MEINUNG & MACHER
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BERLINER WIRTSCHAFT 02/17
I
mAuftrag des Bundesmi-
nisteriums für Wirtschaft
und Energie (BMWi)
sind die Prognos AG und das
Zentrum für Europäische
Wirtschaftsforschung (ZEW)
im Rahmen der Studie „Inno-
vativer Mittelstand 2025“ der
Frage nachgegangen, wie es
um die Innovationsfähigkeit
des deutschen Mittelstandes
bestellt ist. Die Ausgangsla-
ge ist nicht unbedingt beruhi-
gend: Laut ZEW ist der Anteil
kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) in Deutschland,
die innerhalb eines Dreijahreszeitraums Produkt- oder Pro-
zessinnovationen eingeführt haben, von 56 Prozent im Jahr
1999 bis 2014 auf 37 Prozent zurückgegangen. Gerät das
„Erfolgsmodell Mittelstand“ absehbar in eine Krise?
Die Autoren meinen ja – sofern nicht gegengesteuert
wird. Der Prozess der Digitalisierung schreitet unaufhalt-
sam voran und erfordert anstelle von punktuellem Reagie-
ren eine völlig neue Strategie. Sie setzt die Bereitschaft vor-
aus, unabhängig von bisherigen Erfolgsrezepten eigene Pro-
zesse, Strukturen, Produkte und Dienstleistungen kritisch
zu hinterfragen. Die Studie gibt fünf Handlungsempfehlun-
gen, für deren Umsetzung sie Politik, Verbände und Unter-
nehmen gemeinsam in der Pflicht sieht: Bewusstsein schaf-
fen für die Notwendigkeit der Veränderung, Strategiefä-
higkeit verbessern, Aufbau von Digitalisierungskompetenz,
Schließen der Fachkräftelücke - auch gezielt durch Zuwan-
derer - und Verstetigen der Innovationsförderung.
Berlin ist mit seiner kleinteiligenWirtschaftsstruktur
auf das Erfolgsmodell Mittelstand angewiesen und bestrei-
tet damit seit Jahren einen bemerkenswerten Aufholpro-
zess in SachenWachstum und Beschäftigung. Der Anteil
der innovationsaktiven Un-
ternehmen und der Unter-
nehmen, die neue Produkte
und Prozesse am Markt plat-
ziert haben, liegt über dem
Bundesdurchschnitt – ist
aber auch in Berlin insge-
samt rückläufig. Die Hand-
lungsempfehlungen sollten
also auch die Berliner Poli-
tik und Wirtschaft leiten, um
denWandel vom klassischen
zum modernen, digitalisier-
ten Mittelstand zu flankieren.
Als Hauptstadt der Start-ups kann Berlin bereits auf zahl-
reiche Accelatoren, Labs und Hubs verweisen, die die Zu-
sammenarbeit zwischen jungen Unternehmern und eta-
blierter Wirtschaft vorantreiben. Märkte wachsen zusam-
men, der Wettbewerbsdruck steigt,
Innovationszyklen werden kürzer – eine Antwort da-
rauf können interdisziplinäre Innovationspartnerschaf-
ten zwischenWissenschaft und Wirtschaft, hervorragend
qualifizierte Fachkräfte durch langfristige Personalkon-
zepte und eine moderne, innovative Unternehmenskul-
tur sein. Der Mittelstand ist gefordert, den Änderungsdruck
eher früher als später anzunehmen. Das Kompetenzteam
Mittelstand wird sich für die notwendigen politischen Rah-
menbedingungen sowie den Austausch unter den Unter-
nehmen zu diesem Thema weiterhin intensiv einsetzen:
www.ihk-berlin.de/kompetenzteamMITTELSTANDSKOLUMNE
SEBASTIAN STIETZEL
Vorsitzender des Kompetenzteams Mittelstand der
IHK Berlin und Managing Partner der Marktflagge
GmbH Management & Investments
Die Digitalisierung erfordert eine völlig
neue Strategie, und der Mittelstand sollte
sich möglichst schnell darauf einstellen
Erfolgsmodell
vor der Krise?
re Fragestellungen auf uns zu. Zum Bei-
spiel: Wie stelle ich sicher, dass dieselbe
Person nicht einmal elektronisch wählt
und dann noch den schriftlichen Stim-
menzettel verschickt? Beim Verfahren,
das uns präsentiert wurde, ist die dop-
pelte Stimmenabgabe ausgeschlossen.
Welche Maßnahmen gibt es außerdem, um
dieWahlbeteiligung zu erhöhen?
Es wird schon eine Menge gemacht. Die
IHK bietet für Kandidaten Vorlagen an,
mit denen Sie sich auf eigene kleine
Wahlkampagnen vorbereiten können.
Eswerden Termine bei einemFotografen
und eigene Wahlvisitenkarten angebo-
ten.Wir unterstützten die Kandidaten al-
so mit Hilfsmitteln, mit denen sie sich in
der Öffentlichkeit als Kandidat der Voll-
versammlungswahl zu erkennen geben
können. Wir geben ihnen auf Wunsch
auch die Mitglieder ihrerWahlgruppe be-
kannt, so dass sie da sehr direkt für sich
werben können. Diese Dingewerden von
den hauptamtlichen Mitarbeitern in der
IHK vorbereitet. Zuvor bekommen wir
die beabsichtigten Maßnahmen aber im
Wahlausschuss zu sehen, damit wir das
absegnen können. Schließlich muss si-
chergestellt sein, dass alle gleich behan-
delt werden.Wir sorgen dafür, dass wäh-
rend des gesamten Ablaufs der Wahl für
alle Kandidaten gleiche Bedingungen
herrschen.
FOTO: AMIN AKHTAR