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BERLINER WIRTSCHAFT 03/17

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MEINUNG & MACHER

Vergeben Sie die Flächenvorwiegend an die

städtischenWohnungsbaugesellschaften?

Ja, es sind vor allem die landeseige-

nen Wohnungsbaugesellschaften. Wir

möchten aber auch mehr Flächen an

Wohnungsbaugenossenschaften verge-

ben, das sind ja auch sehr sozialeWohn-

formen.

Kommen auch private Gesellschaften zum

Zuge?

In der Vergangenheit ist das häufiger der

Fall gewesen, heute kommt das fast nicht

mehr vor. Es gibt aber Ausnahmen.Wenn

sehr große Gebiete bebaut werden, kann

es sinnvoll sein, Private zu beteiligen.

Zum Beispiel können wir das Grund-

stück an eine städtische Wohnungs-

baugesellschaft vergeben, die dann für

Teilflächen auch Private beteiligt.

Wie sorgen Sie für Flächen, auf denen künf-

tig Schulen, Kitas oder Büros für dieVerwal-

tung entstehen können?

Daseinsvorsorge ist einwichtiges Thema

geworden. Es ist relativ neu für uns. Ber-

lin wächst ja erst seit kurzem. Ich hoffe,

dasswir bald ein neues Sondervermögen

dafür gründen können – es müssen im

Gehört die Identifikation solcher Flächen zu

den Aufgaben der BIM?

Ja, und es ist auch unser Job, Zwischen-

nutzungen zu finden – das kann für drei,

fünf, aber auch für mehr Jahre nötig sein.

Aber letztlich ist absehbar, dass eines Tages

alle Flächen vergeben sind und das Land

keine Spielräume mehr hat, oder?

Nein, wir denken noch weiter in die Zu-

kunft. Wir wollen auch für die nächste

Generation Optionen offen lassen. Da-

für gibt es das Mittel des Erbbaurechts-

vertrages mit Laufzeiten bis zu 39 Jah-

ren. Der Erbbaurechtsvertrag ist eigen-

tumsgleich. Erbrechtsnehmer haben den

Vorteil, dass der Vertrag als Sicherheit für

die Finanzierung dienen kann. Das ist für

Bauprojekte oft entscheidend. Der Vor-

teil des Landes: Die nächste Generation

kann nach Vertragsablauf neu entschei-

den, was sie mit den Grundstücken ma-

chen möchte. Das ist eine sehr gut etab-

lierte Variante. Wir gehen aber gern auch

einmal neue Wege.

Zum Beispiel?

Ein gutes Beispiel ist vielleicht der In-

dustrie- und Bürokomplex amBeeskow-

damm im Bezirk Steglitz-Zehlendorf.

Das Land Berlin hat dort selbst inves-

tiert und vermietet nun zu vernünftigen

Preisen, die eine Refinanzierung möglich

machen, aber ohne dabei auf hohe Ren-

diten zu schielen. Im Bereich Kultur ist

dieses Modell in der Hardenbergstraße

für das Fotografie-Ausstellungshaus C/O

Berlin gewählt worden. Das Land vergibt

dann einen langfristigenMietvertrag. Ein

Berliner Leuchtturm wie die C/O Berlin

hat mit einem öffentlichen Vermieter

deutlich mehr Sicherheiten.

Zu IhrenAufgaben gehört auch, Flächen für

Flüchtlingsunterkünfte bereitzustellen. Wie

schwierig ist das?

Wir stehen immer noch extrem unter

Dampf, was die Schaffung von Gemein-

schaftsunterkünften anbelangt. Zunächst

ging es ja nur darum, den Menschen ein

Dach über demKopf zu geben. Jetzt wol-

len wir die Unterkünfte qualitativ an-

heben. Wir machen das unter anderem

auch in Zusammenarbeit mit den lan-

deseigenenWohnungsbaugesellschaften.

Abgeordnetenhaus noch die nötigen Ent-

scheidungen getroffen werden. Wichtig

ist, dass wir uns die Frage stellen, wo es

perspektivisch Bedarf für Verwaltung,

Kultur, Kitas und Schulen geben wird.

Geeignete Flächen dürfen nicht mehr

verkauft werden, damit das Land nicht

erpressbar wird. Der Markt merkt sehr

genau, wo das Land Flächen braucht –

und dann gehen die Preise hoch.

Wichtig ist, dass wir

uns die Frage stellen,

wo es perspektivisch

Bedarf für Verwaltung,

Kultur, Kitas und

Schulen geben wird.

SVEN LEMISS

Geschäftsführer

Berliner Immobilienmanagement GmbH

Sven Lemiss will dafür sorgen, dass Berlin im Immobiliensektor handlungsfähig bleibt

FOTO: CHRISTIAN KIELMANN