BERLINER WIRTSCHAFT 06/17
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MEINUNG & MACHER
I
HK-Präsidentin Dr. Beatrice
Kramm beschrieb den schuli-
schen, universitären und beruf-
lichen Werdegang der Senatorin
und bemerkte, dass sie mit „Entschlos-
senheit und Tatendrang“ auch in ihr neu-
es Amt gestartet sei: Gleich zu Anfang
hatte die neue Senatorin eine „Notsitu-
ation zur Gefahrenabwehr“ ausgerufen.
wählt, zuvor war sie bei der PDS im Par-
teivorstand. Ihr politisches Rüstzeug hat-
te sie sich während ihres Studiums am
OSI an der FU Berlin zugelegt und dann
in verschiedenen beruflichen Positionen
erprobt.
Kramm sagte, man sei sich thema-
tisch nahe beim Thema „Bürokratieab-
bau“. Die Senatorin spielte den Ball zu-
rück, aber anders als erwartet: Sie räum-
te ein, dass zumindest ihre Mutter ihre
Schullaufbahn sicher anders beschrieben
hätte. Aber, und da seien sich Wirtschaft
und Politik tatsächlich einig: Bürokratie-
abbau und vor allemFachkräftesicherung
seien beides Themen, die unbedingt po-
sitiv umgesetzt werden müssten – und
zwar von Politik undWirtschaft gemein-
sam. Durch Aus- und Weiterbildungs-
maßnahmenmüsste das berufliche Qua-
lifizierungsniveau bestimmter Gruppen
weiter angehoben werden. Sollte dem
Mangel an Fachkräften nicht entgegen-
gewirkt werden, würden das viele Men-
schen bald am eigenen Leib spüren, so
wie sich das schon teilweise im Gesund-
heitswesen bemerkbar mache. Undwenn
durch das Ausscheiden in den Ruhestand
noch mehr Fachkräfte am Arbeitsmarkt
fehlten, dann ginge es um „gute Rahmen-
bedingungen“, mit denen man auswärti-
ge Fachkräfte nach Berlin locken könn-
te: Dazu gehörten bezahlbare Wohnun-
gen, Arbeit für den mit umziehenden
Lebenspartner, eine gute Pflegesituati-
on für ältere Angehörige, ein Angebot für
die Kinderbetreuung usw. Dies alles seien
Aufgaben, die nicht nur die oft zitierten
„Politik, Familie und Gesellschaft“ stem-
men müssten, sondern auch die Unter-
nehmen sollten aktiv mitwirken.
Viele soziale Fragen wurden ge-
streift, wie die Überlegungen für „integra-
tive Wohnprojekte“, in denen Geflüch-
tete, Azubis, Rentner und gegebenenfalls
weitere Neuberliner kostengünstig zu-
sammenleben könnten. Es ging um An-
gebote und Anzahl von Beratungsstellen
und ob eventuell Mentoren für neu nach
Berlin kommende Fachkräfte eine gute
Idee wären. Mehrfach fragte Breitenbach
die Zuhörer im Saal, woran es denn hän-
Elke Breitenbach, Senatorin für Integration, Arbeit und Soziales,
nutzte das Forum im Ludwig Erhard Haus, um für mehr soziale
Gerechtigkeit im Unternehmertum zu werben
»
Von Christine Nadler
Entschlossenheit
und Tatendrang
WIRTSCHAFTSPOLITISCHES FRÜHSTÜCK
Termin bei der IHK: Senatorin Elke Breitenbach (M.) mit Gastgebern Dr. Beatrice Kramm und Jan Eder
FOTO: CHRISTIAN KRUPPA
Dies ermöglichte, dass fertige Container-
siedlungen und Plattenbauten auch oh-
ne Ausschreibung von Übergangsbetrei-
bern übernommen wurden und endlich
die 2.800 Flüchtlinge aus den Turnhallen
dort einziehen konnten.
DemAbgeordnetenhaus gehörte Elke
Breitenbach seit 2003 an, sie wurde 2007
in den Parteivorstand von Die Linke ge-