Berliner Wirtschaft März 2024

Die Co-Founder des Start-ups NEX Aero GmbH, Mohamed Attia (l.) und Johannes Garbino-Anton Wer sich die Frage stellt, wie in Zukunft ein umweltfreundlicheres Zusammenspiel von Verkehr, Mobilität und Logistik gelingen kann, muss seinen Blick auch auf die Wahl der passenden Fortbewegungsmittel richten. Eine größere Rolle könnten bei diesem Zusammenspiel so genannte eVTOLs (electric Vertical Take-Off and Landing aircrafts) spielen, also vertikal startende und landende Fluggeräte. „Wie ein Hubschrauber startet und landet ein eVTOL auf sehr begrenzter Fläche, ist dabei aber viel leiser und braucht deutlich weniger Energie“, erklärt Johannes Garbino-Anton, CTO und einer der Gründer der NEX Aero GmbH. „Gleichzeitig kann es mithilfe der Flügel schneller und weiter fliegen, verbraucht keine fossilen Kraftstoffe, und auch die Betriebskosten sind deutlich geringer“, ergänzt der ehemalige Testpilot des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). „Die Kombination dieser Effekte ergibt komplett neue Anwendungsfelder im Frachttransport und später auch beim Transport von Passagieren.“ Neben anderen Unternehmen hat sich auch die NEX Aero GmbH auf den Weg gemacht, ein eVTOL zu entwickeln. Die Besonderheit der Berliner: Ihr Fokus liegt auf einem nahezu emissionsfreien Antrieb durch Wasserstoff-Brennstoffzellen sowie dessen effizienter Integration in das Luftfahrzeug. „Mein Mitgründer Mohamed Attia hat mich 2020 mit der Idee kontaktiert, ein eVTOL mit großer Reichweite durch den Einsatz von Wasserstoff zu entwickeln“, erzählt Garbino-Anton. „Nach vielen Rechnungen auf dem sprichwörtlichen Bierdeckel fragten wir uns, warum das noch keiner macht, denn die in der Entwicklung befindlichen elektrischen Senkrechtstart-Flugzeuge kämpfen alle mit zu geringer Reichweite durch die limitierende Batteriemasse.“ Mittlerweile arbeitet das Unternehmen bereits daran, einen ersten Prototyp in Originalgröße noch vor Jahresende zumindest zum Schwebeflug zu bekommen. „Erste Kunden werden Ende 2025 unser Cargo-eVTOL mit 1.200 Kilogramm Abflugmasse in Betrieb nehmen und damit 180 Kilogramm über 450 Kilometer transportieren können“, prognostiziert Attia, der CEO des Startups. Dabei sind die größten Motivatoren für den Umstieg die deutlich reduzierten Betriebs- und Wartungskosten des Brennstoffzellenantriebs. Die Technologiereife und Zulassung der Passagierversion strebt die NEX Aero GmbH für 2029 an. Johannes Garbino-Anton hat auch schon Ideen für mögliche Startplätze in der Hauptstadt: „Langfristig ist der Passagiertransport etwa vom Südkreuz und ähnlichen Drehkreuzen aus denkbar.“ ■ Johannes Garbino-Anton Elektrische Senkrecht- start- Flugzeuge kämpfen mit zu geringer Reichweite. Gut vernetzt Der QR-Code führt zu Johannes Garbino- Anton auf LinkedIn: Die NEX Aero GmbH baut einen Senkrechtstarter. Der Clou des Luftfahrzeugs: Wasserstoff-Brennstoffzellen sollen es antreiben Abflug am Südkreuz Visionen für den Verkehr | 23

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