Berliner Wirtschaft März 2024

Trendschau Die ÖFIT-Trendschau verortet und bewertet neue Themenlandschaften in der öffentlichen IT: oefit.de/trendschau Digitale Zwillinge spielen nicht nur in der Produktion eine immer größere Rolle, auch für den städtischen Einsatz sind sie interessant. Stuttgart und Leipzig, aber auch kleinere Städte wie Herrenberg und Kommunen wie Kirchheim bei München entwickeln DZ, mit denen sie Informationen aus verschiedenen Quellen analysieren sowie Änderungen und Szenarien simulieren können. Anwendungsgebiete gibt es viele: Echtzeitdaten zu Verkehrsstoßzeiten und Parkplatzbelegung beispielsweise, Sensorwerte zu Wasser- und Luftqualität, Daten zu Grundwasserspiegel, Ressourcenverbrauch und Infrastruktur. Stadtverwaltungen können so tiefere Einblicke gewinnen und fundierte Entscheidungen treffen, um Prozesse effizienter, kosteneffektiver und nachhaltiger zu gestalten. Im Projekt „smartBridge Hamburg“ wurde zum Beispiel mit digitalen und analogen Daten ein digitalier Zwilling der Köhlbrandbrücke entwickelt, als Tool für prädiktive und nachhaltige Instandhaltungsmaßnahmen an der Brücke. Ein Zwilling von Deutschland Neben den Vorhaben auf kommunaler Ebene arbeitet das Bundesamt für Kartographie und Geodäsie (BKG) an einem DZ des gesamten deutschen Staatsgebietes. Ausgangsbasis dafür ist ein einheitliches, flächendeckendes und hochpräzises 3D-Modell des Landes, das unter anderem durch luftgestütztes Laserscanning entsteht. Die 3D-Daten werden dann mit weiteren Daten verknüpft. Der vom BKG entwickelte DZ soll Behörden dabei unterstützen, Handlungsalternativen und Zukunftsszenarien durchzuspielen, um Herausforderungen wie den zunehmenden Flächenverbrauch, Energiebedarf und extreme Wetterereignisse anzugehen. Digitale Zwillinge gelten zu Recht als eine vielversprechende Technologie, von der auch KMUs profitieren können. Je nach Branche können die Anwendungsgebiete sehr verschieden sein, die Basis aller DZ ist jedoch immer eine gute (kontinuierliche) Datengrundlage. Ob in der Produktion oder bei Informationssystemen im öffentlichen Sektor, die Nutzung von DZ ist ein Beispiel dafür, dass heutige Systeme mit passenden Schnittstellen ausgestattet sein sollten, um Informationsaustausch zu gewährleisten. ■ Automatisierungsstufen Der Datenaustausch zwischen Original und digitalem Abbild funktioniert nur beim Zwilling in beide Richtungen Möglichkeiten ➜ Analysen im virtuellen Raum: Minimierung von Fehlern und Risiken ➜ Aktive Mitgestaltung von öffentlichen Räumen durch Bürgerinnen und Bürger ➜ Optimiertes Personalmanagement und Workflow-Steuerung Wagnisse ➜ Technischer, personeller und finanzieller Aufwand für Erstellung und Betrieb ➜ Erhöhter Rechenaufwand für einen kontinuierlichen Betrieb von DZ ➜ Datenmengen und Verfügbarkeit von Quellen für ein aussagekräftiges Abbild Pro & Contra Wie jede technologische Neuerung ist auch der Digitale Zwilling mit Chancen und mit Risiken verbunden Grafik: BW Quelle: ÖFIT ENTWICKLUNGSPHASEN Vorläufer und Bedingungen Internet der Dinge (IoT) Cloud-Computing 3D-Modellierung Sensorik Nachfolger Autonome Fertigung Prädiktive Analytik Intelligente digitale Fabrik Smart City Anna Borodenko, IHK-Koordinatorin für Digitalisierung, IT-Sicherheit und KI Tel.: 030 / 315 10-522 anna.borodenko@ berlin.ihk.de Digitales Modell Digitaler Schatten Digitaler Zwilling ILLUSTRATION: GETTY IMAGES/WEIQUAN LIN Digitalisierung | 57

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