Berliner Wirtschaft März 2024

Zu Beginn des Jahres 2024 sind gestrichene Flüge die Ausnahme und auf schlechtes Wetter oder Streiks zurückzuführen. Die Umsätze der Touristiker haben sich auf dem Vor-Corona-Niveau eingependelt. Und doch ist nicht alles Gold, was glänzt. „Die Zahl der Reisen ist um rund ein Drittel eingebrochen“, sagt Finke. Den gewohnten Umsatz konnte er nur wegen der um etwa 15 Prozent gestiegenen Preise einfahren. Vor allem 2022 ging das gut, als die Deutschen fast jedes Angebot akzeptierten, um endlich wieder in die Ferne fliegen zu können. 2023 zeigten sich die Kunden kostensensibler. Inflation, Gebäudeenergiegesetz – selbst recht gut situierte Menschen entschieden sich gegen die Malediven und für Mallorca. Auch Rainer Klee wurde von Corona hart getroffen. „Es war eine Katastrophe“, sagt der Geschäftsführer des Flugticketgroßhändlers Aerticket mit 800 Mitarbeitern weltweit, davon 250 in Kreuzberg. „Im ersten Corona-Jahr haben wir zehn Millionen Euro Verlust gemacht.“ Nur durch die Corona-Hilfen und Kurzarbeit konnte das Ende der 80er-Jahre gegründete Unternehmen wieder die schwarze Null erreichen. Klee sagt ebenfalls: „Ein zweites solches Jahr hätten wir nicht durchgehalten.“ Es ging wieder aufwärts. Anfang 2024 ist Aerticket beim Umsatz rund fünf Prozent über dem Niveau vor Corona angekommen. Genauso wie Finke führt Klee das gute Ergebnis auf die Preissteigerungen von bis zu 20 Prozent zurück. Vor allem Flüge nach Nordamerika waren zeitweise viel teurer. „Wir sehen erst langsam eine Entspannung“, sagt er. Da Klee im B2B-Business tätig ist – seine Firma vermittelt zwischen Reiseveranstaltern und Airlines –, resultieren die Preissprünge aus dem geringeren Angebot an Flugzeugsitzen. Erst in etwa fünf Jahren erwartet er eine Normalisierung. „Wenn die Fluggesellschaften mehr Marktanteile haben wollen, werden sie ihr Angebot aufstocken – und die Preise fallen.“ Die Berliner Mittelständler warten nicht ab, bis sich die Rahmenbedingungen verbessern. Sie digitalisieren und verschlanken ihre Prozesse, um Kosten zu sparen. „Wir automatisieren vor allem die Bereiche Umbuchung und Erstattung“, sagt Klee. Auch Stefan Finke treibt die KI-basierte Digitalisierung voran. Angebote für potenzielle Kunden werden nicht mehr per Mail, sondern als interaktiver Link versandt. Außerdem kooperiert das Reisebüro mit dem Berliner Anbieter GetYourGuide, über dessen Plattform Urlauber Ausflüge in ihrer Urlaubsregion buchen können. Finkes Firma erhält eine Provision. Der Unternehmer sagt aber auch, dass der persönliche Kontakt zu den Reisenden ein wichtiger Baustein ist und bleiben soll. Nicht ohne Grund hat er inmitten der Pandemie eine neue Dependance in Dresden eröffnet. ■ Simone Blömer, IHK-Key-Account- Managerin Handel, Tourismus und Gastgewerbe Tel.: 030 / 315 10-432 simone.bloemer@ berlin.ihk.de Rainer Klee Geschäftsführer Aerticket Wir automatisieren vor allem die Bereiche Umbuchung und Erstattung. VERLAGSSONDERVERÖFFENTLICHUNG | Tourismus | 55 Kennen Sie ena? Treffen Sie uns in Berlin, Hamburg und Frankfurt: Jena Convention Bureau + ( ) - convention@jena.de jenaconvention.de © JenaKultur, Foto: André Gräf

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