BERLINER WIRTSCHAFT 03/17
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TITELTHEMA
mehr als 75 Städten samt Umland belie-
fert. „Das Online-Geschäft ist dabei kei-
ne Konkurrenz zum stationären Han-
del, sondern ein zusätzlicher Service für
Menschen, die gerade den zeitsparenden,
bequemen Einkauf bevorzugen“, betont
der Berliner Einzelhändler Sulaf Ahmed.
„Wir müssen unseren Kunden anbieten,
bei uns stationär oder auch online einzu-
kaufen. Wir können ihn nicht mehr ein-
schränken“, sagt er. „Im Internet bestel-
len sie beispielsweise den großen Wo-
cheneinkauf - Nudeln, Milch, Wasser,
Windeln, aber auch Obst und Gemüse.
In den Markt gehen sie für den sponta-
nen Kauf, für die kleineren Besorgungen,
wenn man Beratung und Einkaufsatmo-
sphäre sucht, sich bewusst inspirieren
lassen will.“ Omni-Channel-Strategien,
da ist sich der erfolgreiche Kaufmann si-
cher, werden den Lebensmitteleinzel-
handel mit prägen.
Nicht alles passt an jeden Standort
In der Potsdamer Straße 128, zwischen
Kurfürstenstraße und Bülowstraße, be-
treibt Ahmed seit 2002 seinen Super-
markt, anfangs noch unter dem Namen
Bolle. Längst firmiert das Geschäft als
Rewe, ungewöhnlich ist die 100-prozen-
tige Selbstständigkeit, die Ahmed sich
bei dem genossenschaftlich organisier-
ten Lebensmittelriesen erhalten konnte.
Um diese Selbstständigkeit habe er, wie
er sagt, 2008 gekämpft, als der Wechsel
zu Rewe kam. „Wenn man nichts ande-
res kennt, als eigenständig zu sein, ist ei-
nemdas viel wert. Undwirwaren ja auch
erfolgreich.“ Inzwischen gehe derWeg bei
Rewe allgemein zu mehr Individualität
bei den einzelnen Märkten. Nicht jede
Aktion sei gut für jeden Standort.
Was gut für seinen Standort ist und
was er für den Erfolg tun muss, weiß Ah-
med genau: „Ich will ein Marktplatz im
Kiez sein.“ Wenn der Unternehmer von
seinem Laden, seinen Mitarbeitern, sei-
nen Kunden und seinemStandort spricht,
wird schnell deutlich, dass es in diesem
Supermarkt nicht nur Lebensmittel ge-
ben soll, sondern auch so etwas wie Le-
bensgefühl. Dafür engagiert sich Ahmed
FOTOS: PA/ZB, GUIDO LEIFHELM, ALLYOUNEED FRESH, EDEKA
heraus, aber wie es heißt, entwickle sich
das Ganze gut, „auf steigendem Niveau“.
Für die Zukunft ist Drubel optimistisch:
„Lebensmittel-Online-Handel wird ein
ganz normaler Bestandteil unseres Alltags
sein.“ Die Technik werde sich ebenfalls
immer weiter verbessern. Darauf setzen
auch Metro und Real, die nun gemein-
sam als fachliche Partner für Start-ups
auftreten. Am 12. Juni soll in Berlin der
Metro Accelerator for Retail powered by
Techstars starten.
Veränderte Konsumgewohnheiten,
Lebens- und Arbeitsbedingungen be-
scheren dem Onlinehandel seit Jahren
Wachstum. Rewe etwa bietet seit Sep-
tember 2011 einen Lieferservice an, der
mittlerweile bundesweit Kunden in
Erfolg mit neuen Konzep-
ten oder Tradition in der
Nische: Rogacki ist nicht
nur wegen seiner Frisch-
fischtheke eine Feinkost-In-
stitution in Charlottenburg
(o. l.). „Mein Hoffi“ wurde
von Dan Pearlman im Späti-
Look kreiert (o.). Allyouneed
fresh begann als Berliner
Start-up und gehört mittler-
weile zur Posttochter DHL,
die für die Lieferlogistik
sorgt (l.). Im Libeskind-Bau
an der Chausseestraße er-
öffnete im Januar ein sehr
stylisher Edeka-Markt




