Berliner Wirtschaft März 2024

Autonomes Fahren im öffentlichen Raum rückt näher. Dafür sorgt das Berliner Start-up Vay. Das Unternehmen startet gerade in der US-Metropole Las Vegas sein erstes kommerzielles fahrerloses Mobilitätsangebot mit ferngesteuerten Autos. „Mit unserem Telefahr-Mobilitätsservice erhalten Kundinnen und Kunden Zugang zu einem bequemen, günstigen und nachhaltigen Tür-zu-Tür-Mobilitätsdienst“, freut sich Thomas von der Ohe, CEO von Vay. Die Idee: Auf Knopfdruck in der App von Vay kommt das Auto „fahrerlos“ an, der Kunde steigt ein und fährt selbst zum Ziel. Dort übergibt er das Auto an einen Telefahrer, der das Fahrzeug übernimmt und aus der Ferne zum nächsten Kunden oder zu einem Parkplatz steuert. Zeitaufwendiges Parken entfällt, abgerechnet wird im Minutentakt. Im Hintergrund sitzen an einer Telefahrstation professionell ausgebildete Telefahrer mit Lenkrad, Pedalen und allen notwendigen Bedienelementen. Die visuelle Wahrnehmung wird über Kamerasensoren aufgenommen und auf Bildschirme in der Station übertragen. Gleichzeitig geben eingebaute Mikrofone Geräusche des Straßenverkehrs wie das Martinshorn an die Kopfhörer der Telefahrer weiter. „Wir wollen eine günstige Alternative zu Carsharing und bestehenden Tür-zu-Tür-Lösungen anbieten und langfristig eine Alternative zum privaten Autobesitz“, betont von der Ohe. „Unser Ziel ist es, die Anzahl privater Autos in Städten zu reduzieren“, so der Gründer weiter. „Im Durchschnitt sind Autos in Innenstädten zu 95 Prozent der Zeit geparkt.“ Ein weiterer Pluspunkt: Der Fuhrpark des Unternehmens ist vollständig elektrisch und trägt somit zur Verringerung der CO2-Emissionen sowie der Luft- und Lärmbelastung bei. Parallel zum Launch in den USA läuft der Genehmigungsprozess in Deutschland weiter. „Wir sind im Herbst 2021 eine Mobilitätspartnerschaft mit der Stadt Hamburg eingegangen mit dem Ziel, dort den ersten telegefahrenen Mobilitätsdienst in Deutschland einzuführen“, sagt Thomas von der Ohe. „Im Februar 2023 waren wir dort auch das erste Unternehmen in Europa, das ohne Person im Auto auf öffentlichen Straßen gefahren ist.“ Gemeinsam mit den Behörden geht Vay nun Schritt für Schritt voran, um die nächsten Genehmigungen zu erhalten. „Diese Genehmigungsverfahren kennen keine Vorbilder“, weiß der CEO. „Wir sind die Ersten, die so etwas machen, und dadurch ist es natürlich komplex, aber auch echte Pionierarbeit.“ ■ Thomas von der Ohe, CEO von Vay: Zurzeit begleitet er den Start des Mobiltätsangebots in Las Vegas 95 % Standzeit hat ein privater Pkw im Durchschnitt in Innenstädten. Vay will mit smarter Mobilität Alternativen bieten. Gut vernetzt Der Unternehmer auf LinkedIn unter dem QR-Code: Das Start-up Vay lässt E-Autos per Telefahrer aus der Ferne gesteuert holen und bringen. In den USA hat der reale Betrieb jetzt begonnen Autonom, aber anders FOTOS: VAY, CHRISTIAN KIELMANN Berliner Wirtschaft 03 | 2024

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