mitberücksichtigt werden
I
n den vergangenen Jahren haben
sich auf Basis verschiedener Mo-
bilfunkstandards vielfältige An-
wendungen für Navigation, Rou-
ting und Disposition von Fahrzeugen, für
das Tracking von Ladungen bis hin zur
Überwachung von Lieferportalen etab-
liert. Taxis, Mietwagen, Fahrräder, Elek-
troladesäulen und Busse können per App
gefunden und bezahlt werden.
Berlin ist bereits auf mehreren Gebie-
ten Vorreiter: Die Metropole ist Haupt-
stadt des Free Floating Carsharing, be-
sitzt eine starke Forschungslandschaft
und ihre Verkehrsinformationszentra-
le liefert hochpräzise Verkehrslageda-
ten. Mit rund 3.000 Elektrofahrzeugen
und 770 Ladepunkten nimmt die Haupt-
stadtregion deutschlandweit eine Spit-
zenposition ein, auch dank ihrer Aus-
wahl als Schaufenster für Elektromobili-
tät. Und dennoch steht die Entwicklung
erst am Anfang.
Riesige Potenziale sind noch nicht
ausgeschöpft: Zukunftsfähige Technolo-
gien wie zum Beispiel die automatische
Parkplatzbelegungserkennung müs-
sen sichtbar gemacht werden. Die Bür-
ger werden erst dann von neuen Lösun-
gen überzeugt sein und auf sie umstei-
gen, wenn sich die Vorteile der smarten
Mobilität im täglichen Leben auszahlen.
Berlin ist für viele kreative Unterneh-
men aus dem Mittelstand und für zahl-
reiche Start-ups im Bereich Mobilität ein
VICTOR
VON SEYFRIED
Versicherungsmakler,
Mitglied des
Kompetenzteams
Mittelstand
der IHK Berlin
„
Smart City ist für mich,
immer
zu wissen, wie ich am schnellsten
durch die Stadt komme!“
Wenn präzise Daten aus Straßenverkehr, ÖPNV, Bahn- und
Flugverkehr verlässlich verknüpft werden, könnte ich in Zukunft
je nach Tagesform intermodal zu meinen Terminen unterwegs
sein. Smarte Ampelsteuerungen nutzen die Verkehrsflussdaten in
Echtzeit und geben immer der Richtung grünes Licht, aus der die
meisten Verkehrsteilnehmer kommen. Mit intelligenter Netzsteu-
erung könnten schon heute spontan grüne Wellen um Unfälle
und Sperrungen herumgelegt werden. Davon würde auch der
Wirtschaftsverkehr profitieren. Und Car-Sharing-Wagen buchen
sich schon heute selbstständig ein Parkticket. Künftig sollten das
alle Autos können. Das Kompetenzteam Mittelstand fordert, be-
reits vorhandene technische Strukturen unmittelbar einzusetzen
und weitere intelligente Mobilitätslösungen zügig zu erproben!
„Innovativ, interaktiv,
intelligent“ - eben smart
Positionspapier der IHK Berlin benennt
Handlungsvorschläge
INFO
Das Positionspapier
formuliert die wich-
tigsten Handlungsvorschläge aus Sicht der
Wirtschaft, um die Debatte für eine smarte
Stadt zu beleben und Politik und Verwaltung
aufzufordern, die notwendigen
Schritte zu unternehmen.
Mehr Informationen unter:
www.ihk-berlin.de/smart-cityExperimentierfeld für neue Geschäfts-
ideen. Gemeinsam mit der Wissenschaft
und Forschung gilt es nun Pilotprojekte
zu entwickeln.
Durch konsequente Förderung und
Anwendung smarter Ideen kann Berlin
den Stadtverkehr effizienter gestalten.
Vielleicht wird dann aus dem Schaufens-
ter für Elektromobilität schnell eines für
Zukunftsmobilität.
‹ TAMARA BECKER
Der erste fahrerlose Bus auf öffentlichen
Straßen fährt im niederländischenWa-
geningen. Fahrerlose Busse können den
öffentlichen Nahverkehr revolutionieren.
Entsprechend der Zu- und Aussteigwün-
sche der Fahrgäste, die per Handy-App
gemeldet werden, könnten die Busse zum
Beispiel ihre Routen je nach Bedarf selbst
zusammenstellen.
Mehr Best Practices im Internet unter
www.ihk-berlin.de/smart-city.‹
BW
Niederlande punkten
mit fahrerlosem Bus
BEST PRACTICE
Fahrgäste kommen ohne Fahrer ans Ziel
FOTOS: AMIN AKHTAR, PRODIFO FOTOGRAFIE




