MEINUNG & MACHER
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BERLINER WIRTSCHAFT 06/17
D
er RBB hat seit fast einem Jahr ei-
ne neue Intendantin. VomNDR kam
Patricia Schlesinger. Mit einer Pro-
grammreformwill sie bis Mitte 2018
zunächst den Fernsehsenderwieder näher an das
Publikum bringen.
Berliner Wirtschaft:
Sie haben Ihre Karriere als
Wirtschaftsjournalistin begonnen. Wie wichtig sind
IhnenWirtschaftsthemen im RBB?
Patricia Schlesinger:
Ich habe mich mit Wirt-
schaftsthemen immer gern beschäftigt und den
Wirtschaftsjournalismus mit großer Leidenschaft
betrieben. Am interessantesten finde ich, die
Wirtschaft aus der Perspektive der Gesellschaft
zu betrachten. Was macht Wirtschaft mit der Ge-
sellschaft? Wie geht Gesellschaft mit Wirtschaft
um? Es ist sicher auch kein Zufall, dass das erste
neue Magazin im RBB-Hauptabendprogramm in
meiner Amtszeit ein Wirtschafts- und Verbrau-
chermagazin ist …
… das Magazin „Super.Markt“…
… ja, genau. Ich glaube, dass Verbraucherthemen
besonders wichtig sind und im ureigensten Inte-
resse aller Zuschauer liegen. Menschen als Ratge-
ber zur Seite zu stehen, ist immer gut. Im besten
Fall gelingt es uns, das ist Teil unseres Auftrags,
darüber ganz große Wirtschaftsthemen mitzuer-
klären. Was in Brüssel beschlossenwird, hat Aus-
wirkungen in Potsdam, Spandau oder Caputh.
Wennwir diese Verbindungen aufzeigen und da-
rüber auch Begriffe und Zusammenhänge erklä-
ren, dann sind wir auf dem richtigenWeg.
Sie wollen aber auch die Quote verbessern. Schaffen
Sie das mit einemVerbrauchermagazin?
Ja, der „Super.Markt“ ist sehr erfolgreich gestartet.
Wir hatten zwar schon hohe Erwartungen, nach
dem Start warenwir dennoch positiv überrascht.
Das Magazin hat auch in der jüngeren Zielgruppe
Beachtung gefunden.
Sie haben mit dem RBB einen Sender übernommen,
der von allen dritten Programmen bundesweit die ge-
ringsten Quoten hat. Ist eine höhere Quote Ihre wich-
tigste Aufgabe?
Nein, aber die Quote hat sich schon verändert.
Ich habe bei meinem Antritt gesagt, dass ich die
rote Laterne abgeben möchte. Das ist – zumin-
dest zeitweise – bereits gelungen. Aber die Quo-
te ist nicht alles. Wir sagen: Wir wollen gesehen
werden. Wir arbeiten mit Geldern der Berliner
und Brandenburger, die nicht freiwillig gezahlt
werden. Deshalb hat unser Publikum einen An-
spruch darauf, dass wir nah an es herankommen.
Die Quote ist durchaus einwichtiges Instrument,
um Erfolge in dieser Hinsicht zu messen.
Worauf legen Sie neben der Quote nochWert?
Wir werden immer ein relevantes, inhaltsstar-
kes Programm machen, das aber durchaus auch
mal unterhaltenden Charakter haben kann. Das
Ziel unserer Programmreform ist, an allen Tagen
in der Woche im Hauptabendprogramm selbst
produziertes Programm bieten zu können – und
nicht nurWiederholungen oder Übernahmen aus
anderen dritten Programmen.
Wie geht es weiter mit der Programmreform?
In der ersten Phasewollenwir noch vor der Som-
merpause mit den ersten neuen Sendungen star-
ten. Das ist der „Super.Markt“ und zudem eine
Mittwochs-Ausgabe von „Täter – Opfer – Polizei“.
ImHerbst sendenwirweitere runderneuerte For-
mate und ein neues gesellschaftspolitisches For-
mat, das den Namen „Abendshow“ in Anlehnung
an unsere „Abendschau“ erhaltenwird. Phase drei
beginnt 2018. Dannwerdenwir die „Abendschau“
mit einem neuen Design ausstatten und auch in-
haltlich neu aufstellen.
Warum ist Ihnen selbst gemachtes Programm so
wichtig?
Wir wollen mehr eigenes Programm, weil es
meistens ein regionales Programm ist, das den
Zuschauern näher ist, ihnen mehr bedeutet und
mehr Zuspruch erfährt als eine Krimi-Wieder-
holung.
Hätte der RBB dann nicht schon früher mehr selbst
gemachte Programme produzieren können?
»
Patricia Schlesinger, seit Juli 2016 Intendantin des RBB,
möchte mit eigenen Formaten im Hauptabendprogramm
mehr Zuschauer an den TV-Sender binden – auch mit
Wirtschaftsthemen
»
Von Michael Gneuss
„Wir wollen
mehr eigenes
Programm“
FOTO: CHRISTIAN KIELMANN
Patricia Schlesinger
hat sich als Journalistin
und Redakteurin
immer intensiv
und gern mit
Wirtschaftsthemen
beschäftigt
Was in Brüssel
beschlossen
wird, hat
Auswirkungen
in Potsdam,
Spandau oder
Caputh.
INTERVIEW DES MONATS




