TITELTHEMA
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BERLINER WIRTSCHAFT 02/17
ternehmen generieren. Besonders Gäste
aus dem russischen und arabischen Raum
sowie aus China schätzen die hervorra-
gende medizinische Versorgung.
Von diesem Gesundheitstourismus
profitiert auch Jürgen Goerißen, Ge-
schäftsführer des Centrovital, das im
historischen Quartier der ehemaligen
Schultheiss-Brauerei in Spandau Hotel,
Spa & Wellness, Ayurveda-Center und
Gesundheitszentrum kombiniert. „Wenn
beispielsweise ein ausländischer Pati-
ent imWaldkrankenhaus ein neues Knie
oder bei Vivantes eine neue Hüfte einge-
baut bekommt, dann wird er bei uns re-
habilitativ behandelt“, sagt Goerißen, „und
kann mit seinen Angehörigen auch hier
wohnen.“ Zehn Prozent der Gäste sind
Medizintouristen, vor allem aus dem ara-
bischen Raum, Russland und der Ukraine.
Der Großteil der Centrovital-Gäste – fast
ausnahmslos aus Deutschland – nimmt
von den Krankenkassen geförderte Prä-
ventionsmaßnahmen zur Gesundheits-
vorsorge in Anspruch.
„Kaum eine Branche verfügt über so
glänzende Zukunftsaussichten wie die »
enten. Dabei hilft natürlich die digi-
tale Technik, umbestimmte Leistun-
gen zu verbinden. Davon profitieren
prinzipiell alle – auch die Kranken-
kassen, die durch die Verhinderung
von Krankheiten niedrigere Kosten
haben. Wenn zum Beispiel ein Pa-
tient mit hohem Cholesterin-Wert
frühzeitig behandelt wird, mini-
mieren Sie das Risiko, dass er einen
Herzinfarkt oder einen Schlaganfall
bekommt. Mit Medikamenten allein
schaffen Sie das nicht, da muss es
auch zuVerhaltensänderungen kom-
men – und digitale Apps können ein
probates Mittel sein, zu diesen Ver-
haltensänderungen zu motivieren.
Undwo hat Berlin noch Nachholbedarf?
Wir sind noch ganz amAnfang beim
Technologietransfer und den damit
verbundenen Ausgründungen. Sol-
che risikofinanzierten Unterneh-
mungen funktionieren noch nicht –
das ist aber kein Berliner, sondern ein
deutsches Problem. Da müssen an-
dereAnsätze gefundenwerden, mög-
licherweise durch Kooperationenmit
Großunternehmen.
Welche zusätzlichen Anreize müsste
Berlin schaffen, um noch mehrWissen-
schaftler und innovative Unternehmen
in die Hauptstadt zu locken?
Der Standort Berlin ist nicht nur aus
wissenschaftlicher Sicht sehr attrak-
tiv. Dennochmüssenwir besserwer-
den – zumBeispiel bei denVerfahren
zur Bestellung von Professoren. Hier
müssen wir beschleunigte Verfah-
ren ermöglichen, um internationale
Toptalente anzuwerben. Und leider
ist die mangelhafte Anbindung der
deutschen Hauptstadt an internati-
onale Flugverbindungen eine echte
Wachstumsbremse. Es schreckt si-
cherlich viele hochqualifizierte Fach-
kräfte und Unternehmer ab, wenn
sie erst nach Frankfurt müssen, um
in die Welt fliegen zu können.
‹ AFK
halte generieren, wie sie der einzelne Pa-
tient gerade braucht.“ Die Prototypen der
Lichtdeckenmit jeweils 15.400 LEDswur-
den vom Elektronikkonzern Philips ge-
liefert, der sie nun über eine Forschungs-
kooperation mit der Charité auch in Se-
rie produziert.
Dass Berliner Kliniken wie die Cha-
rité, das Deutsche Herzzentrum oder Vi-
vantes International weltweit einen sehr
guten Ruf genießen, beweist die konti-
nuierlich steigende Zahl von ausländi-
schen Medizintouristen, die sich hier be-
handeln lassen. So wurden in den sieben
internationalen Kliniken der sogenann-
ten Benchmark-Gruppe 2014 etwas über
11.000 Patienten aus demAusland gezählt,
3,4 Prozent mehr als im Jahr zuvor. In der
Potenzialstudie „Medizintourismus Ber-
lin-Brandenburg 2015“, die imAuftrag des
Clusters Gesundheitswirtschaft erstellt
wurde, ermittelte man, dass sich pro Jahr
17.000 bis 21.000 internationale Patienten
für eine Behandlung in der Hauptstadt-
region entscheiden und damit erhebliche
Erlöse für medizinische Einrichtungen,
Hotellerie, Handel und Dienstleistungsun-
Kombiniertes Angebot
Unter dem
Dach einer alten Brauerei vereint
das Centrovital Hotel, Spa und
Gesundheitszentrum in Spandau
Centrovital
Centromed GmbH
Jürgen Goerißen,
Geschäftsführer
FOTO: CENTROVITAL/ALEXANDER HAUSDORF