NEUE UNTERNEHMEN & MÄRKTE
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BERLINER WIRTSCHAFT 11/16
Feedbackschleifen zwischen den Teil-
nehmern eines Crowdstorms ermög-
lichen eine Zusammenarbeit auf Au-
genhöhe mit hohem Lerneffekt für al-
le Beteiligten. So steigen Motivation
und Produktivität – optimale Voraus-
setzung für die Lösung komplexer Her-
ausforderungen.“ Nach Ablauf der Aus-
schreibungsfrist werden die besten Ideen
durch eine Jury, die Öffentlichkeit oder
den Kunden selbst gekürt und mit einer
vorher festgelegten Summe prämiert.
Neben dieser offenen Ausschrei-
bungsform können sich Kunden auch
für verschiedene vertrauliche Varianten
entscheiden. Dafür werden die Informa-
tionen einer vorher definierten und von
Jovoto speziell für diese Projekte ausge-
wähltenAnzahl von Kreativen zur Verfü-
gung gestellt. Natürlich bleiben die Rech-
te der Kreativen an den Ideen gewahrt.
Mittlerweile haben sich schon eine
ganze Reihe namhafter Unternehmen
wie z. B. Coca-Cola, Unilever, Henkel,
Unicef, Deutsche Bank, Audi oder Adidas
von denVorteilen dieser Innovationsme-
thode überzeugen lassen. Die Fragestel-
lungenwaren ganz unterschiedlich: Wel-
che Anforderungenmuss die Total-Tank-
stelle der Zukunft erfüllen? Wie sieht die
Cola-Kiste von morgen aus? Welche Op-
tionen bietet die Digitalisierung der klas-
sischen Bank?
Aktuell suchen beispielsweise die
Alfred Ritter GmbH Ideen für die Rit-
ter Sport Weihnachtsedition, T-Systems
ein Kommunikationskonzept, Adidas ge-
meinsam mit Freudenberg und anderen
Partnern ein neues Konzept für die Be-
triebskantine des 21. Jahrhunderts.
Victorinox entwickelt mittlerwei-
le jedes Jahr eine limitierte Edition. Der-
zeit läuft die Ausschreibung für die Edi-
tion 2017. Prämiert werden die bes-
ten 22 Ideen mit Preisen zwischen 100
und 1.000 Euro – also durchaus ein be-
zahlbarer Rahmen. Und erfolgreich da-
zu: Das Schweizer Unternehmen konn-
te seine Umsätze mit Taschenmessern
innerhalb von drei Jahren um siebzig
Prozent steigern.
F
remdkapital ist nicht geeignet für Start-ups, da in der Regel
keine Sicherheiten vorhanden sind, um Geld von der Bank zu
erhalten.“ Dieseweit verbreitete Ansicht wurde auf der Veran-
staltung „Start-up Lounge: Fremdfinanzierung für Start-ups - Kapital
beschaffen und Herr im eigenen Haus bleiben“ auf den Prüfstand ge-
stellt. Eingeladen hatten der Bundesverband Deutsche Start-ups e.V.
in Kooperationmit der Berliner Volksbank und Telefónica Basecamp.
Vielleicht der Hauptvorzug einer Fremd-
kapitalfinanzierung –worauf auch der Veran-
staltungsname anspielte: Man holt sich keine
weiteren Gesellschafter ins „Haus“ und eige-
ne Anteilewerden nicht verwässert. Außerdem
bietet die aktuelle Zinslage außerordentlich
günstige Konditionen für Kredite. Die Kriteri-
en bei der Vergabe von Fremdkapital an Start-
ups sind vergleichbar mit denen von Venture
Capitalists.
Die Bankberater entscheiden „mit Bauch
und Erfahrung und nicht nach bestimmten
Scoring-Systemen“, so Guido Wegner, Leiter
des Gründer Centers der Ber-
liner Volksbank. Eine Eigen-
kapitalquote von zehn bis 20
Prozent ist jedochwichtig, und
der Markteintritt sollte bereits erfolgt sein. Wenn das
Start-up und seine Gründer nicht über genügend Si-
cherheiten für die Deckung des Kreditvolumens ver-
fügen, kommen Bürgschaftsbanken ins Spiel, zum
Beispiel die Bürgschaftsbank zu Berlin-Brandenburg,
die für bis zu 80 Prozent des Kreditvolumens haftet.
Somit können auch Start-ups Fremdkapital aufneh-
men, was sich lohnen kann. Den vollständigenArtikel
gibt es auf unserem Blog:
http://bit.ly/2e7qekpIHK-BLOG
{Im Netz findet Ihr den Blog unter ihk4startups.berlin
– und in Auszügen auch hier}
Taugt Fremdkapital als
Finanzierungsalternative?
FOTOS: JOVOTO, ANNETTE KOROLL
JULIA
LAZARO
ist Start-up-Koor-
dinatorin Finance
der IHK Berlin
julia.lazaro@
berlin.ihk.de




