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BERLINER WIRTSCHAFT 06/17

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TITELTHEMA

großen Teil kaputtgespart worden sind. Die ohne-

hin nicht auf Verkehrswachstum ausgelegte Inf-

rastruktur muss also in den kommenden Jahren

repariert und saniert werden. Verkehrssenatorin

Regine Günther schätzte den Investitionsrückstau

allein im Straßenbereich in Berlin während der

Veranstaltung in Potsdam auf 1,3 Mrd. Euro.

Es besteht also dringender Handlungsbedarf,

um die Leistungsfähigkeit der Verkehrsinfrastruk-

tur zu verbessern. „Zu denwichtigsten neuen Pro-

jekten für den Wirtschaftsverkehr in Berlin gehö-

ren neben der A100 im Bau auf jeden Fall die Tan-

gentiale Verbindung Ost und die Ortsumgehung

Ahrensfelde, weil sie den gesamten Berliner Nord-

osten mit seinen Wohn- und Gewerbegebie-

ten erschließen“, so Jochen Brückmann von der

IHK Berlin. „Parallel muss alles getan werden, da-

mit die bestehenden Hauptachsen nicht zerfallen:

A113, A114 und A111 müssen grundsaniert werden,

wie auch die Stadtautobahn mit der Rudolf-Wis-

sell-Brücke.“ Das ist eine enorme Aufgabe. Nach

Überzeugung des IHK-Expertenwürde jedes wei-

tere Zögern den Wirtschaftsstandort Berlin deut-

lich schwächen.

Es ist nicht die einzige Forderung der IHK

Berlin mit Blick auf den Wirtschaftsverkehr in

der Hauptstadtregion. So basiert der heute gülti-

ge Stadtentwicklungsplan (StEP) Verkehr noch auf

Schrumpfungsprognosen und hat zudem die Be-

deutung Brandenburgs nicht ausreichend berück-

sichtigt. „Durch das Wachstum der Bevölkerung

und der Wirtschaftskraft sind die Anforderungen

nun ganz andere“, erklärt Brückmann. „Deshalb

müssen auch die Prioritäten neu gesetzt werden.“

Weil der Wirtschaftsverkehr die Last der Ver- und

Entsorgung aller Berliner Bewohner, Gäste und Be-

triebe trägt, muss er dabei nicht nur berücksich-

tigt, sondern nach Ansicht der IHK viel detaillier-

ter betrachtet werden. Dabei gilt es auch, Themen

wie Digitalisierung und neue Verkehrstechnologi-

en konsequent mitzudenken.

Wie Berliner Unternehmen trotz der baufälli-

gen und überlasteten Infrastruktur etwa geeignete

Routen für Schwerlasttransporte finden, zeigt das

Beispiel der Siemens AG. Im Fall des DAX-Kon-

zerns geht es um den Transport von Gasturbinen

mit einem Gesamtgewicht von bis zu 530 Tonnen.

Neben den Straßen rund um den Berliner Stand-

ort haben die Verantwortlichen vor einigen Jah-

ren bewusst den Entschluss getroffen, den Char-

lottenburger Verbindungskanal mit in das Trans-

portkonzept aufzunehmen. „Dadurch lassen sich

die Belastungen reduzieren: zumeinen für die Inf-

rastruktur, zumanderen für die Nachbarschaft“, er-

klärt Andreas Tobies. „Wichtig bleibt aber nachwie

vor, dass Berlin seine Infrastruktur durch geeigne-

te Maßnahmen erhält und die zur Verfügung ste-

henden Mittel konsequent einsetzt“, so der Leiter

im Bereich Fertigungstechnologie und Infrastruk-

tur bei der Siemens AG. Wenn die Wasserstraßen

im Stadtgebiet den Regeln für Bundeswasserstra-

ßen entsprechen würden oder die Berechnungen

für Schwerlastfahrten nicht jedes Mal neu erstellt

werden müssten, könnte das die Situation weiter

entlasten.

Was Siemens bereits heute bei Transportprob-

lemenvoranbringt, ist ein Runder Tischmit Vertre-

FOTOS: GO!, KOMM LOGISTIK GMBH

02

Komm Logistik

GmbH

Andreas Komm,

Geschäftsführer

Die blaue Plakette

erforderte massive

Fuhrpark-Investitionen

01

:

01

Go! GmbH

Wolfgang Sacher,

Gesellschafter

Das Unternehmen

setzt auf – teils elek-

trische – Lastenräder

02