Table of Contents Table of Contents
Previous Page  24 / 68 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 24 / 68 Next Page
Page Background

BERLINER WIRTSCHAFT 12/16

24

MEINUNG & MACHER

die Umsätze auf allen Kanälen steigern:

ImOnlineshop, imSchokoladenhaus und

auch in unserer Produktion in Peine.

Dort produzieren Sie für Lidl Schokolade, die

unter dem Namen J.D. Gross verkauft wird.

Daran wollen Sie festhalten?

Ja, auf jeden Fall, das ist einewirklich tol-

le Partnerschaft. Berlin und Peine sind al-

lerdings zwei ganz unterschiedliche Ge-

schichten. In Berlin produzieren wir in

einer Manufaktur für unser Schokola-

denhaus und für den Online-Handel.

Dort erreichenwir aber bei weitem nicht

die Produktionsmenge unseres Werkes

in Peine, wo wir auf 30.000 Tonnen pro

Jahr kommen.

Aber die Wachstumsperspektiven liegen in

Berlin, oder?

Nicht nur. Unsere Produktion in Peine

wird auch weiter wachsen. Unser Kun-

de Lidl expandiert ja auch. Zum Beispiel

imHinblick auf dessen internationale Ex-

pansion können für uns interessante Per-

spektiven entstehen.

Sie haben auch Pläne im Schokoladenhaus.

tel- und Südamerika oder Asien bewirt-

schaftet werden. Wie wir das präsentie-

ren, steht aber noch nicht fest. Es wird si-

cherlich echte Kakaobäume geben.

Am Gendarmenmarkt profitieren Sie stark

vom Tourismus-Boom in Berlin, oder?

Ja, wir haben im Jahr eine Million Gäste

im Schokoladenhaus. Davon sind 50 Pro-

zent nicht aus Berlin. Aber das schöne ist,

dasswir alle erreichen: Zu uns kommt der

Oligarch aus Russland, der Scheich aus

den Emiraten – aber auch der Kegelclub

aus Bottrop.

Sie schieben nach kurzer Zeit in der Ge-

schäftsführungviel an. Gibt es keine Konflik-

temir IhremVater, der das Unternehmen fast

35 Jahre geführt hat und heute als Aufsichts-

ratsvorsitzender Ihr Chefkontrolleur ist?

Nein, wir haben beide die gleichen Ziele

und den gleichen Werteindex. Wir beide

sind der Meinung, dass jedes Unterneh-

men sich regelmäßig neu erfinden muss.

Mein Vater ist heute für mich ein Men-

tor, von dem ich sehr viel lerne. Er weiß,

dass ich nicht angetreten bin, nur um das

Unternehmen in seiner bisherigen Form

zu verwalten. Er selbst hat ja auch vie-

les verändert und das Unternehmen stark

wachsen lassen. Als er die Firma über-

nommen hat, wurden im Jahr vier Milli-

onen D-Mark Umsatz erzielt. Imvergan-

genen Jahr waren es 112 Millionen Euro.

Beispielsweise war es mein Vater, der die

Plantagen-Schokolade erfunden hat. Und

er hat 1999 das Schokoladenhaus eröffnet,

in einer Zeit als jeder dachte, der Fach-

handel ist tot.

Wiewürden Sie IhreWachstumsstrategie be-

schreiben?

Die besteht aus fünf Punkten.Wirwollten

raus aus dem Einzelhandel. Wir investie-

ren in unseren Onlineshop. Wir verstär-

ken das Geschäft mit Geschäftskunden.

Wir bauen das Schokoladenhaus aus und

gehen mit dieser Idee später auch an an-

dere Standorte. Und schließlich werden

wir die Chancen der Digitalisierung nut-

zen, um unsere Kunden auf allen Kanä-

len besser kennenzulernen und individu-

elle Services anzubieten.

Können Sie sich vorstellen, weitere Schoko-

ladenhäuser in Berlin zu eröffnen?

Robert Rausch will das Familienunternehmen erfolgreich ins Digitalzeitalter bringen

FOTO: CHRISTIAN KIELMANN

Ja, wir erweitern es um eine weitere Eta-

ge. Bislang haben wir den Verkauf im

Erdgeschoss sowie das Café und das Re-

staurant in der ersten Etage. Obenwollen

wir das Restaurant ausbauen und eine Er-

lebniswelt schaffen.

Was serviert denn das Restaurant eines

Schokoladenhauses?

Da gibt es sehr spannende kulinarische

Kreationen. Zanderfilet gebraten in Ka-

kaobutter oder ein gutes Rinderfilet und

dann eine 80-prozentige Trinidad drüber

– das ist der Hammer. Das ist nicht süß.

Ich sage es immer wieder: Schokolade

ist keine Süßigkeit. Das wollenwir trans-

portieren – über das Restaurant, über den

Onlineshop – das ist unsere Mission.

Was soll die Erlebniswelt bieten?

Wir wollen unseren Kunden den Ka-

kao-Anbau näherbringen. Wer in die

zweite Etage kommt, wird zur einen Sei-

te einen Blick auf einen der schönsten

Plätze Europas – nämlich den Gendar-

menmarkt – haben. Zur anderenwird zu

sehen sein, wie Kakao-Plantagen in Mit-