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BERLINER WIRTSCHAFT 02/17

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NEUE UNTERNEHMEN & MÄRKTE

D

ynamisch, experimentierfreu-

dig und agil. Diese Eigenschaf-

ten werden Start-ups schnell

zugeschrieben. Wie soll in so einemUm-

feld noch Zeit bleiben, einen jungenMen-

schen auszubilden?

Was auf den ersten Blick nicht zu-

sammen zu passen scheint, erweist sich

als eine charmante Kombination. Es geht

immerhin um einen derwichtigsten Fak-

toren für den Unternehmenserfolg: Fach-

kräfte. Ein gewisses Maß an Struktu-

ren sollte im Betrieb allerdings vorhan-

den sein, bevor man Azubis an die Hand

nimmt. Ist dies gegeben, bietet ein Start-

up Auszubildenden Zugang zu den neu-

esten Entwicklungen und Technologien.

Contorion zum Beispiel, ein 2014 ge-

gründeter Onlineshop für Werkzeuge.

Seit Herbst 2016 wird dort der 23-jäh-

rige Martin Rösnick zum Kaufmann für

Marketingkommunikation ausgebildet.

Als die Ausbilderin und Kommunika-

tions-Fachfrau Christin Seewöster 2016

bei Contorion startete, erkannte sie, dass

das Start-up im Marketingbereich gut

strukturiert war und neben Online-Mar-

keting auch klassische Instrumente wie

Außen- und Radiowerbung genutzt wur-

den. Eine gute Basis für die Ausbildung.

Schnell war auch die Geschäftsfüh-

rung überzeugt. „Die richtigen und die

besten Mitarbeiter zu finden ist für Start-

ups essenziell“, so Frederick Roehder,

Mitgründer und Geschäftsführer. Aber

Talente sind auf demMarkt heiß begehrt.

Selbst auszubilden ist eine gute Möglichkeit, Fachkräfte zu finden

– auch für Start-ups. Die Berliner Unternehmen Contorion und

Newsletter2Go machen gute Erfahrungen damit

»

Von Julia Lazaro

UNTER

FREUNDEN

Bei uns gibt es bereits

sehr viele junge Mitarbei-

ter, die wir ständig

weiterentwickeln. Da bot

es sich an, noch ein biss-

chen früher anzusetzen

und einen Mitarbeiter

direkt im eigenen Haus

auszubilden.

FREDERICK ROEHDER

Mitgründer und Geschäftsführer

der Contorion GmbH, einem

Onlineshop für Werkzeuge

„Da selbst auszubilden macht also Sinn,

auch ökonomisch betrachtet“, so Roeh-

der. Der Altersdurchschnitt der Conto-

rion-Mitarbeiter liegt bei 29 Jahren. „Bei

uns gibt es bereits sehr viele junge Mitar-

beiter, die wir ständig weiterentwickeln.

Da bot es sich an, noch ein bisschen frü-

her anzusetzen, einen Mitarbeiter direkt

im eigenen Haus auszubilden und mit

den eigenen Schwerpunkten von Anfang

an vertraut zu machen“, so Roehder.

Martin Rösnick hatte gar nicht vor, die

Ausbildung in einemStart-up zumachen.

Inzwischen ist er begeistert: „Bei Start-

ups ist nicht alles so fest durchstruktu-

riert. Ich habe die Freiheit, mir selbst The-

men zu suchen und eigene Interessenge-

biete zu vertiefen.“ Besonders gefällt ihm,

dass er bei Contorion in alles mit einbe-

zogen wird. An den Stand-up-Meetings

nimmt er selbstverständlich teil.

Auch Ahmad Ahmad hatte sich die

Arbeit in einem Unternehmen immer

anders vorgestellt, viel förmlicher. Dass

in seinem Ausbildungsbetrieb alle eher

Freunde als Kollegen sind, gefällt ihm

sehr. Der junge Syrer kam vor zwei Jah-

ren als Flüchtling nach Berlin und hat im

Herbst 2016 seine Ausbildung als Fachin-

formatiker bei Newsletter2Go gestartet.

Das Start-up bietet seit 2011 erfolgreich

E-Mail-Marketing-Software an. Mit-

gründer und Geschäftsführer Christoph

Beuck erzählt, wie das UnternehmenAn-

fang 2016 das erste Mal darüber nachge-

dacht habe auszubilden. „Der Jobmarkt

AUSBILDUNG

Kollegiale Atmosphäre:

Christin Seewöster und

Frederick Roehder (r.) mit

dem Azubi Martin Rösnick