BERLINER WIRTSCHAFT 06/17
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NEUE UNTERNEHMEN & MÄRKTE
E
s könnte ein Kunstobjekt sein:
eine rechteckige grüne Fläche,
hoch aufragend und von einer
Stahlkonstruktion ummantelt – stün-
de der CityTree auf einer Kunstmeile im
öffentlichen Raum, würde er sich naht-
los in den kulturellen Kontext fügen. Ein
Kunststück ist es vielleicht wirklich, das
hier geglückt ist: Bei der grünen Fläche
handelt es sich um Mooskulturen, die
die Luft von Schadstoffen reinigen, „ei-
nen sich selbst generierenden Biofilter“,
wie Dénes Honus es beschreibt. Vor al-
lem darin liegt das Innovative: dass der
Filter sich selbst erneuert.
Honus ist einer von vier jungen Un-
ternehmern, die imMärz 2014 in Dresden
die Green City Solutions GmbH gegrün-
det haben. Ihr Ziel: Die Luft soll saube-
rer werden. Ihre Vision: eine Welt, in der
die Menschen in den Städten gesünder
leben können. Neben CEO Dénes Honus,
dessen Fachgebiet Architektur und Ur-
ban Design ist, gehören Victor Splittger-
ber (CTO, Maschinenbau), ZhengliangWu
(CIO, Medieninformatik und BWL) sowie
Peter Sänger (COO, Produktionsmanage-
ment im Gartenbau) zur Führungsriege
Die Green City Solutions GmbH will die Luft in den Städten
verbessern und hat dafür mit dem CityTree einen sich selbst
generierenden Biofilter entwickelt
»
Von Birgit Warnhold
INDER GARAGE
FING ES AN
des auf etwa 30 Mitarbeiter angewach-
senen Teams.
Das sitzt seit einem halben Jahr auf
dem Euref-Campus in Berlin. In Dres-
den, das betont Dénes Honus ausdrück-
lich, hätten sie sehr viel Unterstützung
erfahren. Dass das Unternehmen trotz-
dem nach Berlin umgezogen ist, hänge
mit der guten Infrastruktur hier zusam-
men. Auch persönliche Gründe haben ei-
ne Rolle gespielt: Dénes Honus undVictor
Splittgerber haben zwar in Dresden stu-
diert, kommen aber aus Berlin, vor allem
sind beide inzwischen Vater geworden.
„Bei unseren Arbeitszeiten ist es einfach
gut, wenn man bei der Kinderbetreuung
auf die Familie zurückgreifen kann.“
Honus wie Splittgerber hatten in ih-
rer Diplomarbeit über ein sich selbst er-
haltendes Stadtquartier bzw. über sich
gegenseitig koordinierende landwirt-
schaftliche Maschinen geschrieben. Das
war der Ansatzpunkt: Das Moment des
sich selbst Steuernden sollte verbunden
werden mit den luftreinigenden Moos-
kulturen. Es ging darum, die natürlichen
Fähigkeiten von Pflanzen mit moderns-
ter Internet-of-Things-Technologie zu
GREEN CITY SOLUTIONS
Das Führungsteam von Green
City Solutions: Peter Sänger,
Victor Splittgerber, Zhengliang
Wu und Dénes Honus (v. l.)
verbinden. „Wir hatten auch
’
ne Garage“,
sagt Dénes Honus rückblickend, „da ha-
ben wir die ersten Prototypen gebaut.“
Der Tonfall macht klar, dass der steini-
geWeg zum Erfolg Begeisterung braucht.
Inzwischen sind die CityTrees so ge-
fragt, dass die beiden Exemplare, die auf
dem Campus bleiben sollten, nach Brüs-
sel und London verkauft wurden. Auch
Auszeichnungen hat das Unternehmen
schon bekommen, darunter den Green
Alley Award 2016, Europas Gründerpreis
für Start-ups aus der Kreislaufwirtschaft.
Nutzer des Biofilters können Städte
und Kommunen ebenso sein wie Woh-
nungs- oder andere Unternehmen, die
auf Nachhaltigkeit setzen. Mittels Folien
auf der Oberfläche und Logos vor der
Grünfläche sowie digitaler Schnittstellen
können die CityTrees auch Informatio-
DÉNES HONUS
CEO der Green City Solutions GmbH und
Spezialist für Architektur und Urban Design
Wir haben vor, irgendwann mal
zum Inventar der Stadt zu gehören.