Berliner Wirtschaft März 2024

„Noch liegt der Schwerpunkt im Bereich Trinkwasser, wir wollen aber auch im Bereich Abwasser expandieren“, sagt Geschäftsführer Axel Bernstorff. Für Elvir Becirovic eröffnet die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Indien Chancen für gemeinsames Wachstum. „Daher bieten wir Programme für die Berliner Wirtschaft, um die Kooperation mit indischen Akteuren zu erleichtern“, sagt der Gruppenleiter Asien-Projekte bei der Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe (siehe Kasten). Netzwerkpartner erleichtern den Einstieg Für Sami Bettaieb, Public Affairs Manager bei der IHK Berlin, macht die boomende Start-up-Community Indien auch für Berliner Start-ups und Tech-Unternehmen zu einem spannenden Markt. Gleichzeitig sei Indien angesichts seiner Geografie, seiner gesellschaftlichen Vielfalt sowie seiner komplexen wirtschaftlichen und politischen Strukturen oft eine Herausforderung für Newcomer. „Um diese Komplexitäten gut zu managen, den Markt erfolgreich zu erschließen und vom riesigen Potenzial Indiens in vielen Branchen zu profitieren, braucht es Ausdauer und eine solide Informations- und Kontaktbasis.“ Die IHK Berlin könne Berliner Unternehmen die passenden Informationen und Netzwerkpartner an die Hand geben, um ihnen den Markteinstieg zu erleichtern Erstklassiger Talent-Pool Als einer der weltweit größten Softwarestandorte punktet Indien mit gut ausgebildeten Technologiespezialisten. Davon profitiert der Berliner Anbieter von Banking-Technologie Solaris SE, der 2022 im südindischen Chennai einen Technology-Hub eröffnete und insgesamt – ein zweiter Standort ist im Westen in Ahmedabad – 130 Mitarbeitende beschäftigt, die die Teams in Deutschland und der Ukraine unterstützen. Beide Standorte würden dem FinTech Zugang zu einem diversen erstklassigen Talent-Pool verschaffen, unterstreicht Raj Ramakrishnan, Managing Director of India. Und da die europäischen und indischen Kollegen in zwei verschiedenen Zeitzonen arbeiteten, sei es leichter, den 24/7 technischen Support sicherzustellen. Trotz des großen Arbeitsmarktes sei es eine Herausforderung, passende Fachkräfte zu finden. Inderinnen und Inder gelten als sehr wechselwillig, sodass die Arbeitgebenden sich sehr attraktiv aufstellen müssen. Solaris punktet unter anderem mit flexiblen Arbeitszeiten und großzügigen Homeoffice-Regelungen. Von dem Prestigeprojekt der Deutschen Bahn in der fünftgrößten Volkswirtschaft der Welt sollen auch deutsche Kunden profitieren. Indische Ingenieure und ITler unterstützen mit Planungsleistungen wie digitale Bauwerksdatenmodellierung und statischen Berechnungen die gut 5.000 Ingenieure in Deutschland bei Infrastrukturprojekten wie Brücken und Bahn- höfen. Der Technologie- und Wissenstransfer stärkt auch das deutsche Bahnsystem. Im Einsatz sind modernste Signaltechnik, die höhere Frequenzen auf der Schiene ermöglicht, bis hin zur automatischen Zugsteuerung, so Bahnmanager Niko Warbanoff. Zudem setzt der Konzern, der bereits rund 1.000 Mitarbeitende in Indien beschäftigt, auf den Fachkräfteaustausch. „Bei einigen Beschäftigten besteht das Interesse, nach Deutschland zu kommen und sich hier etwa für den Einsatz im Regionalverkehr ausbilden zu lassen“, sagt Warbanoff. Das Indien-Projekt spiele deshalb auch strategisch für das grenzüberschreitende Recruiting, auch und ganz besonders bei den Ingenieuren, eine große Rolle. ■ Sami Bettaieb, IHK-Public-Affairs-­ Manager Außenwirtschaft Tel.: 030 / 315 10-241 sami.bettaieb@berlin. ihk.de Axel Bernstorff, Geschäftsführer der Harbauer-Gruppe für Wasseraufbereitungsanlagen, ist schon seit 20 Jahren mit einer Tochterfirma in Indien aktiv FOTO: CHRISTIAN KIELMANN Berliner Wirtschaft 03 | 2024 BRANCHEN | Neue Märkte | 30

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