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MEINUNG & MACHER

23

BERLINER WIRTSCHAFT 03/17

D

ie Unternehmens-

nachfolge scheint

zu den Themen zu

gehören, worüber der eine

oder andere nicht nachden-

ken, geschweige denn spre-

chen möchte. Das scheint bei

den Betroffenen genauso aus-

geprägt wie bei den poten-

ziellen Übernehmern. Dabei

ist eine erfolgreiche Nachfol-

geregelung nicht nur gesell-

schaftlich wichtig, sondern

kann auch eine interessante

unternehmerische Perspektive für den neuen Chef an Bord

bieten. Mangels amtlicher Statistik über das Nachfolgege-

schehen hat das Institut für Mittelstandsforschung (IfM)

Bonn mittels eines Schätzverfahrens den Bedarf analysiert.

Demnach stehen in Berlin jährlich rund 1.100 Unterneh-

men mit insgesamt gut 12.000 Mitarbeitern vor der Her-

ausforderung, ihre Nachfolge zu regeln. Gemessen an dem

jeweiligen Anteil an der Gesamtwirtschaft geht man davon

aus, dass das produzierende Gewerbe und der Handel am

stärksten betroffen sind. Die meisten Übergaben finden

in einer Größenklasse von 0,5 bis 1 Mio. Euro Jahresum-

satz statt. Unternehmen mit weniger als 100.000 Euro Jah-

resumsatz gelten dagegen als nicht übernahmewürdig.

Unternehmer, die auf das Ruhestandsalter zusteu-

ern, sehen sich häufiger als früher damit konfrontiert, dass

mögliche familiäre Nachfolger das Unternehmen nicht fort-

führen möchten. Zu diesem Ergebnis kommt der Nachfol-

gereport 2016 des DIHK. Hier wurde auch ermittelt, dass 44

Prozent der Alt-Inhaber einen marktseitig zu hohen Preis

für ihr Unternehmen einfordern. Dies scheint aus Sicht des

Unternehmers mit Blick auf

sein Lebenswerk durchaus

nachvollziehbar. Der Nach-

folger in spe hat jedoch ge-

wöhnlich einen etwas nüch-

terneren Blick auf das Markt-

potenzial und berücksichtigt

den oft vorhandenen wert-

mindernden Investitions-

stau. Auch diese Sichtwei-

se ist klar: Übersteigen die zu

erwartenden Gewinne nicht

die Einkünfte aus einer ver-

gleichbaren abhängigen Be-

schäftigung plus einer alternativen Kapitalanlage für den

Kaufpreis, ist die Übernahme schlicht nicht attraktiv.

Betroffene Unternehmer sollten nicht zu lange warten,

denn neben dem emotionalen Prozess des Loslassens ist

der steuerliche und rechtliche Part des Unternehmensver-

kaufes komplex. Die IHKs stellen vielfältiges Informations-

material und Serviceangebote zur Verfügung und empfeh-

len eine intensive Nachfolgeplanung ab etwa fünf Jahre vor

dem avisierten Ausstieg, auch gibt es mit dem nexxt-day

am 28. März eine Veranstaltung zum Thema (s. S. 26).

Das Kompetenzteam Mittelstand wird das Thema wei-

ter verfolgen sowie den Austausch mit den Unternehmern

dazu suchen. Wer sich mit einbringen möchte, ist herzlich

eingeladen:

www.ihk-berlin.de/kompetenzteam

MITTELSTANDSKOLUMNE

SEBASTIAN STIETZEL

Vorsitzender des Kompetenzteams Mittelstand der

IHK Berlin und Managing Partner der Marktflagge

GmbH Management & Investments

Nicht immer klappt die Übergabe innerhalb

der Familie – der Ausstieg aus dem Betrieb

sollte fünf Jahre vorher geplant werden

Nachfolge –

betrifft mich das?

In diesen Fällen stellen wir Flächen zur

Verfügung, die Wohnungsgesellschaften

bauen modulare Unterkünfte, die man

später auch in normalenWohnraumum-

bauen kann.

Welche Rolle spielt die Energieeffizienz für

Sie bei den vielen Gebäuden, die sie mit der

BIM verwalten?

Das spielt bei uns eine ganz wesentliche

Rolle. Wir verwalten immerhin eine ge-

nutzte Gebäudefläche von fünf Millio-

nen Quadratmetern. Dafür gilt es Klima-

schutzvereinbarungen einzuhalten. Nach

der alten mussten wir die CO

2

-Emissi-

onen von 2007 bis 2015 um 21 Prozent

verringern. Das habenwir erfüllt, wenn-

gleich es eine echte Herausforderung

war. Die neue Klimaschutzvereinbarung

orientiert sich an den Zielen des Ener-

giewende-Gesetzes. In den kommenden

zehn Jahren müssen wir den CO

2

-Aus-

stoß noch einmal um 30.000 Tonnen CO

2

reduzieren.

Wie wollen Sie diese Ziele erreichen?

Das wird nicht einfach. Die Maßnahmen,

die schnelle Erfolge bringen, sind schon

umgesetzt. Tendenziell erreichen wir

mehr mit Investitionen in die Technik.

Bei der Installation neuer Wärmeerzeu-

ger, Wärmeverteiler oder Regelungssys-

teme investieren wir 1.000 bis 5.000 Eu-

ro für eine eingesparte Tonne CO

2

. Wenn

ich ans Dach, an die Fassade oder die

Fenster gehe, zahle ich 10.000 bis 25.000

Euro pro eingesparter Tonne CO

2

. Wir

haben zudem die Berliner Energiema-

nagement GmbH gegründet, mit der wir

weitere Contracting-Lösungen umsetzen

wollen.

FOTO: AMIN AKHTAR