Berliner Wirtschaft Dezember 2023

S eit fast 40 Jahren bietet die Werner Pletz GmbH Tief- und Rohrleitungsbau in Berlin an. Zu ihren Kunden gehören aktuell die Berliner Wasserbetriebe und die Stromnetz Berlin, für die sich der Mittelständler mit seinen 150 Beschäftigten unter anderem auf das Verlegen der Hausanschlüsse spezialisiert hat. Der Umsatz- anteil der öffentlichen Auftraggeber liegt bei rund 90 Prozent. Die multiplen Krisen wie Corona-Pandemie oder Angriffskrieg auf die Ukraine haben das Geschäft nicht beeinträchtigt. „Da Berlin bei den Wasserbetrieben und dem Stromnetz solch einen hohen Wartungsstau hat, haben wir Arbeit ohne Ende“, sagt Bauleiter Manfred Uhlig. Selbst Fachkräftemangel bereitet dem Tiefbauspezialisten kein Kopfzerbrechen. „Wir sind schon sehr digital aufgestellt und werben gezielt auf Ebay-Kleinanzeigen und Instagram, was uns als Arbeitgeber attraktiv macht.“ So weit, so positiv. Wenn Manfred Uhlig allerdings über seine Erfahrungen mit der Berliner Verwaltung berichtet, verdüstert sich seine Stimmung deutlich. Kein Wunder. „Ich bin extrem abhängig von den Behörden, weil wir Zugang zu den Straßen brauchen, in denen die Kanäle der Wasserbetriebe laufen.“ Dafür benötige das Unternehmen eine sogenannte verkehrsrechtliche Anforderung. Bezirke wie Treptow-Köpenick oder Reinickendorf geben die Genehmigung für eine Vollsperrung binnen maximal zwei Wochen. Andere wie Charlottenburg-Wilmersdorf lassen sich 16 Wochen Zeit, verbunden mit zig Nachfragen und nicht nachvollziehbaren Vorgaben. Jüngst wurde Uhlig vom Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf zu einem Ortstermin einbestellt und vor Ort von sechs Mitarbeitenden des Amtes empfangen. Letztlich ging es um Lappalien wie die Bitte, den Bautermin rechtzeitig anzusagen und pünktlich zu beginnen. Die Lage vor Ort könne man zudem genauso gut und deutlich zeitsparender via Google Street View einschätzen, so Uhlig. Die Folgen sind erheblich: Die gut ausgelasteten Tiefbaufirmen meiden Bezirke, die ihnen den Alltag erschweren, sodass es dort zum Stau kommt. Um die Straße aufgraben zu dürfen, braucht die Werner Pletz GmbH zudem eine Sondernutzung, die Voraussetzung für die verkehrsrechtliche Anordnung und bei vielen Bezirksämtern auch mit langen Wartezeiten verbunden ist. Man könnte zum Beispiel eine jährliche Sondernutzung erteilen, um die Prozesse zu beschleunigen, so Uhlig. Die vielen Sonderwünsche einzelner Tiefbauämter führten schließlich dazu, dass Großbaustellen viel länger als nötig stehen blieben. ■ Bauleiter Manfred Uhlig vom Tief- und Rohrleitungsbauer Werner Pletz GmbH auf einer Baustelle 16 Wochen wartet das Bauunternehmen in manchen Berliner Bezirken auf eine sogenannte verkehrsrechtliche Anordnung. Andere benötigen dafür nur zwei Wochen. Warten auf Genehmigungen verzögert bei der Werner Pletz GmbH Projekte im Tief- und Rohrleitungsbau. Zudem gibt es oft Ortstermine, obwohl sich alles digital klären ließe Street View statt vor Ort FOTOS: CHRISTIAN KIELMANN Berliner Wirtschaft 12 | 2023

RkJQdWJsaXNoZXIy MTk5NjE0NA==