Berliner Wirtschaft Juni 2023

Jugendliche brauchen Einblicke in die Arbeitswelt, und Betriebe müssen die Generation Z verstehen lernen. Ein Geheimrezept: Schulkooperationen von Viola Bösebeck Ausbildung muss schmecken Verzweifelt Azubis suchen – das gehört zum Alltag vieler Berliner Betriebe. 42 Prozent der IHK-Ausbildungsunternehmen gaben an, 2021 nicht alle Ausbildungsplätze besetzt zu haben, und 27.000 erhielten nicht einmal Bewerbungen. Zum einen liegt das an demografischen Effekten, zum anderen aber auch daran, dass ein Verständnis darüber fehlt, wie die Generation Z tickt und wie Unternehmen sie auf sich aufmerksam machen können. Bewerberinnen und Bewerber achten etwa auf die Trennung von Beruflichem und Privatem. Sie wünschen sich zudem ein Zusammengehörigkeitsgefühl, einen fairen Umgang und Vielfalt. Wichtig ist ihnen auch authentisches Engagement in Themenfeldern der sozialen Verantwortung und Nachhaltigkeit. Was bedeutet das für Unternehmen? Betriebe sollten die Elemente des Zwischenmenschlichen und ihre übergeordneten Werte stärker vermitteln. Da dieses nur bedingt auf der Unternehmenswebsite oder in Social-Media-Anzeigen möglich ist, geht es darum, besonders auf persönlicher Ebene zu überzeugen. Das wiederum erfordert ein Recruiting, das lange vor dem Eintritt in die Berufswelt beginnt. Ein wichtiges Tool dafür sind Schulkooperationen. Praxiskontakte haben hohe Überzeugungskraft, denn beide Seiten können sich auf diese Weise ein Bild machen und überprüfen, ob die Chemie stimmt. Leider finden diese wichtigen Begegnungen oftmals nur punktuell statt. Diese oberflächlichen Eindrücke reichen jungen Menschen oftmals nicht aus, um sich für ein Unternehmen oder eine Branche entscheiden. Unternehmen sollten also bei diesen Aktivitäten proaktiv Angebote unterbreiten, wie etwa ein Praktikum, um die Kontakte zu vertiefen. Durch Schulkooperationen können Unternehmen schon sehr frühzeitig Interesse bei der jungen Zielgruppe wecken. Wenn sie dann noch die Bedürfnisse des Nachwuchses verstehen und ernst nehmen, haben sie gute Chancen auf Nachwuchs. ■ FOTO: GETTY IMAGES/WESTEND61/DREAMSTOCK1982 ➜ Unternehmen sollten mit wenigen Schulen kooperieren, dafür aber die Partnerschaft mit mehreren Aktivitäten im Jahr intensi- vieren ➜ Betriebe setzen bei Kooperationen am besten auf Schulen in der Nähe oder solche mit fachlichem Schwerpunkt, der zum Portfolio der Ausbildungsberufe passt ➜ Die Kooperation sollten regelmäßig gemeinsam mit den Schulen auf den Prüfstand gestellt und optimiert werden Tipps für gelungene Kooperationen Damit Partnerschaften mit Schulen in erfolgreiche Ausbildungsverhältnisse münden, gilt es einiges zu beachten Unterstützung für Unternehmen Die IHK und andere regionale Initiativen, wie Partner Schule Wirtschaft (PSW) oder Berliner Schulpate, geben Hilfestellung für die unternehmerische Berufsorientierung. ihk.de/berlin/ausbildungsbotschafter, bo-berlin.info, berliner-schulpate.de Viola Bösebeck, IHK-Ausbildungsmarketing Tel.: 030 / 315 10-835 viola.boesebeck@berlin. ihk.de Happy Azubis sind solche, die gut ins Unternehmen passen. Betriebe sollten sich frühzeitig auf die Suche machen FACHKRÄFTE | Berufsorientierung | 44 Berliner Wirtschaft 06 | 2023

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