Berliner Wirtschaft Dezember 2023

Erwartungen der Nutzer ausrichten, um die Nutzererlebnisse zu verbessern.“ Das Ausland sei in dieser Hinsicht schon viel weiter, etwa Großbritannien, wo es zum Beispiel gelungen sei, Rentenbescheide zu entwickeln, die den Bürgern einen echten Informationswert bieten und nicht nur ein Zahlenwirrwarr. Um Verwaltung neu zu denken, will ein neuer Studiengang an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Methoden unter anderem auf dem Gebiet des Service-Design vermitteln. Auch die Verwaltungsakademie könnte entsprechende Methoden lehren und als Multiplikator dienen, so Hensel. Der Einsatz solcher Methoden könne aber nur gelingen, wenn sich das Mindset in der Verwaltung wandele und man bereit sei, Prozesse umzustellen. Es mangele an Führungskräften, die motivieren und den Raum für persönliche Weiterentwicklung schaffen. Hensels Fazit: „Wenn es in Zeiten des harten Wettbewerbs um die besten Kräfte nicht gelingt, eine Atmosphäre zu schaffen, in denen sich High-Performerinnen und High-Performer geschätzt und motiviert fühlen, sehe ich nicht, wie der Turnaround gelingen soll.“ Nur dann könne man auch Quereinsteiger für die Verwaltung begeistern. Wirtschaft erwartet Umsetzungstempo Für IHK-Präsident Sebastian Stietzel gilt es keine Zeit mehr zu verschwenden. „Die Berliner Wirtschaft erwartet nun Umsetzungstempo von der Politik. Der Senatsbeschluss vom Februar 2023 bietet dafür längst eine hervorragende Grundlage.“ Konkret fordert Stietzel: → Eindeutige Zuordnung der Verwaltungsaufgaben heißt, gesamtstädtische Steuerung und Politikfelder mit berlinweiter Relevanz gehören auf die Landesebene und starke Umsetzungskompetenz auf die Bezirksebene. → Notwendige verfassungsändernde Maßnahmen wie die Einführung der Fachaufsicht sowie der Richtlinienkompetenz für die Bezirksoberhäupter dürfen nicht mit Tabus belegt sein. → Die Verwaltung muss sich zu einem begehrten Arbeitgeber für junge Nachwuchskräfte und Quereinsteiger entwickeln – auch durch die zügige Modernisierung und Digitalisierung der Verwaltungsprozesse. → Die Digitalisierung wird nur funktionieren, wenn das IT-Dienstleistungszentrum (IDTZ) als zentraler Dienstleister des Landes für Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) mit einer eindeutigen Aufgabenstellung und dem erforderlichen Budget ausgestattet wird. → Deutlich mehr Mut und Entschlossenheit braucht es auch in der öffentlichen Auftragsvergabe. Hier muss ein Ruck durch die Reihen von Politik und Verwaltung gehen, indem sich die Hausspitzen und Führungskräfte deutlich zu mehr innovativen Lösungen aus der Wirtschaft für Stadt und Verwaltung bekennen und ihren Mitarbeitern dafür den Rücken stärken. Darauf aufbauend und mit den erforderlichen fachlichen Kompetenzen und mehr zeitlichen Ressourcen für Beschaffungsprozesse ausgestattet, kann die Stadt ihre Chance wahrnehmen, ihre Leistungs- und Servicefähigkeit auf ein wettbewerbsfähiges Niveau heben. ■ Damit es in Berlins Verwaltung besser läuft, ist für IHK- Präsident Sebastian Stietzel ein ganzes Maßnahmenbündel nötig – von der klaren Kompetenzverteilung über Digitalisierung bis hin zu einer innovativen Vergabe öffentlicher Aufträge

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