Berliner Wirtschaft Juni 2023

Z entren und Einkaufsstraßen stehen vor großen Herausforderungen. Neben den Folgen der Corona-Pandemie und aktuellen Beeinträchtigungen des Konsumklimas beschleunigen der Onlinehandel und die sinkende Attraktivität des Prinzips Kaufhaus den Wandel. Immer mehr kleinere inhabergeführte Einzelhandelsbetriebe schließen, damit geht ein Teil der Individualität der Kieze verloren. Allerdings betrifft dieser Strukturwandel die vielen Zentren der Hauptstadt nicht im gleichem Maße. Beispielsweise ist es gelungen, Berlins City West als Shopping-Standort attraktiver zu gestalten. So gaben bei einer Umfrage im Auftrag von IHK Berlin, AG City und Handelsverband Berlin-Brandenburg (HBB) knapp 35 Prozent der Befragten an, die Attraktivität von Kurfürstendamm und Tauentzienstraße habe sich gesteigert. Knapp 45 Prozent attestierten eine gleichbleibende Attraktivität. Die meisten Befragten kommen überwiegend mit Bus oder Bahn zum Einkaufen in die City West; das mit Abstand meiste Geld geben im Schnitt allerdings jene Besucher aus, die mit dem Auto zum Shoppen fahren. Bemerkenswert: Fast 70 Prozent der Teilnehmer nutzen zwar den Onlinehandel, besuchen aber dennoch die City West unverändert häufig zum Einkaufen (Bundesschnitt 48,6 Prozent). Willkommenskultur mit City Guides Dafür wird auch eine Menge getan. Angefangen bei der Erhöhung der Willkommenskultur durch City Guides über die kostenfreie Einwahlmöglichkeit ins WiFi bis hin zu verschiedenen Kunst- und Kulturangeboten, sorgt das große Engagement der Standortgemeinschaft für die ungebrochene Attraktivität am Standort rund um den Ku’damm und Tauentzien. Zur Finanzierung dieses Engagements mit einem geplanten Budget von rund 8,9 Mio. Euro diente ein Business Improvement District (BID). Weltweit als pragmatisches und funktionales Instrument in der Stadtentwicklung zum Erhalt oder zur Verbesserung der Standortqualität etabliert, werden beim BID zu 100 Prozent private Gelder investiert, um über die Maßnahmen der Stadt hinaus zusätzliche Projekte umzusetzen. „BIDs können keine toten Innenstädte wiederbeleben, jedoch Zentren, die in ihrer Struktur funktionsfähig sind, in ihrer Qualität so aufwerten, dass die Lebendigkeit erhöht sowie Frequenzen und Umsätze der Gewerbetreibenden gesteigert werden und sich das am Ende auch nachhaltig auf den Wert der Immobilien auswirkt“, erklärt Romy Schubert, Geschäftsführerin der BID Ku’damm-Tauentzien GmbH. „Durch unsere Aktivitäten wurde am Standort damit ein Qualitätsniveau erreicht, dass sich mit großen internationalen Metropolen messen kann“, fügt sie hinzu. Mittlerweile haben sich Gleichgesinnte mit fachlicher Expertise auch des über Jahrzehnte vernachlässigten Hardenbergplatzes angenommen. Unter dem Namen „Smart Space Hardenbergplatz“ soll der Bereich vor dem Bahnhof Zoologischer Garten bis 2026 gemeinsam mit der Berliner Stadtgesellschaft vom Bahnhofsvorplatz zu einem Stadtplatz mit erhöhter Robert Rückel, Vizepräsident der IHK Berlin und Geschäftsführer des Deutschen Spionagemuseums, ist seit Mai auch frisch gewählter Vorsitzender des Tourismusausschusses der DIHK. Bei der Gestaltung von Zentren setzt er auf private Akteure sowie Beratung und eine Anschub- finanzierung durch den Senat. FOKUS | Pragmatische Stadtentwicklung | 20

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