BERLINER WIRTSCHAFT 12/16
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MEINUNG & MACHER
die Umsätze auf allen Kanälen steigern:
ImOnlineshop, imSchokoladenhaus und
auch in unserer Produktion in Peine.
Dort produzieren Sie für Lidl Schokolade, die
unter dem Namen J.D. Gross verkauft wird.
Daran wollen Sie festhalten?
Ja, auf jeden Fall, das ist einewirklich tol-
le Partnerschaft. Berlin und Peine sind al-
lerdings zwei ganz unterschiedliche Ge-
schichten. In Berlin produzieren wir in
einer Manufaktur für unser Schokola-
denhaus und für den Online-Handel.
Dort erreichenwir aber bei weitem nicht
die Produktionsmenge unseres Werkes
in Peine, wo wir auf 30.000 Tonnen pro
Jahr kommen.
Aber die Wachstumsperspektiven liegen in
Berlin, oder?
Nicht nur. Unsere Produktion in Peine
wird auch weiter wachsen. Unser Kun-
de Lidl expandiert ja auch. Zum Beispiel
imHinblick auf dessen internationale Ex-
pansion können für uns interessante Per-
spektiven entstehen.
Sie haben auch Pläne im Schokoladenhaus.
tel- und Südamerika oder Asien bewirt-
schaftet werden. Wie wir das präsentie-
ren, steht aber noch nicht fest. Es wird si-
cherlich echte Kakaobäume geben.
Am Gendarmenmarkt profitieren Sie stark
vom Tourismus-Boom in Berlin, oder?
Ja, wir haben im Jahr eine Million Gäste
im Schokoladenhaus. Davon sind 50 Pro-
zent nicht aus Berlin. Aber das schöne ist,
dasswir alle erreichen: Zu uns kommt der
Oligarch aus Russland, der Scheich aus
den Emiraten – aber auch der Kegelclub
aus Bottrop.
Sie schieben nach kurzer Zeit in der Ge-
schäftsführungviel an. Gibt es keine Konflik-
temir IhremVater, der das Unternehmen fast
35 Jahre geführt hat und heute als Aufsichts-
ratsvorsitzender Ihr Chefkontrolleur ist?
Nein, wir haben beide die gleichen Ziele
und den gleichen Werteindex. Wir beide
sind der Meinung, dass jedes Unterneh-
men sich regelmäßig neu erfinden muss.
Mein Vater ist heute für mich ein Men-
tor, von dem ich sehr viel lerne. Er weiß,
dass ich nicht angetreten bin, nur um das
Unternehmen in seiner bisherigen Form
zu verwalten. Er selbst hat ja auch vie-
les verändert und das Unternehmen stark
wachsen lassen. Als er die Firma über-
nommen hat, wurden im Jahr vier Milli-
onen D-Mark Umsatz erzielt. Imvergan-
genen Jahr waren es 112 Millionen Euro.
Beispielsweise war es mein Vater, der die
Plantagen-Schokolade erfunden hat. Und
er hat 1999 das Schokoladenhaus eröffnet,
in einer Zeit als jeder dachte, der Fach-
handel ist tot.
Wiewürden Sie IhreWachstumsstrategie be-
schreiben?
Die besteht aus fünf Punkten.Wirwollten
raus aus dem Einzelhandel. Wir investie-
ren in unseren Onlineshop. Wir verstär-
ken das Geschäft mit Geschäftskunden.
Wir bauen das Schokoladenhaus aus und
gehen mit dieser Idee später auch an an-
dere Standorte. Und schließlich werden
wir die Chancen der Digitalisierung nut-
zen, um unsere Kunden auf allen Kanä-
len besser kennenzulernen und individu-
elle Services anzubieten.
Können Sie sich vorstellen, weitere Schoko-
ladenhäuser in Berlin zu eröffnen?
Robert Rausch will das Familienunternehmen erfolgreich ins Digitalzeitalter bringen
FOTO: CHRISTIAN KIELMANN
Ja, wir erweitern es um eine weitere Eta-
ge. Bislang haben wir den Verkauf im
Erdgeschoss sowie das Café und das Re-
staurant in der ersten Etage. Obenwollen
wir das Restaurant ausbauen und eine Er-
lebniswelt schaffen.
Was serviert denn das Restaurant eines
Schokoladenhauses?
Da gibt es sehr spannende kulinarische
Kreationen. Zanderfilet gebraten in Ka-
kaobutter oder ein gutes Rinderfilet und
dann eine 80-prozentige Trinidad drüber
– das ist der Hammer. Das ist nicht süß.
Ich sage es immer wieder: Schokolade
ist keine Süßigkeit. Das wollenwir trans-
portieren – über das Restaurant, über den
Onlineshop – das ist unsere Mission.
Was soll die Erlebniswelt bieten?
Wir wollen unseren Kunden den Ka-
kao-Anbau näherbringen. Wer in die
zweite Etage kommt, wird zur einen Sei-
te einen Blick auf einen der schönsten
Plätze Europas – nämlich den Gendar-
menmarkt – haben. Zur anderenwird zu
sehen sein, wie Kakao-Plantagen in Mit-




