Berliner Wirtschaft April 2023

Zu viele Lebensmittel landen in der Tonne und dürfen nicht wieder rausgeholt werden. Die Branche sucht nach neuen Wegen für noch gute Ware von Dr. Mateusz Hartwich Zweite Chance für Karotte & Co. Wer ist nicht gegen Lebensmittelverschwendung? Nicht erst seit dem russischen Überfall auf die Ukraine und der daraus resultierenden weltweiten Versorgungskrise bei vielen Grundnahrungsmitteln besteht in der Öffentlichkeit darüber Konsens, dass Getreide, Mais & Co. effizienter und umweltschonender produziert, transportiert und vertrieben werden müssen. Wie so oft wird das Ganze etwas komplizierter, sobald man ins Detail geht. Nehmen wir das Beispiel der Straffreiheit fürs „Containern“. In Deutschland ist es unter Androhung von Gefängnisstrafen – die aber in der Praxis nie verhängt werden – verboten, Lebensmittel aus Abfallbehältern (daher „Containern“) zu „retten“. Die Bundesregierung möchte diesen Paragraphen nun streichen. Der Lebensmittelhandel verweist dabei auf zwei Aspekte: Erstens sind die Waren potenziell gesundheitsschädlich, da entweder das Mindesthaltbarkeitsdatum lange abgelaufen ist oder weil in den Containern weiterer Abfall, wie Glassplitter, zu Verunreinigungen führen kann. Wer haftet dann bei Verletzungen oder Vergiftungen? Zweitens befinden sich die Con- tainer meistens in abgesperrten Bereichen auf dem Supermarktgelände, sodass Hausfriedensbruch begeht, wer sich dort Zugang beschafft. Viele Supermärkte bieten Ware mit kurzer Haltbarkeit zu günstigen Preisen an, beispielsweise über Apps BRANCHEN | Lebensmittelhandel | 38

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