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BERLINER WIRTSCHAFT 05/17

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MEINUNG & MACHER

Qualitätslabor auf sehr hohem Niveau

ausgestattet. Und wir kümmern uns in-

tensiv um die Rohstoffe. Das ist schwieri-

ger, als Sie glauben.

Warum?

Der Verbraucher will immer den gleichen

Geschmack, und wir geben ihm das Qua-

litätsversprechen, dass er immer diesen

Geschmack bekommt. Aber wir verwen-

den natürliche Rohstoffe. Die Gerste ist je-

des Mal anders, der Hopfen auch. Die Na-

tur produziert nicht immer den gleichen

Rohstoff. Die Hefe züchten wir selbst, das

haben wir im Griff. Aber Gerste und Malz

kriegen wir zugeliefert. Da gibt es Unter-

schiede, auch wenn es nur Nuancen sind.

Es ist die Kunst des Braumeisters, das Bier

jeden Tag gleich schmecken zu lassen.

Wie wird sich der Biermarkt entwickeln?

Wir müssen den demografischen Wan-

del beachten. Ältere Leute trinkenweni-

ger, das ist nun mal so. Insgesamt ist der

Biermarkt eher abnehmend. Aber auch

vor das Kulturgut schlechthin. Es ist der

Anker in geselligen Runden. Man genießt

Bier zum Feierabend, beim Fußball-

gucken, beim Grillen, zum Feiern, zum

guten Essen. Es gibt genug Anlässe.

Wie hart ist der Wettbewerb in diesem

schrumpfenden Markt?

Der Biermarkt ist extremhart umkämpft.

Es sind sehr viele Marktteilnehmer un-

terwegs. Und wir sind hier in Berlin der

Platzhirsch und damit natürlich angreif-

bar. Wir müssen viel Kraft aufwenden,

um das zu verteidigen und im täglichen

Häuserkampf zu bestehen.

Im Einzelhandel steigt die Konzentration

weiter. Wie bekommen Sie das zu spüren?

Wir gehören zur größten Privatbrauerei-

gruppe in Deutschland, der Radeberger

Gruppe. Die Gespräche mit den großen

Einzelhandelsketten werden zentral ge-

führt, da geht es dann um das gesamte

Markenportfolio der Radeberger Gruppe.

Wie sehen Sie die Berliner Gastronomie?

Die Gastronomie prägt Berlin. Die Rah-

menparameter, die wir derzeit haben,

sind so gut – besser geht es nicht. Wir

haben eine boomende Stadt mit stei-

genden Einwohnerzahlen, einen wach-

senden Tourismus. Berlin hat sich etab-

liert als Gastronomieadresse, was ja lange

nicht so war. Wir haben Clubs, die sehr,

sehr wichtig sind, Imbisse, gute Restau-

rants, Kiezkneipen – also eine tolle Mi-

schung von Gastronomietypen. Und wir

sehen uns an all diesen Stellen als ele-

mentarer Partner der Gastronomie.

In welcher Hinsicht?

Wir unterstützen die Konzepte, die Er-

folg versprechend sind. Wir finanzieren

sie teilweise, wie ein Business Angel. Wir

beraten bei der Auswahl der Schankanla-

ge, bei der Einrichtung. Wir schulen die

Mitarbeiter. Weil es uns natürlich nichts

nützt, wenn wir ein perfektes Bier mit

höchster Qualität liefern und in der Gas-

tronomie kriegt dieQualität einenDämp-

fer, weil beispielsweise die Schankanla-

ge nicht richtig gereinigt oder eingestellt

ist, die Temperatur nicht stimmt, die Glä-

ser nicht richtig gespült werden oder der

Fassbierkeller nicht die richtige Tempe-

ratur hat.

in einem abnehmenden Markt kann

derjenige, der richtig aufgestellt ist und

die Marktspielregeln beherrscht, gut ab-

schneiden. So sehen wir uns. Ansonsten

glaube ich, dass Bier auch im Jahr 2050

noch eines der beliebtesten Getränke in

Deutschland sein wird. Bier ist nach wie

Wolfhard Buß pflegt Tradition: Berliner Pilsner ist 54, Berliner Kindl 145 und Schultheiss 175 Jahre alt

FOTO: CHRISTIAN KIELMANN

Wir sind hier in

Berlin der Platzhirsch

und damit natürlich

angreifbar.

WOLFHARD BUSS

Geschäftsführer

Berliner-Kindl-Schultheiss-Brauerei GmbH