MEINUNG & MACHER
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BERLINER WIRTSCHAFT 03/17
D
ie Unternehmens-
nachfolge scheint
zu den Themen zu
gehören, worüber der eine
oder andere nicht nachden-
ken, geschweige denn spre-
chen möchte. Das scheint bei
den Betroffenen genauso aus-
geprägt wie bei den poten-
ziellen Übernehmern. Dabei
ist eine erfolgreiche Nachfol-
geregelung nicht nur gesell-
schaftlich wichtig, sondern
kann auch eine interessante
unternehmerische Perspektive für den neuen Chef an Bord
bieten. Mangels amtlicher Statistik über das Nachfolgege-
schehen hat das Institut für Mittelstandsforschung (IfM)
Bonn mittels eines Schätzverfahrens den Bedarf analysiert.
Demnach stehen in Berlin jährlich rund 1.100 Unterneh-
men mit insgesamt gut 12.000 Mitarbeitern vor der Her-
ausforderung, ihre Nachfolge zu regeln. Gemessen an dem
jeweiligen Anteil an der Gesamtwirtschaft geht man davon
aus, dass das produzierende Gewerbe und der Handel am
stärksten betroffen sind. Die meisten Übergaben finden
in einer Größenklasse von 0,5 bis 1 Mio. Euro Jahresum-
satz statt. Unternehmen mit weniger als 100.000 Euro Jah-
resumsatz gelten dagegen als nicht übernahmewürdig.
Unternehmer, die auf das Ruhestandsalter zusteu-
ern, sehen sich häufiger als früher damit konfrontiert, dass
mögliche familiäre Nachfolger das Unternehmen nicht fort-
führen möchten. Zu diesem Ergebnis kommt der Nachfol-
gereport 2016 des DIHK. Hier wurde auch ermittelt, dass 44
Prozent der Alt-Inhaber einen marktseitig zu hohen Preis
für ihr Unternehmen einfordern. Dies scheint aus Sicht des
Unternehmers mit Blick auf
sein Lebenswerk durchaus
nachvollziehbar. Der Nach-
folger in spe hat jedoch ge-
wöhnlich einen etwas nüch-
terneren Blick auf das Markt-
potenzial und berücksichtigt
den oft vorhandenen wert-
mindernden Investitions-
stau. Auch diese Sichtwei-
se ist klar: Übersteigen die zu
erwartenden Gewinne nicht
die Einkünfte aus einer ver-
gleichbaren abhängigen Be-
schäftigung plus einer alternativen Kapitalanlage für den
Kaufpreis, ist die Übernahme schlicht nicht attraktiv.
Betroffene Unternehmer sollten nicht zu lange warten,
denn neben dem emotionalen Prozess des Loslassens ist
der steuerliche und rechtliche Part des Unternehmensver-
kaufes komplex. Die IHKs stellen vielfältiges Informations-
material und Serviceangebote zur Verfügung und empfeh-
len eine intensive Nachfolgeplanung ab etwa fünf Jahre vor
dem avisierten Ausstieg, auch gibt es mit dem nexxt-day
am 28. März eine Veranstaltung zum Thema (s. S. 26).
Das Kompetenzteam Mittelstand wird das Thema wei-
ter verfolgen sowie den Austausch mit den Unternehmern
dazu suchen. Wer sich mit einbringen möchte, ist herzlich
eingeladen:
www.ihk-berlin.de/kompetenzteamMITTELSTANDSKOLUMNE
SEBASTIAN STIETZEL
Vorsitzender des Kompetenzteams Mittelstand der
IHK Berlin und Managing Partner der Marktflagge
GmbH Management & Investments
Nicht immer klappt die Übergabe innerhalb
der Familie – der Ausstieg aus dem Betrieb
sollte fünf Jahre vorher geplant werden
Nachfolge –
betrifft mich das?
In diesen Fällen stellen wir Flächen zur
Verfügung, die Wohnungsgesellschaften
bauen modulare Unterkünfte, die man
später auch in normalenWohnraumum-
bauen kann.
Welche Rolle spielt die Energieeffizienz für
Sie bei den vielen Gebäuden, die sie mit der
BIM verwalten?
Das spielt bei uns eine ganz wesentliche
Rolle. Wir verwalten immerhin eine ge-
nutzte Gebäudefläche von fünf Millio-
nen Quadratmetern. Dafür gilt es Klima-
schutzvereinbarungen einzuhalten. Nach
der alten mussten wir die CO
2
-Emissi-
onen von 2007 bis 2015 um 21 Prozent
verringern. Das habenwir erfüllt, wenn-
gleich es eine echte Herausforderung
war. Die neue Klimaschutzvereinbarung
orientiert sich an den Zielen des Ener-
giewende-Gesetzes. In den kommenden
zehn Jahren müssen wir den CO
2
-Aus-
stoß noch einmal um 30.000 Tonnen CO
2
reduzieren.
Wie wollen Sie diese Ziele erreichen?
Das wird nicht einfach. Die Maßnahmen,
die schnelle Erfolge bringen, sind schon
umgesetzt. Tendenziell erreichen wir
mehr mit Investitionen in die Technik.
Bei der Installation neuer Wärmeerzeu-
ger, Wärmeverteiler oder Regelungssys-
teme investieren wir 1.000 bis 5.000 Eu-
ro für eine eingesparte Tonne CO
2
. Wenn
ich ans Dach, an die Fassade oder die
Fenster gehe, zahle ich 10.000 bis 25.000
Euro pro eingesparter Tonne CO
2
. Wir
haben zudem die Berliner Energiema-
nagement GmbH gegründet, mit der wir
weitere Contracting-Lösungen umsetzen
wollen.
FOTO: AMIN AKHTAR




