UNTERNEHMEN & MÄRKTE
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BERLINERWIRTSCHAFT 10/16
Nach Erfindung des Telefons dauer-
te es nicht lange, bis inBerlinviele klei-
ne feinmechanische und elektrotechni-
scheUnternehmensichaufdieProdukti-
onvonTelefonapparatenverlegten.Einer
der erstenwar Ferdinand Schuchhardt,
der 1886 zunächstmit denMechanische
Werkstätten Schuchhardt &
Maaß in der Oranienstraße
begann, wo er Telegraphen-
apparateherstellte. Nachder
Trennung von Adolf Maaß
kurz darauf nahm sein Ge-
schäft mit Telefonen Fahrt
auf. Ab 1894 firmierte inder
Rungestraße 9 das Ferdi-
nand Schuchhardt AG Ber-
liner Fernsprech- undTele-
graphenwerk.
NachdemErstenWeltkrieg und der
Überwindung der Nachkriegszeit steu-
ertedasUnternehmenneueUfer an:Mit
demKapitalausderUmwandlung ineine
Aktiengesellschaft 1921 begannderNeu-
anfang, ab 1923wurdenunter derMar-
ke „Allradio“ auchRadios produziert. In
derUnternehmensführungwarvorallem
Direktor ReinholdWilcke geachtet und
beliebt. Der Ingenieur wurde 1906 auf
derAusstellung inMailand ausgezeich-
net undwirkte ander „Ingenieurschule
FERDINAND SCHUCHARDT AG
AlsdasGeschäftmit
TelefonenFahrt aufnahm
Gauß–Fachschule für feinmechanische
TechnikundElektrotechnik“ und heute
als „BeuthHochschule für Technik“ be-
kannt – inder Prüfungskommission bis
zu seinemTode 1941.
1927 zog das Unternehmen nur 650
Meter weiter und war ab 1928 in der
Köpenicker Straße 55 zufin-
den. Im Zuge derWeltwirt-
schaftskrise setzte ein er-
heblicherWettbewerbsdruck
ein, der die Unternehmen
zum Handeln zwang. Ge-
meinsammit der Echophon
MaschinenGmbHversuchte
dieSchuchhardtAGdasDik-
tiergerät „Dailyphon“ zuent-
wickeln, woraus nichtswur-
de. Schuchhardtwurde 1929
von der Standard Elektrik AG gekauft,
Tochtergesellschaft des amerikanischen
Konzerns International Telephone&Te-
legraphCorporation (ITT). Schuchhardt
wurde imKontextder ITT-Tochtergesell-
schaftenerhalten.DieEchophongehörte
dazu,dieC.LorenzAG–späterSELStan-
dardElektrikLorenz–undMix&Genest.
1944 zerstörten Bombentreffer die
Produktionsstätten. NachdemEnde des
Krieges kam der Betrieb nicht wieder
auf.
‹BJÖRNBERGHAUSEN/BBWA
Zuerst Telefone, dannRadios: DasWerksgeländeder FerdinandSchuchardt AG
tigtenProdukte, brauchteesdieent-
sprechendenVerpackungen. Bereits
umdie Jahrhundertwende beschäf-
tigtedieFirma50Mitarbeiter..
Nach dem Ersten Weltkrieg
konntesichdasUnternehmenmitei-
ner patentierten „schwebenden“ In-
nenverpackung für Senderöhren ei-
nen Namenmachen. Während des
ZweitenWeltkrieges war der Ber-
linerProduktionsstandortvollständig
Opfer der Bomben geworden. Doch
schonbaldwurdedieProduktionan
zwei Standortenwieder aufgenom-
men. Der Betriebsteil, der sich im
Ostteil der Stadt befand, wurde 1972
verstaatlicht. Bis 2009 standdieFer-
tigung von Formteilen aus Styropor
über lange Zeit imVordergrund. Vor
sieben Jahrenkehrtman bei Fapack
zu denWurzeln zurück und stellt
wiederFeinkartonagenher.
NebenderFertigungvonSchach-
telnnimmtdieVerarbeitungvonAir-
popeinengroßenTeilder3.500Qua-
dratmeter Produktionsfläche ein.
Aus den schäumbarenPolymer-Kü-
gelchenwerdenverschiedeneDinge
hergestellt–Schwimmer fürWasch-
maschinen, das InnenlebenvonHel-
men oder Umverpackungen für
Haushaltsgeräte.
Marcia Behrens hat sich der Fa-
milientradition ganz bewusst ge-
stellt. In der Produktion hat sie im
elterlichenUnternehmen angefan-
genundnachdem abgeschlossenen
BWL-Studiummachte sieerstmal in
Kartonagen. Stolz verweist dieUn-
ternehmerin darauf, dass sie noch
heute dieMaschinen einstellenund
Teile fertigenkann.
FOTOS: BBWA
3.500
Quadratmeter
umfasst dieProduktions-
flächederFirmaFapack inNeukölln,
nahederSonnenalleeundunweit des
EstrelHotels
Ausgezeichneter Chef:
ReinholdWilcke