Berliner Wirtschaft Dezember 2023

zelnen ermöglichen, selbstbestimmter und sinn- erfüllter zu arbeiten. Stehen derlei Veränderungen an, ist es in vielen Fällen für eine Geschäftsleitung hilfreich, eine erfahrene Beratung einzubinden. Christina Lüdtke, Fachreferentin Start-ups & Finanzierung der IHK Berlin, rät Interessierten: „Im Vorfeld solch eines Projekts ist es sinnvoll, sich erst einmal sehr genau anzuschauen, wie die innerbetrieblichen Prozesse bislang ablaufen, und diese neu zu denken, bevor man beispielsweise einfach eine Software kauft.“ Hierbei könne eine externe Unternehmensberatung helfen. Die dafür nötigen Kosten lassen sich oftmals durch öffentliche Fördermittel senken (s. unten rechts). Arbeiten in Eigenregie Unternehmer Müller hat bei seinen Beschäftigten registriert, dass sie mittlerweilse agile Arbeitsmethoden einfordern. Wie das funktioniert, erklärt der Geschäftsführer an einem Beispiel: „Für das Entwickeln von Software nutzen wir eine Methode, Scrum genannt, die ein Gegenentwurf zur Befehls-und-Kontroll-Organisation ist.“ Die Vorgehensweise baue auf qualifizierte und interdisziplinär besetzte Teams, die zwar eine klare Zielvorgabe bekommen, für die Umsetzung jedoch allein zuständig sind. „Dadurch erhalten die Beteiligten den nötigen Freiraum, um ihr Wissen und ihre Kreativität in Eigenregie zu entfalten“, folgert Müller, der auch Mitglied im Fachausschuss Fachkräfte und Arbeitsmarkt der IHK Berlin ist. Erfahren im Bereich New Work ist auch Piabo Communications, eine international auf die Digitalwirtschaft fokussierte Kommunikationsagentur mit Hauptsitz am Gendarmenmarkt. Dort können sich die Beschäftigten bei Bedarf einen Schreibtisch buchen und mit mehreren Personen in abgeschirmten Bereichen zusammenarbeiten oder ungestört in geräumigen, gläsernen Zellen telefonieren. „Damit gehen wir auf die Bedürfnisse unserer Mitarbeitenden ein“, sagt Daniela Harzer als Chief Operating Officer. Aus ihrer Sicht geht es bei dem Thema weniger um Räumlichkeiten oder bestimmte digitale Tools, die alle nutzen: „New Work ist eine Haltung, wie wir gemeinsam besser zusammenarbeiten.“ Deshalb sind ihr zufolge Führungskräfte gefragt, die ihre jeweilige Einheit mit auf den Weg nehmen und den Wandel begleiten können. Dabei gehe es darum, Vertrauen aufzubauen, gut zu kommunizieren, Empathie zu haben – und eine gute Selbstreflexion. „Das sind die nötigen Skills für solch einen Prozess“, sagt Harzer, die auch zertifizierter systemischer Coach ist. Entsprechend werden die Unit Directors, die bei Piabo einen eigenen Bereich als Profitcenter führen, drei Monate zuvor in einem persönlichen Coaching auf ihre Rolle als Führungskraft vorbereitet. „Das ist ein Investment, das sich auszahlt“, so die Bilanz von Daniela Harzer. Wenn Sebastian Bluhm auf New Work angesprochen wird, sagt der Geschäftsführer der auf künstliche Intelligenz (KI) spezialisierten Unternehmensberatung Plan D: „Wir haben zwar keinen Kicker im Büro, sind aber eine junge Firma, die immer schon so gearbeitet hat.“ Alle 20 Beraterinnen und Berater seien remote tätig und nehmen sich Urlaub in Abstimmung mit ihrem Team. „Letztlich treffen wir uns unabhängig von den einzelnen Projekten mindestens alle zwei Wochen zum Austausch im Büro unweit des Hackeschen Markts“, sagt Bluhm. Plan D begleitet Unternehmen dabei, innerbetriebliche Prozesse mithilfe von KI zu verbessern – beispielsweise, um Flaschenhälse in administrativen Prozessen aufzulösen. Bluhm nennt als Beispiel eine Hausverwaltung: „Die möchte mit uns den Prozess von einer Mietkündigung bis zur Neuvermietung automatisieren, damit den Beschäftigten im Büro mehr Zeit für andere wichtige Aufgaben bleibt.“ ■ Daniela Harzer Piabo Communications New Work ist eine Haltung, wie wir gemeinsam besser zusammenarbeiten. Christina Lüdtke, IHK-Fachreferentin Start-ups & Finanzierung Tel.: 030 / 315 10-405 christina.luedtke@ berlin.ihk.de Anna Borodenko, IHK-Koordinatorin für Digitalisierung, IT-Sicherheit und KI Tel.: 030 / 315 10-522 anna.borodenko@ berlin.ihk.de Programme Das Bundeswirtschaftsministerium unterstützt mit „go-digital“ KMU bei der Digitalisierung von Geschäftsprozessen. Die BAFA bietet „Förderung von Unternehmensberatungen für KMU“ für Firmen und Freiberufler. Service Die IHK informiert online über beide Programme: ihk.de/berlin/digitalfoerderprogramme-bw. Außerdem gibt es bei der IBB den CoachingBONUS: coachingbonus.de. De-Minimis-Regel Alle drei Programme unterliegen der De-minimis-Regel, wonach Unternehmen innerhalb von drei Jahren eine Fördersumme von höchstens 200.000 Euro für sämtliche Programme zusteht. Förderung auf dem Weg zur Digitalisierung IHK-Fachreferentin Christina Lüdtke über Zuschüsse bei der Digitalisierung von Geschäftsprozessen Berliner Wirtschaft 12 | 2023 VERLAGSSONDERVERÖFFENTLICHUNG | New Work | 53

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