Berliner Wirtschaft Juni 2023

S chnurgerade führt die mehr als einen Kilometer lange Bölschestraße vom S-Bahnhof Friedrichshagen bis zum Müggelsee. Einst erbaut, um mit den großen Geschäftsstraßen im Zentrum mithalten zu können, gilt sie noch heute als eine der schönsten Einkaufs-, Gastronomie- und Flaniermeilen Berlins. Zu den Besonderheiten gehört, dass sie in ihrem historischen Verlauf und der Bebauung weitestgehend erhalten geblieben ist. Über 100 Bauwerke stehen unter Denkmalschutz, darunter die Christophoruskirche und das ehemalige Rathaus Friedrichshagen. „Entscheidend für den Erfolg dieser charmanten und erfolgreichen Einkaufsstraße sind neben dem historischen Flair die inhabergeführten kleinen Geschäfte und der immer noch existierende Branchenmix. Aber auch das gute Zusammenspiel unseres lokalen Netzwerks spielt eine wichtige Rolle“, weiß Tobias Apelt. „Gerade mit dem großen Angebot an Waren des täglichen Bedarfs erreicht die ,Bölsche‘ einerseits als Nahversorgungszentrum die Menschen aus dem Kiez und andererseits viele Kunden, die deutlich außerhalb von Friedrichshagen wohnen“, so der Geschäftsführer der Rathaus Friedrichshagen Projekt GmbH & Co. KG. Auch das Rathaus selbst trägt mit seiner besonderen Mischung sehr zur Attraktivität der Bölschestraße bei. Seit 2010 die Polizeiwache aus dem Gebäude auszog, wird das Haus durch einen Zusammenschluss engagierter Bürger zum Zentrum für Kultur, Bildung, Soziales, Tourismus und Wirtschaft entwickelt. „Immer, wenn Geld da ist, geht es einen Schritt weiter“, erzählt der engagierte Geschäftsführer. „Gerade wurde nach zweijähriger Sanierung der Ratskeller neu eröffnet, nun möchten wir im Keller des Rathauses bis Ende des nächsten Jahres eine eigene Brauerei einbauen.“ In den nächsten Jahren ist nach Angaben des Bezirksamts geplant, die Bölschestraße fußgängerfreundlicher umzugestalten. Gelingen soll das beispielsweise durch mehr Sitzmöglichkeiten und Fahrradabstellplätze sowie breitere Baumscheiben und mehr Platz für die Außengastronomie. „Auf der einen Seite ist es mehr als wichtig, etwa Menschen mit Kinderwagen, Rollstühlen oder Rollatoren den Zugang zur Bölschestraße zu erleichtern“, sagt Tobias Apelt, „auf der anderen Seite gilt es den ÖPNV viel besser in Richtung Friedrichshagen auszubauen und gleichzeitig Parkplätze zu schaffen, damit die Besucher, die aus dem Umland kommen, bequem ihr Auto abstellen und auf der Bölschestraße einkaufen können.“ Sonst gingen die Kunden irgendwann eher ins Forum in Köpenick oder kauften bei Amazon ein. ■ 100 Gebäude entlang der Bölschestraße stehen unter Denkmalschutz, darunter das alte Rathaus Friedrichshagen. Schritt für Schritt wird die seit jeher attraktive Friedrichshagener Bölschestraße weiterentwickelt. Dabei gilt es viele Interessen im Blick zu behalten Charme der „Bölsche“ Für Tobias Apelt ist wichtig, dass die Bölschestraße sowohl Bewohner als auch Besucher anspricht FOTOS: CHRISTIAN KIELMANN Berliner Wirtschaft 06 | 2023

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