Berliner Wirtschaft März 2024

Surja Bose brauchte eine Weile, um die Regeln des deutschen Marktes zu verinnerlichen. Heute engagiert sich der IT-Unternehmer dafür, kulturelle Barrieren abzubauen von Jürgen Schepers Das Spiel verstehen S urja Bose ist erfolgreicher Berliner IT-Unternehmer und hat es sich zur Aufgabe gemacht, junge Unternehmende mit Migrationshintergrund in Deutschland zu unterstützen. Denn er weiß aus eigener Erfahrung, wie schwer gerade die ersten Schritte sind, das eigene Unternehmen in einem Land fernab der eigenen Heimat aufzubauen. Nach der Gründung seiner Firma Bosenet im Jahr 2009 hat es bis 2017 gedauert, um die wirtschaftlichen Strukturen zu verinnerlichen, Netzwerke aufzubauen und sich am Markt zu etablieren, oder wie er es formuliert: „Das Spiel zu verstehen“. Büros in Berlin, Nürnberg und Kalkutta Er selbst hatte das Glück, in Indien, Deutschland und Großbritannien aufzuwachsen und so die kulturellen und wirtschaftlichen Unterschiede in Asien und Europa kennenzulernen. Mit seinem IT-Unternehmen hat er das sogenannte Dublin-Verfahren bei Asylbewerbern digitalisiert und war an der Einführung der digitalen Gesundheitskarte für die amerikanische Regierung unter Barack Obama beteiligt. Erfahrungen, die er nicht missen möchte und die der Grundstein für den Auf- und Ausbau seines eigenen Unternehmens waren. Heute hat Bosenet mehr als 125 Mitarbeitende in Büros in Berlin, Nürnberg und Kalkutta und ist Preisträger des Wettbewerbs „Vielfalt unternimmt – Berlin würdigt migrantische Unternehmen“ der Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe. Aktuell engagiert sich Surja Bose als Countrymanager für Deutschland beim „European Supplier Diversity Project“, dessen Gründungsmitglieder Weltkonzerne wie IBM, Sanofi, Meta und Unilever sind: „Wir wollen Barrieren abbauen und Unternehmen ethnischer Minderheiten und Einwanderer mit globalen Konzernen zusammenbringen, die sich für eine integrative Beschaffung und Lieferantenvielfalt einsetzen.“ Bürokratische Vorgaben nicht zeitgemäß Perspektivisch wünscht er sich in Deutschland eine Modifizierung des Ausbildungssystems, gerade was die Belange für Digitalunternehmen angeht: „Wir bilden zwar aus, aber die bürokratischen Vorgaben sind für uns nicht mehr zeitgemäß. Was auch dazu führt, dass wir zusätzlich Mitarbeiter in Indien schulen, mit der Vorgabe, Deutsch zu lernen, und dann in Berlin oder Nürnberg einsetzen. Das ist aus unternehmerischer Sicht kein Weg des Wollens, sondern des Müssens.“ ■ Surja Bose, Inhaber von Bosenet, beschäftigt in seinem Unternehmen 125 Mitarbeitende Unternehmenspreis „Vielfalt unternimmt“ Bei der jährlichen Prämierung werden Unternehmen mit Migrationshintergrund gewürdigt. berlin.de/vielfalt-unternimmt Jürgen Schepers, IHK-Geschäftsfeld Wirtschaft & Politik Tel.: 030 / 315 10-676 juergen.schepers@ berlin.ihk.de FOTO: BOSENET Neue Märkte | 31

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