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BERLINER WIRTSCHAFT 04/17

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UNTERNEHMEN & MÄRKTE

Mehrwegbecher

kommt nach Berlin

Es herrscht breiter Konsens: Politiker, Kammern, Verbände,

Initiativen und Unternehmer ziehen an einem Strang, wenn es

um die Vermeidung von Abfall geht

»

Von Franziska Müller

G

erade noch haben die Koali-

tionspartner die Einführung

eines Mehrwegbechersys-

tems für Berlin vertraglich

beschlossen, schon ist man voller Ta-

tendrang, was die Umsetzung der Verein-

barung angeht. Ob Politiker, Kammern,

Verbände, Initiativen oder Unternehmer

– alle ziehen beim Thema Becher an ei-

nem Strang. Es herrscht breiter Konsens:

Berlin möchte die Mehrwegbecher und

zwar gemeinsam.

Nachdem SPD, Die Linke und Bünd-

nis 90/Die Grünen einen Antrag zur Ein-

führung im Abgeordnetenhaus gestellt

hatten, ging alles ganz schnell. Von An-

fang an dabei war auch die IHK Berlin,

die den Antrag genauso unterstützte wie

die Initiative „Becherheld“ der Deutschen

Umwelthilfe.

Der Startschuss fiel vergangenen Mo-

nat imAbgeordnetenhaus, nachdemKoa-

lition und CDU sich positiv für denAntrag

ausgesprochen hatten. Seitdem hat sich

einiges bewegt. Beim ersten Arbeitstref-

fen mit den Senatsverwaltungen und der

IHKwurde ein Plan entwickelt. In einem

ersten Schritt sollen die Verkäufer einen

Rabatt von 20 Cent gewähren, wenn der

Kunde seinen Mehrwegbecher mitbringt

und befüllen lässt. Individuelle Becher

gibt es in Berlin in Hülle und Fülle.

Bei einem gemeinsamen Gespräch

imMärz begrüßten IHK, HWK, HBB, De-

hoga, BSR, Umweltverbände und Senats-

verwaltungen alle Hauptstadt-Initiativen,

die mit viel Kreativität, Wissen und En-

gagement Mehrwegbecher herstellen.

All diese Becher soll es weiterhin geben.

Für Verkaufsstandorte, die sich an einer

Mehrwegbecherlösung beteiligen, ist ein

besonderer Label-Aufkleber inklusive

Hinweis auf die Rabattierung vorgesehen.

Dabei gehörenMarketing und Kampagne

natürlich dazu.

Parallel wird imHintergrund die Idee

weiter entwickelt, ein flächendeckendes

Pool- bzw. PfandsystemvonMehrwegbe-

chern zu etablieren und vielleicht „den“

Berliner Mehrwegbecher einzuführen.

Ende vergangenen Monats informierten

sich die Berliner Akteure bei Experten aus

Düsseldorf, Stuttgart und Hamburg, die

bereits Erfahrungen in Sachen Poolsys-

tem gemacht haben.

Clemens Pech, Gesellschafter von re-

Cup, ist sich sicher, dass die Umsetzung

auch für Berlin gelingen kann. Mit seinem

Pilotprojekt „Boodha - Just swap it.“ hat er

von November bis Januar gezeigt, wie das

geht, wenn man seinen Kaffee im Mehr-

wegbecher in der Bäckerei in Neukölln

kauft, gemütlich beim Gehen trinkt und

im Café in Neukölln wieder abgibt. „Das

Projekt war für viele interessant und fand

einen großen Zuspruch. Wir haben das

nötige Bewusstsein in der Bevölkerung

geschaffen“, sagt er. Motiviert für Neu-

es, möchte er mit reCup im Mai in Mün-

chen und Berlin durchstarten. Man darf

gespannt sein, wie es mit dem Becher

weitergeht.

Politiker und IHK Berlin unterstützen die Initiative „Becherheld“ der Deutschen Umwelthilfe: Daniel

Buchholz, Tobias Quast, Silke Gebel, Jochen Brückmann, Thomas Fischer und Georg P. Kössler (v. l.)

FOTO: GRÜNE FRAKTION BERLIN

20 Cent

Rabatt

soll der Kaffeekunde in Berlin künftig

bekommen, wenn er für seinen Coffee to go

auf die Wegwerfverpackung verzichtet und

stattdessen einen Mehrwegbecher nutzt