NEUE UNTERNEHMEN & MÄRKTE
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BERLINER WIRTSCHAFT 04/17
Berlin ist nicht nur Gründer- und
Start-up-Metropole, sondern auch füh-
render Standort im Bereich der Digita-
lisierung. Jetzt bekommt die Hauptstadt
gleich zwei digitale Leistungszentren, die
einen bedeutenden Beitrag leisten sollen,
Berlin und seineWirtschaft auch interna-
tional wettbewerbsfähig zu machen.
Das „Leistungszentrum Digitale Ver-
netzung“, eine Kooperation der vier Ber-
liner Fraunhofer-Institute FOKUS, HHI,
IPK und IZM, wurde im März unweit des
HackeschenMarktes eröffnet. Unterneh-
men sollen zum einen bei der Digitalisie-
rung beraten werden, zum anderen sind
gemeinsame Forschungsprojekte mit der
Wirtschaft geplant. Konkrete Anwen-
dungsbereiche sind Gesundheit und Me-
dizin, Mobilität und Zukunftsstadt, Indus-
trie und Produktion sowie Kritische In-
frastrukturen.
Am 3. April eröffnet außerdem das
„Einstein-Zentrum für digitale Zukunft“
amRobert-Koch-Forum an derWilhelm-
straße. Im Mittelpunkt der Forschung
steht die Frage, wie sich Digitalisierung
Standort der Leistungszentren
DIGITALISISIERUNG
Berlin ist die Hauptstadt des
Carsharings. Jetzt bekommt die
Stadt Zuwachs für ihren „geteilten
Fuhrpark“: Der Leihroller-Vorrei-
ter Emmy, ehemals eMio, und der
Mitkonkurrent Coup, eine 100-pro-
zentige Bosch-Tochter, planen, ihre
E-Roller-Flotten auszubauen. Gibt
es derzeit insgesamt 350 E-Scouter
in Berlin, sollen ab April gleich 1000
weitere lautlos durch die Straßen
rollen. Emmy bringt 200 neue Fahr-
zeuge, Coup sogar 800.
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Roller-Flut
Digitalisierung ist das Mega-The-
ma der Stunde – vor allem in der
Start-up-Metropole Berlin. Allerdings
befürchtet die Mehrzahl der Deut-
schen, dass viele Jobs „wegautoma-
tisiert“ werden. Nach neuen Zahlen
des Branchenverbands Bitkom aber
schafft die Digitalisierung auch viele
Stellen – zumindest in der Digitalen
Wirtschaft selbst: Hier gibt es in
Deutschland über 50.000 unbesetz-
te Stellen, und allein 2017 werden
21.000 weitere geschaffen.
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IT-Brancheboomt
FOTOS: EMMY-SHARING, TOM MAELSA/ FRAUNHOFER FOKUS, GETTY IMAGES/CULTURA EXCLUSIVE
Berlin sieht sich gerne als Gründer-Me-
tropole Europas und vergleicht sich am
liebstenmit Start-up-Hubswie Paris oder
London. Aber auch ein nationaler Blick
anhand der aktuellen Studie „Venture
Capital and Startups in Germany“ von
Ernst&Young zeigt, wie bedeutend sich
das Berliner Ökosystem entwickelt hat.
So haben die Top 100 Start-ups
Deutschlands bis Ende vergangenen Jah-
res insgesamt 5,6 Mrd. Euro eingesam-
melt – wovon jeweils vier auf Hamburg
und Frankfurt am Main, neun auf Mün-
chen und ganze 69 Prozent auf Berlin
entfallen. Von den Top-Ten der höchstfi-
Berlinbehauptet nationaleStellung
START-UP-METROPOLE
auf unterschiedliche Wissensbereiche
auswirkt und wie Innovationsbereiche
vernetzt werden können. Beide Institu-
tionen sind Teil der Berliner Digitalisie-
rungsstrategie undwerden zumTeil auch
vom Land Berlin und mit Mitteln des Eu-
ropäischen Fonds für regionale Entwick-
lung (EFRE) gefördert.
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nanzierten Unternehmen befinden sich
sieben in Berlin, nämlich die Essenslie-
feranten Delivery Hero und Hello Fresh,
die Musikstreamingplattform Sound-
Cloud, das Möbelportal Home24, das Rei-
seportal GoEuro, Gebrauchtwagenhänd-
ler Auto1 und das Internet-Auktionshaus
Auctionata, für das aufgrund eines Insol-
venzverfahrens voraussichtlich bald die
Berliner BuchungsplattformGetYourGui-
de in die Top-Liste nachrücken wird.
Für Deutschland und besonders für
Berlin gilt, so die Studie, dass die Start-
ups zu einem immer bedeutenderen Teil
der Gesamtwirtschaft werden.
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Prof. Manfred Hauswirth ist Sprecher des
Leistungszentrums Digitale Vernetzung




