BERLINER WIRTSCHAFT 05/17
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TITELTHEMA
lokalen Netzwerken zu erhalten, ergänzt
der Wista-Chef. Derzeit kann er ansied-
lungswilligen Unternehmen noch ausrei-
chend Flächen anbieten. Insgesamt ste-
hen rund 80 Hektar zur Verfügung.
Dr. Marion Haß, Geschäftsführerin
Wirtschaft & Politik der IHK Berlin, hält
zusammenhängende Industrie- und Ge-
werbegebiete, in denen Entwicklung, Fer-
tigung, Handel und Dienstleistung nah
beieinander sitzen, für besonders güns-
tige Standorte. „Ein wichtiges Merkmal
einer konkurrenzfähigen Produktent-
wicklung ist Unternehmenskooperati-
on entlang der Wertschöpfungskette. Er-
folgreiche Unternehmen suchen den ge-
genseitigenAustausch undMöglichkeiten
zur Zusammenarbeit. Obwohl die digita-
le Vernetzung Entfernungen problemlos
überbrückt, bleibt räumliche Nähe ein
unschlagbarer Vorteil“, sagt Marion Haß.
Sie verweist darauf, dass die Nähe zur For-
schung und zu etablierten Unternehmen
auch von Berliner Start-ups in den ver-
gangenen Jahren genutztwurde, um inno-
vative Kooperationen einzugehen. „Diese
Kooperationen besitzen großes Potenzi-
al, um die Hauptstadt zu einem führen-
den Entwicklungszentrummoderner In-
dustriekonzepte zu machen.“ Einige die-
ser Kooperationen fänden bereits heute
weit über Berlin hinaus Beachtung.
„Die Berliner Industrie definiert sich
durch einen Mix aus kreativen Ideen,
Hochtechnologie und klassischer Produk-
tion“, soMarionHaßweiter. Auf dieser Mi-
schung basiere die Innovationskraft der
Hauptstadt, und das stadtweite Flächen-
angebot müsse diese Mischung bedienen.
Nach Ansicht der IHK-Expertin
braucht Berlin auch in Zukunft Indust-
riegebiete, in denenmoderne Produktion
ohne Konflikte durch benachbarte Flä-
chennutzung stattfinden kann. „Anderer-
seits entwickeln Berliner Unternehmen
revolutionäre Technik, die Produktion
zukünftig vielleicht sogar im Kiez-Hin-
terhof möglich macht“, sagt Marion Haß.
Schon heute ist aber spürbar, dass die
Menschen in Berlin zusammenrücken
müssen. Büroarbeit wird in Coworking
Spaces erledigt. Zehn Leute teilen sich
acht Arbeitsplätze. Viele Unternehmen
steigern zwar ihre Produktionsmen-
ge, optimieren aber ihren Platzbedarf
und kommen so mit der gleichen Fläche
aus. Große Konzerne wie Siemens oder
Osram stellen verfügbaren Platz auf dem
eigenen Gelände Start-ups zurVerfügung.
Viele erfolgreicheMittelständler brauchen
aber mehr Platz.
Diese Nachfrage erlebt der Geschäfts-
führer der Tegel Projekt GmbH, Philipp
Bouteiller, der für die Nachnutzung des
Flughafen-Areals im Norden Berlins zu-
ständig ist. „Wir bekommen auch Anfra-
genvon Berliner Unternehmen, diewach-
sen und sich vergrößern müssen“, erklärt
der Standort-Manager. „Die finden in Ber-
FOTO: PA/DPA
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Hektar für Gewerbe und Industrie
soll es künftig auf dem bisherigen
Areal des Airports Tegel geben. 17.500 Arbeitsplätze sollen dort nach
den Vorstellungen der Tegel Projekt GmbH entstehen – aber auch
Wohnraum für die gleiche Anzahl Menschen
Urban Tech Republic
Gewerbe,
Industrie und Wohnen finden
auf dem Flughafen-Areal Platz
Tegel Projekt GmbH
Philipp Bouteiller,
Geschäftsführer
Dezentral
Die Firma bringt über
eine Plattform Produzenten und
3D-Druckdienstleister zusammen
3Yourmind GmbH
Stephan Kühr, Gründer
und Geschäftsführer