Berliner Wirtschaft Dezember 2023

Andreas Dzierzanowski Vergaben sind manchmal sinnlos und richtiggehend weltfremd. 80 % seiner Aufträge erhält Andreas Dzierzanowskis Unternehmen von der öffentlichen Hand. lagen kopiert, Excel-Tabellen mit Formelfehlern verschickt und sogar vergabewidrige öffentliche Aufträge ausgeschrieben. Dabei würden Anforderungen an die Unternehmen gestellt, die schlicht nicht erfüllbar seien, wie etwa eine Mindestgröße der Belegschaft, über die nur große Multi-Dienstleister verfügen. Das verletzt jedoch das Gleichstellungsgebot. „Gehen Unternehmen vor die Vergabekammer, liegt die Ausschreibung erst einmal auf Eis“, so Dzierzanowski. Um gegenzusteuern, müssten in der Verwaltung Fachteams gebildet werden, die sich jeweils auf einige wenige Branchen konzentrieren und immer für ganz Berlin und nicht einzelne Bezirke zuständig sind, fordert der Sicherheitsunternehmer. „Der ganze Vergabeprozess könnte zudem deutlich entschlackt werden, wenn die Auftragnehmer, die im Amtlichen Unternehmer- und Lieferantenverzeichnis eingetragen sind, nicht immer wieder dieselben Dokumente einreichen müssten.“ In dem Verzeichnis, abgekürzt ULV, werden Anbieter geführt, die die entsprechenden Unterlagen und Nachweise etwa zu Anforderungen an Unternehmen und Eignung eingereicht haben. Das würde auch den erheblichen zeitlichen Aufwand reduzieren, der für jede öffentliche Ausschreibung investiert werden muss. Wenn Dzierzanowski die Papiere ausfüllt, hofft er jedes Mal, nicht gestört zu werden, um sich voll konzentrieren zu können. Einen halben Tag rechnet er mindestens ein, obwohl er mit den Anforderungen bestens vertraut ist. Kosten senken durch Technikeinsatz Was den Unternehmer, der auch dem IHK-Ausschuss „Funktionierende Stadtverwaltung“ angehört, jedoch noch viel stärker umtreibt: „Alle reden von Digitalisierung und beklagen den Fachkräftemangel, aber es wird nichts probiert.“ Man müsste viel häufiger Nebenangebote machen, die innovative Technik beinhalten, um Kosten zu senken. Beispiel: In einem Asylheim haben dessen Bewohner mehrfach die Zäune niedergetreten, statt den Haupteingang zu nutzen. Dzierzanowskis Vorschlag, ein Videomeldesystem zu installieren, um rechtzeitig einschreiten zu können, wurde abgelehnt. Stattdessen wurden zwei Sicherheitskräfte in Vollzeit angestellt, was deutlich teurer war und in Zeiten von Personalmangel nicht eben zielführend. Dabei verfügt die Hauptstadt laut IHK Berlin über ein signifikantes Potenzial, um über qualitätsgetriebene Nachfragen in die Wirtschaft die eigene Funktions- und Leistungsfähigkeit auf ein wettbewerbsfähiges Niveau zu heben. Bei drei bis fünf Milliarden Euro liegt das jährliche Investitionsvolumen. ■ Moderne Verwaltung | 21 © JenaKultur, Foto: André Gräf Kennen Sie ena? Jena Convention Bureau

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