BERLINER WIRTSCHAFT 02/17
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AUS- & WEITERBILDUNG
Potenziale voll
ausschöpfen
Die digitale Bildungsplattform Kiron bietet ein Online-Studium für
Geflüchtete an. Im Mentoringprogramm können Studierende und
Unternehmen schon während des Studiums in Kontakt treten
V
iele Geflüchtete haben ähn-
liche Probleme, wie zum
Beispiel das Erlernen der
Sprache oder
fehlende Papiere. Diese Situ-
ation verhindert, dass sie ein
Studium aufnehmen können.
Das Berliner Start-up
Kiron bietet einen alternati-
ven Bildungszugang an, bei
dem sich auch Unternehmen aktiv ein-
bringen können. Markus Kreßler und
Vincent Zimmer gründeten 2015 eine di-
gitale Bildungsplattform. Mithilfe einer
Kombination aus Online- und Präsenz-
studium an einer Partnerhochschule sol-
len bürokratische, finanzielle
und rechtliche Hürden über-
wundenwerden. Aktuell ha-
ben rund 2.000 Studierende
Zugang zu den Kursen. Ne-
ben Deutschland ist Kiron
auch in Frankreich, Jordani-
en und der Türkei aktiv.
Klar war von Anfang an: Ein On-
line-Studium erfordert viel Motivation
und Disziplin. Deshalb werden die Kur-
se in eine Lernumgebung integriert, die
das Studium erleichtern. Offline-Ange-
bote wie ein Mentoring- oder Buddy
programm runden das Angebot ab. Das
Mentoringprogramm wird insbesondere
durch die Berliner Wirtschaft gefördert.
Es ist eine gute Möglichkeit, das Fachkräf-
tepotenzial von Geflüchteten frühzeitig
zu erkennen und sie gezielter in den Ber-
liner Arbeitsmarkt zu integrieren.
Im Mentoring kooperiert Kiron mit
erfahrenen Partnern. Studierende und
berufstätige Mentoren werden für ei-
ne Einzelberatung vermittelt. Über ei-
nen Zeitraum von drei bis sechs Mona-
ten treffen sich Mentoren und Mentees
alle ein bis zwei Wochen. Vorab bekom-
men die Mentoren Unterlagen zur Ori-
entierung und werden geschult. Ziel ist
dabei, jungen, motivierten Studierenden
bereits während des Studiums prakti-
sche Einblicke in vielfältige Arbeitsfelder
zu geben und ihnen langfristig eine Per-
spektive zu bieten.
Es werden noch Mentoren aus Ber-
liner Unternehmen gesucht. „Insbeson-
dere kleine und mittelständische Unter-
nehmen profitieren angesichts des Fach-
kräftebedarfs vom direkten Kontakt zu
motiviertem Nachwuchs. Die ehrenamt-
lichen Mentoren erleben einen interkul-
turellen Austausch, übernehmen soziale
Verantwortung und stärken ihre beruf-
lichen Kompetenzen”, stellt Sophie Mar-
quitan, Head of Business Development,
die Vorzüge des Engagements heraus.
Seit September letzten Jahres fördert
auch das Bundesministerium für Bil-
dung und Forschung die Bildungsplatt-
form. Zudem sind namhafte Unterneh-
men wie Volkswagen oder Capgemini
von der Idee überzeugt und unterstüt-
zen das Non-Profit Unternehmen etwa
mit Stipendien, Praktikumsplätzen, Lap-
topspenden und Mentoring. ‹
BW
Gute berufliche Perspektiven für Gefüchtete schafft die Online-Uni Kiron
WEITERE INFORMATIONEN
Kiron sucht noch Mentoren.
Kontaktaufnahme unter
www.kiron.ngo/about/our-projects
FOTO: KIRON OPEN HIGHER EDUCATION