Berliner Wirtschaft April 2024

Das sind die drei Köpfe hinter dem Fintech Ecolytiq: Friedrich Hubel, David Lais und Mirko Kämpf (v. l.) Wer am Monatsende seine Kreditkartenabrechnung oder sein Konto studiert, weiß genau, wofür er wie viel Geld ausgegeben hat. Über die ökologischen Folgen machen sich aber wohl nur wenige intensiv Gedanken. Das will das Berliner Fintech Ecolytiq GmbH ändern. Das im Jahr 2020 mitten in der Corona-Pandemie von David Lais, Friedrich Hubel und Mirko Kämpf gegründete Start-up verarbeitet Daten von Zahlungsströmen. „Jede Transaktion hat einen Einfluss auf die Umwelt“, sagt Chief Technology Officer (CTO) Kämpf. „Wir analysieren die Zahlungsströme der Konsumenten, um den CO2-Fußabdruck zu schätzen, der aus seinen Käufen etwa für Lebensmittel, Kleidung oder Kraftstoff resultiert.“ Der Vergleich über einen längeren Zeitraum gibt wertvolle Hinweise. „Wenn der Konsument künftig Ticktes für den öffentlichen Personennahverkehr statt Benzin kauft, lässt sich daraus ableiten, dass er in diesem Bereich seinen CO2-Fußabdruck reduziert hat.“ Darüber hinaus würden diese Informationen helfen, Produkte der Bank, etwa Kredite für Solaranlagen, zu verkaufen und somit die nachhaltige Transformation beschleunigen. Kunden von Ecolytiq sind Banken und Kreditkartenunternehmen im In- und Ausland, darunter die niederländische Rabobank, HSBC im Vereinigten Königreich, die griechische Alpha Bank, und der Kreditkartendienstleister Visa. Die mithilfe der von Ecolytiq analysierten Daten zum CO2-Fußabdruck können die Kreditinstitute zum Beispiel in die Online-Banking-App ihrer Kunden einspeisen oder zusammen mit der Kreditkartenabrechnung als zusätzliche Information verschicken. „Das Interesse ist sehr groß“, beobachtet Kämpf. Aber an der Umsetzung hapere es noch. Nachhaltigkeitsprojekte hätten noch immer nicht die höchste Priorität in der Finanzwirtschaft. Den Markt teilt sich Ecolytiq mit anderen Wettbewerbern, die ähnliche Analyseprodukte anbieten. „Von der Konkurrenz setzen wir uns mit unserem Open-Source-Ansatz ab“, erklärt Kämpf. Der Kunde wisse also genau, wie die Daten zustande gekommen seien. „Mit dieser Transparenz können wir punkten, weil die Banken auch gegenüber ihren Kunden Auskunft geben wollen, wie Daten berechnet werden.“ Zwei Jahre nach der Gründung schlossen die Berliner mit internationalen Wagniskapitalgebern ihre erste Finanzierungsrunde über 13,5 Mio. Euro ab. Eine weitere Runde werde folgen. Wie viele Berliner Fintechs hat sich Ecolytiq im Wrangelkiez in Friedrichshain-Kreuzberg angesiedelt. 50 Beschäftigte arbeiten heute für das Unternehmen, bei dieser Zahl soll es vorerst bleiben. ■ Mirko Kämpf Von der Konkurrenz setzen wir uns mit unserem Open-SourceAnsatz ab. Gut vernetzt Ecolytiq-CTO Mirko Kämpf unter dem QR-Code auf LinkedIn: Ecolytiq ermittelt den CO2-Fußabdruck beim Geldausgeben. Für Banken und Kreditkartenanbieter ist diese Information wertvoll Ökobilanz auf dem Konto Fintechs | 25

RkJQdWJsaXNoZXIy MTk5NjE0NA==