MEINUNG & MACHER
27
BERLINER WIRTSCHAFT 06/17
FOTO: AMIN AKHTAR/IHK BERLIN
U
nbestritten gehört
das Fahrradfahren
zu den bevorzugten
Empfehlungen der Ärzte
und Fitnesstrainer, um rü-
ckengeplagten Arbeitsmen-
schen Ausgleich zu verschaf-
fen. Jenseits des Sportgeräts
erfreut sich das Fahrrad da-
rüber hinaus steigender Be-
liebtheit als tägliches indivi-
duelles Verkehrsmittel. Auf
dem begehrten Straßenland
Platz für das einspurige Fahr-
zeug zu schaffen, programmiert Konflikte mit der moto-
risierten Konkurrenz vor und stellt Politiker und Planer
vor Herausforderungen. Schließlich geht es um eine Ge-
mengelage aus stehenden, langsamen, schnellen, großen
und kleinen Fahrzeugen, die neben dem fließenden auch
noch Platz für den ruhenden und ladenden Verkehr las-
sen muss.
Das in Rede stehende Radverkehrsgesetz lässt den
Schluss zu, dass gerade den Teilnehmern, die den zügigen
Verkehrsfluss nicht fördern, mehr Raum zulasten anderer
eingeräumt wird. Für den Wirtschaftsverkehr muss jedoch
die Devise gelten, dass er rund um die Uhr ungehindert sei-
nem Zweck – Warenlieferungen, Monteureinsätze, Hilfs-
transporte – nachgehen kann. Daneben sindweitere Belan-
ge der Daseinsvorsorge und des Personennahverkehrs zu
beachten. Ein Rückbau zugunsten der leistungsschwachen
Zweiräder, was Transportmasse und -menge angeht, geht auf
jeden Fall zulasten derjenigen, die unserenAlltag amLaufen
halten und ihre Existenz darauf aufbauen.
Berlin unterscheidet sich erheblich von anderen Me-
tropolen, denn diese Stadt ist bekanntlich aus ehemals
acht Städten, 59 Landge-
meinden und 27 Gutsbezir-
ken zusammengefügt wor-
den. Diese polyzentrische
Struktur beschert uns bis
heute lange Verkehrswe-
ge, für die das Fahrrad we-
der heute noch in Zukunft
das bevorzugte Verkehrsmit-
tel sein kann.
Es bedarf einer leistungs-
fähigen Infrastruktur, die die
Durchlässigkeit des motori-
sierten Verkehrs gewährleis-
tet, was nicht der Bequemlichkeit, sondern einer funktio-
nierenden Stadt geschuldet ist. Die häufigen Störungen auf
den Hauptverkehrsadern zeigen auch, wie notwendig es
ist, den Einsatz smarter Technologien zu nutzen, um Am-
pelschaltungen zu optimieren und gezielt um Staus herum
zu lenken. Übrigens sind das auch Argumente für den Um-
weltschutz, der ja gern pro Fahrradfahren angeführt wird.
Mehr Umweltschutz lässt sich erzielen, wenn die Fahr-
zeugströme im Fluss sind und nicht künstlich aufgehalten
werden. Neben der Umwelt würden gerade die Unterneh-
men mit der größten Kundennähe, kleine Unternehmen
und Mittelständler, davon profitieren. Diese darf die Politik
nicht auf der Strecke lassen – ein Ansatz, den das Kompe-
tenzteam Mittelstand weiter verfolgen wird. Wer sich ein-
bringen will, ist unter
www.ihk-berlin.de/kompetenzteamherzlich eingeladen.
Das Radverkehrsgesetz darf nicht zu einer
Belastung des Wirtschaftsverkehrs führen
Ohne fließenden
Verkehr läuft
nichts in Berlin
MITTELSTANDSKOLUMNE
öffentlich-rechtlichen Rundfunk gibt es mindes-
tens eine Gemeinsamkeit: das Interesse, den best-
möglichen Journalismus abzuliefern. Deshalb
sind bei uns gemeinsame Recherchen strategisch
erwünscht; das können undwollenwir ausbauen.
Wie erklären Sie sich das Phänomen, dass Medi-
en heutzutage als „Lügenpresse“ diffamiert und be-
schimpft werden?
Durch das Netz hat eine Demokratisierung der
Medien stattgefunden. Klassische Medienwerden
für Inhalte, die veröffentlicht werden, als eine Art
VICTOR VON SEYFRIED
Versicherungsmakler und Mitglied
im Kompetenzteam Mittelstand
der IHK Berlin
Filter begriffen. Heute kann jeder alles in die
Welt setzen – was sicherlich auch gut ist. Wir
merken aber auch, dass damit Gefahren einher-
gehen: Desinformation, Populismus und
Propaganda. Die Öffentlich-Rechtlichen sowie
andere klassische Medien sind in der Lage, Mel-
dungen einzuordnen. Dazu brauchenwir auch gut
ausgebildete Journalisten. Deshalb sage ich: Gu-
ter und öffentlich-rechtlicher Journalismus ist
wichtiger denn je und Teil des Rückgrats der De-
mokratie.
Drei
Phasen
einer
Programmreform
durchläuft das RBB-
Fernsehen. Bis 2018
soll der Prozess, u.a.
mit neuen Magazinen
und einer umgestal-
teten „Abendschau“,
abgeschlossen sein




