Berliner Wirtschaft März 2024

Jörg Astalosch CEO Nach seiner Berufsausbildung zum Elektroniker und dem Studium des Wirtschaftsingenieurwesens startete Jörg Astalosch seine Karriere 1988 im Volkswagen-Konzern, wo er in mehreren Funktionen und Töchtern tätig war. Bevor er zu IAV kam, begleitete er M&A-Projekte bei der Audi AG. Jörg Astalosch im Bürogebäude der IAV in der Charlottenburger Carnotstraße Die IAV GmbH Ingenieurgesellschaft Auto und Verkehr wurde vor 40 Jahren in Berlin gegründet. Dem global tätigen Unternehmen ist die Transformation zum Engineering Service Provider mit Software-Kompetenz gelungen. Der seit Oktober amtierende CEO Jörg Astalosch sieht nun aber neue Herausforderungen für seine Firma. Berliner Wirtschaft: Als Sie im vergangenen Jahr Ihren Job in Berlin antraten, erklärte Ihr Aufsichtsrat, „mit Jörg Astalosch stellen wir bei IAV die Weichen für die Mobilität der Zukunft“. Haben Sie ein spezielles Faible für Zukunft? Jörg Astalosch: Ich glaube, Zukunft interessiert uns alle, und in einer weltweit tätigen Ingenieurgesellschaft gilt das umso mehr. Ich habe viel Freude daran, Entwicklungen zu treiben, zumal wir im Bereich der Mobilität nicht nur Evolutionen, sondern Revolutionen brauchen – gerade auch in Deutschland. Im internationalen Vergleich zeigt sich, dass wir im vernetzten Verkehr oder auch im Zugverkehr viel Potenzial haben. In anderen Ländern läuft das pünktlicher und strukturierter ab. Das sind Basisverbesserungen, und dann brauchen wir auch Sprung- innovationen, zum Beispiel das autonome Fahren. Haben Sie eine Vision für den Berliner Verkehr? Also, zunächst muss ich sagen, dass Berlin einfach eine richtig tolle und eine ganz besondere Stadt ist, für mich die einzige echte Metropole in Deutschland. Ich finde die Verkehrsinfrastruktur hier eigentlich ganz gut. In den inneren Bezirken kommt man auch gut ohne ein eigenes Auto aus. Es gibt viele Sharing- angebote – vom Scooter über das Fahrrad bis zum Auto. Und das ÖPNV-Angebot finde ich auch gut. Aber die Verkehrsformen müssen besser und einfacher vernetzt werden. Das muss für jeden verständlich und intuitiv nutzbar sein. Dafür brauchen wir noch bessere Plattformlösungen. Was sollen die können? Für den Geschäftsmann ohne Gepäck, der bestens mit seinem Smartphone und seinen Apps umzugehen weiß, funktioniert das auch heute schon ganz gut. Aber was ist mit der Mutter, die ein Kind in der linken und den Kinderwagen in der rechten Hand hält? Und was ist mit dem älteren Ehepaar jenseits der 80 Jahre? Springen die nach Anweisungen ihres Handys auch ganz entspannt aus der Bahn in den Bus und dann auf das Leihfahrrad? Da kann man vieles noch besser machen, durch Software-Lösungen, aber auch durch Angebote, die wir uns noch ausdenken müssen. Und das Auto … … wird weiterhin eine wichtige Rolle spielen. Auf der einen Seite finde ich, dass Berlin so schöne alte Straßen hat, die man begehbar machen sollte. Eine Stadt darf nicht nur nach den Bedürfnissen der Autofahrer geplant werden. Aber das muss nicht heißen, „Software ist für uns der Schlüssel zum Erfolg“ Jörg Astalosch ist CEO der Ingenieurgesellschaft IAV, die für die Autoindustrie tätig ist. Nachhaltige Antriebe, autonomes Fahren und KI sind für ihn aktuell die wichtigsten Themen von Michael Gneuss » Eine Stadt darf nicht nur nach den Bedürfnissen der Auto- fahrer geplant werden. Jörg Astalosch FOTO: AMIN AKHTAR FOKUS | Interview | 24 Berliner Wirtschaft 03 | 2024

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