BERLINER WIRTSCHAFT 03/17
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IHK AKTUELL & SERVICE
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ine dynamische Start-up-Szene, innovative Dienstleister und
eine wettbewerbsfähige Industrie bilden die wirtschaftlichen
Säulen Berlins. Die Industrie wird zu Teilen in Branchen-Clus-
tern und in eine kleine Zahl von „Zukunftsorten“ eingeord-
net. Berlin besteht aber aus vielen bedeutenden Industriestandorten, die
nicht alle die Aufmerksamkeit der Politik gefunden haben. An einigen
dieser Standorte haben die Unternehmen sich in Netzwerken organisiert,
um eine Perspektive für ihren Standort zu entwi-
ckeln. Lokale Vernetzung schafft neue Geschäfts-
möglichkeiten, verbessert über den Know-how-
Austausch die Wettbewerbsfähigkeit und sorgt für
positive Impulse. Was das einzelne Unternehmen
nicht schafft, kann gemeinsam gelingen.
Eine Stärke der Netzwerke: Hier arbeiten Men-
schen verschiedenster Fachrichtungen, hier werden
neue Jobs geschaffen. Möchte man die sinkende Ar-
beitslosenquote fortschreiben, ist es wichtig, auch
für die traditionellen Gewerbegebiete die Entwick-
lungschancen verstärkt zu prüfen.
Die Netzwerke selbst stoßen aber spätestens bei
Fragen der Infrastruktur an ihre Grenzen. „Das Bewusstsein für die spezi-
fischen Standortanforderungen von Industrieunternehmen soll alle Ebe-
nen von Politik undVerwaltung leiten“ hieß es imMasterplan Industrie von
2010. Weiter: „Wirtschaft, Gewerkschaften und Politik richten ihren Fokus
gezielt auf die Weiterentwicklung der Industriestadt Berlin“. Ich wünsche
mir, dass sich die Politik an ihre Versprechen erinnert. Im Sinne einer zu-
kunftsgerichteten Entwicklung der Industrie halte ich es für geboten, den
Industriegebieten ein transparentes Branchenprofil zu geben und Infra-
strukturmaßnahmen zu diskutieren. Eine stärkere Zusammenarbeit zwi-
schen Start-ups und traditionellen Unternehmen kann für weitere Bele-
bung sorgen. Daswäre ein sichtbares Zeichen für „mehr Industrie“ in Berlin.
Der Masterplan ist eindeutig: Die Industriestadt Berlin soll
gestärkt werden – fehlt nur noch die Umsetzung
Alle Industriegebiete
brauchen das
Interesse der Politik
IHK VOR ORT-KOLUMNE
WEITERE INFORMATIONEN
Unternehmer im IHK-Ehrenamt melden sich hier
aus ihrem jeweiligen Bezirk regelmäßig zu Wort
Im Rahmen des Projekts „WJB macht
Schule“ besuchen die Berliner Wirt-
schaftsjunioren regelmäßig den Sprach-
kurs für Flüchtlinge der Berlitz Sprach-
schule BerlinMitte. Ziel ist es, die Integra-
tion von jungen Flüchtlingen zu fördern.
„Nur wer die deutsche Sprache, Kultur
und Arbeitswelt versteht, kann aktiv am
Alltagsleben teilnehmen.“, bringen die
Projektleiter Christopher Schulze, Simon
Resch und Marcel Kohlbecher die Ziele
des Projekts auf den Punkt.
Mit ihrer Erfahrung als Unternehmer
unterstützen die Wirtschaftsjunioren die
Flüchtlinge bei der beruflichen Orientie-
rung und beimBewerbungscheck. Vor al-
lemdie Integration durchArbeit steht da-
bei, unter anderemdurch dieVermittlung
von Praktikumsplätzen, im Fokus – aus
der Praxis in die Praxis.
Die Idee zur Zusammenarbeit ent-
stand bei einer Ausbildungsorientie-
rungsbörse für junge Flüchtlinge in der
Konrad Adenauer Stiftung. Mit dabei wa-
ren neben den Wirtschaftsjunioren und
der IHK Berlin auch die HWK sowie ver-
schiedene Studienberater. Die gesell-
schaftliche Verantwortung im Bereich
Bildung und Integration ist bei denWirt-
schaftsjunioren fest verankert, in diesem
Sinne sind weitere Projekte zur Integra-
tion von Geflüchteten in Planung.
‹ FFR
WIRTSCHAFTSJUNIOREN
Aus der Praxis in
die Praxis
FOTOS: RALF LUTTER, STUDIO CHARLOTTENBURG
URLICH MISGELD
Vorsitzender
des Unternehmens-
netzwerks
Motzener Straße
Vermittlung von Praktika: Christopher Schulze
(r.) mit Projektteilnehmer Besher Albalkhi




